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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Kette langsam hin und her. Ein Kälteschauer durchdrang ihn und ließ sein Blut erstarren. Nur langsam und stockend floß das eiskalte Blut durch seine Adern. Sein Körper verkrampfte sich, die Hoden zogen sich zusammen, die Eingeweide verspannten sich, und kalter Urin trat aus, obwohl er sich bemühte, ihn zurückzuhalten. Ganz in der Nähe erklang die Geige des blinden Sängers Zhang Kou. Eine weiche, klagende Melodie. Die Anspannung in seinem Körper löste sich, und der Urin floß über seine Oberschenkel, näßte sein Gesäß und besudelte, weil er kniete, auch seine schwieligen Fußsohlen. Er hörte, wie es durch seinen Hosenboden tropfte und davonrann.
    Der Polizist streckte eine kalte Hand aus, ergriff seinen Oberarm und zog ihn hoch. Noch immer leicht stotternd, sagte er: »S-s-steh auf.«
    Er wollte den Arm des Polizisten wegstoßen, aber die klirrenden Stahlreife an seinen Handgelenken schnitten ihm ins Fleisch. Erschrocken hielt er inne und streckte die Arme waagrecht von sich, als hielte er etwas Zerbrechliches und sehr Wertvolles in den Händen.
    »Steh auf!« Die Stimme des Polizisten quälte sein Ohr. Er wollte aufstehen, doch als sein rechter Fuß die Erde berührte, explodierte in seinem Fußknöchel ein scharfer, heißer Schmerz. Er taumelte und kniete unversehens wieder auf den Steinstufen. Die Polizisten griffen ihm von beiden Seiten unter die Achseln und zogen ihn hoch. Sein magerer Körper hing in den Armen der Polizisten wie das Pendel einer Standuhr. Der rechte Polizist stieß ihm ein Knie gegen das Steißbein. Wütend sagte er: »Auf die Beine mit dir. Als du die Kreisverwaltung demoliert hast, warst du nicht so zimperlich.«
    Diesen Satz verstand Gao Yang nicht sofort. Aber der Stoß des Eisenknies ließ ihn den Schmerz im Fußknöchel vergessen. Er zitterte am ganzen Leibe, und beide Füße landeten auf dem Boden. Er stand. Die Polizisten ließen ihn los. Der stotternde Polizist sagte: »Vorwärts! Beeilung!«
    Gao Yang wurde schwindlig, und obwohl er sich vorgenommen hatte, nicht zu weinen, schossen ihm Tränen in die Augen, und er sah alles nur verschwommen. Die Polizisten drängten ihn vorwärts. Die in seine Gelenke beißenden Handschellen ließen ihn plötzlich begreifen, was vorging. Er nahm allen Mut zusammen, traute sich aber nicht, die Polizisten anzusprechen. Mitleid heischend starrte er den Dorfvorsteher an, der, in sich zusammengesunken, an einer Akazie lehnte.
    »Onkel, was will man von mir? Ich habe nichts Böses getan.« Es war ein klagendes Schluchzen. Er wußte jetzt, daß er weinte, aber er hatte keine Tränen mehr. Seine Augen waren trocken und brannten. Er hatte die Frage an den Dorfvorsteher gerichtet, der ihn aus seinem Hof gelockt hatte. Gao Jinjiao lehnte an einem Baum und sah aus wie ein kleines Kind, das eine Ausrede sucht. Mechanisch stieß er immer wieder mit dem Rücken gegen den Baum. Seine Gesichtsmuskeln zuckten.
    »Onkel, ich habe nichts verbrochen. Weshalb hast du mich herausgerufen?«
    Auf dem halb kahlen Schädel des Dorfvorstehers bildeten sich große Schweißperlen. Er zeigte einen Mund voll gelber Zähne, als wolle er jeden Augenblick weglaufen oder losheulen.
    Der Polizist stieß Gao Yang erneut das Knie ins Gesäß und drängte ihn weiter. Gao Yang drehte sich um, blickte ihm ins Gesicht und sagte: »Genosse Polizist, ihr habt den Falschen verhaftet. Ich bin Gao Yang. Ihr habt bestimmt den Falschen.«
    Der stotternde Polizist sagte: »Du bist der, den wir festnehmen sollen.«
    »Ich heiße Gao Yang.«
    »Der Festzunehmende heißt Gao Yang.«
    »Was habe ich denn verbrochen?«
    »Du warst am Mittag des 28. Mai dieses Jahres als Rädelsführer an der Verwüstung der Kreisverwaltung beteiligt.«
    Der stotternde Polizist brachte das fließend heraus.
    Gao Yang wurde schwarz vor Augen. Er stürzte mit dem Kopf voran zu Boden. Als die Polizisten ihn hochzogen, verdrehte er die Augen und fragte mutlos: »Das soll ein Verbrechen sein?«
    »Jawohl. Gehen wir.«
    »Aber ich war nicht der einzige. Wir waren viele, sehr viele.«
    »Uns wird keiner entkommen.«
    Gao Yang senkte den Blick und wäre am liebsten mit dem Kopf gegen die Hauswand gerannt, um auf der Stelle tot zu sein. Aber die Polizisten hielten ihn an beiden Armen fest. Er konnte sich nicht bewegen. Erstaunt hörte er in der Nähe die Stimme des blinden Sängers, die ein aufpeitschendes und zugleich niederschmetterndes Lied vortrug. Gao Yang kannte den Text. Es war die Ballade von Gao Da-yi, der im

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