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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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umschloss den gesamten Nacken der Trägerin. Der moderne Kragen stand hoch und steil nach oben, sodass er bis zur Höhe ihres Scheitels reichen würde. Die fast unsichtbare Krümmung von Neles Rücken, von der sie wahrscheinlich nicht einmal selbst wusste, wurde von einem raffiniert fließenden Faltenwurf verborgen. Der dunkelgrüne Umhang mit den schwarzen Verbrämungen umhüllte die zierliche Gestalt der Braut zu drei Viertel, ließ die Vorderansicht aber frei und verlieh der Trägerin ein wenig mehr Größe und Eindruck. Franziska war zufrieden mit ihrer Arbeit und freute sich schon darauf, ihre Mutter in dem Umhang in die Kirche schreiten zu sehen. Zu gern hätte sie auch das dazu passende Brautkleid genäht, aber ihre Mutter hatte darauf bestanden, dies selbst zu tun. Bestimmt würde es viel zu hoch geschlossen und langweilig werden, dessen war Franziska sicher. Auf der anderen Seite, und das musste sie zugeben, durfte eine einunddreißigjährige Witwe sich bei ihrer zweiten Hochzeit nicht wie ein junges Ding kleiden. Schließlich war sie bereits im Großmutteralter, auch wenn sie auf Franziska viel jünger wirkte.
    *
    »Hau ab, ich muss arbeiten!«, sagte Karl zu dem gefleckten Kater mit dem dicken Kopf, der es sich zuerst auf dem Tisch und dann auf Karls Schoß bequem gemacht hatte. Das Tierdachte jedoch nicht daran, sich zu trollen, sondern spielte mit seinen Krallen versonnen in Karls Kleidern. »Gibt es hier keine Mäuse mehr zu fangen oder hast du diese Arbeit an eines deiner unzähligen Kinder übertragen?«, fragte Karl ihn. Der Kater machte noch immer keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Karl stupste ihn mit seiner Rechten an, und das Tier versuchte, seine scharfen Zähne in einen der hölzernen Finger zu schlagen, und schien enttäuscht zu sein, dass ihm das nicht gelang. Er versuchte es weiter.
    Das kostbare Katzenpärchen und der junge Kater waren eine der ersten Investitionen gewesen, zu denen Karl den Rosshändler überredet hatte. Eine ordentliche Anzahl von Katzen konnte die Mäuseplage und das Ausbreiten von Ratten spürbar im Zaum halten, und Hermanns Futterlager, Speisekammer und Keller würden es ihm danken. Die Tiere vermehrten sich munter, und bald wurden die kleinen Kätzchen zu einem der Markenzeichen des Rosshändlers.
    »So, und jetzt sorge entweder für neuen Nachwuchs oder tu sonst was Nützliches. Ich kann dich hier nicht gebrauchen.« Sachte setzte Karl den schweren Körper auf den Boden und gab ihm einen leichten Schubs. Der Kater sah kurz beleidigt zu ihm hoch, bevor er sich betont langsam und mit stolz erhobenem Haupt und emporgerecktem Schwanz aus der Tür begab.
    Zahl um Zahl trug Karl in Hermanns Kassenbuch ein. Im Lauf der Jahre hatte er einen gewissen Spürsinn dafür entwickelt, wie die Geschäfte des Händlers üblicherweise abliefen, und er musste den Meister schon lange nicht mehr wegen jeder Einzelheit seiner Abschlüsse um Auskunft fragen. Eines Tages hatte die damals dreizehnjährige Franziska plötzlich neben Karls Schreibpult gestanden und ihm überdie Schulter gespäht. Schnell hatte sie sein System begriffen. Karl teilte jede Seite in vier Spalten. In die erste trug er die Verkäufe und ihre Geldeingänge ein, in eine weitere die Einkäufe neuer Tiere, in die dritte die Kosten, die der laufende Betrieb verursachte, und in die letzte die Ausgaben für Hermanns Haushaltsführung. Unten auf jeder Seite fand sich der jeweilige Kassenstand, den er gemeinsam mit Hermann wöchentlich überprüfte.
    Ab diesem Tag leistete Franziska Karl öfter Gesellschaft, wenn er für den Rosshändler arbeitete, und es dauerte nicht lange, bis sie die Buchführung ebenso beherrschte und genauso sorgfältig wie er. Auch Nele hatte sich des jungen Mannes immer wieder bedient, wenn größere Aufträge oder die Zunftabgaben zu berechnen waren, und stets hatte er ihr gute Dienste geleistet. Umso mehr staunte sie, als sie eines Tages Franziska über die Bücher gebeugt vorfand, Tintenfass und Abakus neben sich und an den Summen für eine Brautausstattung nebst Aussteuer tüftelnd. Fortan erledigte Franziska diesen Teil der Arbeit, den ihre Mutter mit ihren geringen Schriftkenntnissen nur mangelhaft beherrschte.
 
    »Wie schlimm ist es denn heute, Beherrscher meines Geldes?«, hörte Karl nun den Hausherrn poltern. »Nage ich schon am Bettelstab oder kann ich dir noch eine warme Mahlzeit spendieren?«
    »Für einen Teller Suppe könnte es noch reichen, aber nur, wenn ich vor den

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