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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Augen und betrauerte jetzt still ihre Mutter. Und ihren Vater, an dessen tiefen Kummer sie sich nun erinnerte, damals vor zweiundzwanzig Jahren. „Von jenem Tag hat mein Vater sich nie erholt. Er liebte meine Mutter – ich erinnere mich jetzt, wie ernst und blass er war, wie rot seine Augen. Ich erinnere mich daran, wie verwirrt ich war.“
      Rex streichelte ihr nur die Schulter.
      „Als Vater starb, konnte ich nicht weinen, aber das habe ich dir erzählt. Es war wie in einem Traum. Ich wusste, dass er fort war, aber ich konnte nichts fühlen.“ Plötzlich sah sie ihn an. „Jetzt tut es so weh.“
      „Das weiß ich. Aber es gibt keine Möglichkeit, den Schmerz zu umgehen, Blanche. Du bist ein Mensch, und du musst um deine Eltern trauern, früher oder später.“
      Tränen strömten ihr über die Wangen, und der Kummer kam. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sie ihren Vater vermisste – und wie sehr sie ihre Mutter geliebt hatte.
      Liebevoll zog Rex sie in seine Arme.
      
    Als die Kutsche der Harringtons in die kurze Auffahrt einbog, die nach Bodenick Castle führte, lehnte Blanche sich aus dem Kutschenfenster. Verblüfft sah sie, dass die Turmruine wieder aufgebaut worden war, sodass sich die Silhouette des Schlosses wie neu vor dem wolkenlosen, strahlendblauen Himmel erhob. Die Moore dahinter waren in Purpur und Gold getaucht, und sie entdeckte eine Herde Stuten mit ihren Fohlen. Hinter dem ferneren Turm konnte sie die Wellen des Ozeans ausmachen, die an die schwarzen Klippen schlugen. Vor drei Tagen hatte Rex plötzlich vorgeschlagen, dass sie die Stadt verlassen und sich für den Sommer aufs Land zurückziehen könnten. Blanche hatte nur zu gern zugestimmt.
      Aber neben der Vorfreude hatte sie auch Angst empfunden. Sie konnte nicht vergessen, dass ihre Erinnerungen in Land’s End zum ersten Mal zurückgekehrt waren, und auch die Anfälle hatten hier begonnen. Seit ihrer Hochzeit vor drei Tagen waren viele Erinnerungen zurückgekehrt, aber sie war nicht in die Vergangenheit zurückgeholt worden. Mein Mann, so dachte Blanche, hat daran großen Anteil. Er hatte sich um sie gekümmert wie ein Vater um sein krankes Kind. Wenn die Erinnerungen sie zu überwältigen drohten, so hatte er sie geschickt abgelenkt. Blanche wusste, dass seine Besorgnis um sie absolut war, aber es machte ihr nichts aus. Er war ihr Anker, der ihr durch diese schwierige Zeit half.
      Doch Rex hatte auch gewusst, wann er gehen und sie ihrem Kummer überlassen musste. Der Kummer konnte so schnell kommen, dass er sie überraschte, aber das war weitaus besser, als immer wieder den Tag des Aufstands zu erleben. Ehe sie die Stadt verließ, hatte Blanche die Gräber ihrer Eltern besucht. Sie hatte sich entschieden, allein zu gehen.
      Jetzt freute sie sich zwar darauf, nach Land’s End zurückzukehren, aber sie war nicht sicher, was sie erwarten würde. Sie drehte sich um und sagte leise: „Es gefällt mir sehr hier. Die Luft ist so klar, und ich kann das Meer riechen.“
      Er lächelte, und in seinen Augen erschien ein vertrauter Glanz. „Ich bin froh darüber.“
      Blanche wurde es heiß. Als sie Rex heiratete, hatte sie nie mit Flitterwochen gerechnet, aber er war viel mehr als nur ihr Ehemann: Er war ihr Liebhaber. Jede Nacht seit ihrer Hochzeit teilte er das Bett mit ihr, und sie hatte ihn ermutigt, sie zu lieben. Sie schämte sich beinahe, mit welcher Vorfreude sie die Dunkelheit erwartete. Und sie wurde allmählich mit ihm vertraut. Am hellen, beinahe unverschämten Glanz in seinen dunklen Augen glaubte sie zu erkennen, dass sie wohl nicht bis zum Abend warten musste, um seine Leidenschaft zu spüren.
      Er streckte den Arm aus und strich mit einem Finger über ihre behandschuhte Hand. Auch so viel Zuneigung hatte Blanche nicht erwartet. Als die Kutsche anhielt, war sie aufgeregt. Ihre Postillione sprangen herab, um die Türen zu öffnen, und gleich darauf ließ Blanche sich von Rex aus dem Wagen helfen.
      Sie blickte sich um und freute sich zu sehen, dass der neue Stall fertig war, dann drehte sie sich um und bewunderte den frisch restaurierten Turm. „Hast du die neuen Räume schon eingerichtet?“
      Sein Grübchen erschien. „Das sollen deine Räume werden, daher solltest du es selbst tun.“
      Blanche konnte nicht warten. Sie freute sich darauf, den Garten zu verschönern und Blumen in jede Ecke des Hofes zu pflanzen. Rex hinkte zu ihr. „Dies ist ein seltener Moment, denn ich

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