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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Schulter zum Tor geworfen hatte, wo Kei mit den Wachposten sprach, sagte sie: »Ich bin Elspeth Braybrooke. Jetzt wisst Ihr meinen Namen und könnt mich loslassen.«
    »Und ich heiße …«
    »Euer Name interessiert mich nicht. Ich habe nicht die Absicht, ihn auszusprechen. Ihr habt mich von einer sehr wichtigen Aufgabe abgehalten.« Mit einer jähen Armdrehung löste sie sich aus seinem Griff. »Guten Tag, Sir.«
    Er packte ihren Arm wieder. Und abermals befreite sie sich mit einer flinken Bewegung. Sie schenkte ihm ein triumphierendes Lächeln, ehe sie nach den Stöcken griff.
    Vielleicht sollte er sie ihrem Schicksal überlassen. Vielleicht sollte er ihre Gleichgültigkeit als Segen ansehen, da er seine Reise fortsetzen und das ausführen konnte, was er an Addfwyns Leichnam gelobt hatte. Aber wie hatte die Frau seinen Griff so leicht brechen können? Nicht einmal Seith, mit dem er von klein auf trainiert hatte, schaffte es, seinem Griff zu entkommen.
    Tarran ging um sie herum und stellte einen Fuß auf die oberste Stange. Sie zog daran, hielt aber inne, als das Holz laut über den Stein schürfte.
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie aufblickend. »Warum lasst Ihr mich nicht in Ruhe?«
    Er nahm ihre Hand, nicht mit festem Griff, sondern so, als würde er ihr aus dem Sattel helfen. »Weil ich wissen möchte, wie es kam, dass Ihr aus einer Schießscharte gehangen habt.«
    Sie runzelte die Stirn »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht. Nur weil Ihr des Weges gekommen seid und Euch eingemischt habt, muss ich Euch nichts verraten. Wenn Ihr nun gehen würdet …«
    »Kindchen«, sagte Vala, deren beruhigende Stimme Müdigkeit verriet. »Tarran ap Llyr möchte nur sicher sein, dass Euch nichts geschieht.«
    Elspeth war die alte Frau gar nicht aufgefallen. Sich mit einem arroganten Waliser anzulegen war eines. Zu einer alten Frau grob zu sein, etwas ganz anderes. Sie zählte auf Latein bis zehn, sodann auf Normannisch und Englisch, ehe sie sagte: »Das einzig Schlimme, das mir heute widerfuhr, war Tarran ap Llyrs Schwert an meinem Arm.«
    Ihren Ellbogen reibend, der noch immer von dem Schlag brannte, sah sie den Mann an, dessen Stiefel auf dem Stock verharrte. Keiner Menschenseele hätte sie verraten, dass ihr die Luft weggeblieben war, als sie aus der Schießscharte fiel und sein Gesicht sah. Noch nie hatte sie ein solches Antlitz gesehen, kalt und wie aus Stein gemeißelt. Seine Augen, schwarz wie sein Haar, waren durchdringend und eisig. Mit seinen starken Armen, den eines Kriegers, den breiten Schultern und der entsprechend breiten Brust wirkte er einfach entmutigend.
    Aber sie war nicht gewillt, sich entmutigen zu lassen. Sie war nicht von St. Jude’s Abbey aus durch ganz England gezogen, um sich vom dunklen Blick eines Walisers aus der Fassung bringen zu lassen. Schon als Kind hatte sie viel von diesem Volk gehört. Verträumt, mit einer Neigung für Poesie, Musik und alten Sagen, waren die Waliser von Natur aus nicht so kampflustig wie die Normannen. Ihr Anführer Lord Rhys, Fürst von Deheubarth, der dies erkannte, hatte König Henry den Lehenseid geleistet, ehe der König aufbrach, um seine einstigen Verbündeten in Irland zu unterwerfen.
    »Bewegt Euren Fuß, Sir«, befahl sie.
    Er rührte sich nicht.
    »Besitzt ein Waliser nicht so viel Anstand, um den Wunsch einer Lady zu erfüllen?«
    »Besitzt eine Lady, die dumm genug ist, einen Waliser offen zu schmähen, nicht so viel Anstand, die Neugierde ihres Retters zu befriedigen, indem sie ihm erklärt, wie es kam, dass sie wie ein in der Sonne bleichendes Wäschestück aus der Schießscharte hing?«
    »Retter?« Sie lachte kalt, als er eine Hand aufs Knie stützte und die andere, mit einem Lederhandschuh umhüllte, hochhob. Ein beleibter Mann reichte ihm einen Falken. Wollte er ihr Angst machen? Er vergeudete seine Zeit. »Sir, ich sagte schon, dass ich keinen Retter brauche.« Mit einem Blick auf die Stangen fuhr sie fort: »Ihr wisst, was Ihr wissen müsst. Ihr könnt mich daher in Ruhe lassen.«
    »Erst, wenn Ihr meine Frage beantwortet, Elspeth.«
    »Meine Antwort kennt Ihr.« Sie sah ihn finster an. »Warum sollte ich Euch mehr sagen, wenn Ihr doch alles ruiniert habt?«
    »Alles ruiniert? Ich habe Euch gerettet. Wer hat Euch hinausgestoßen? Wen habt Ihr dermaßen erzürnt, Elspeth, dass er Euch durch die schmale Maueröffnung hinaus in den Tod stürzen ließ?«
    »Hinaus?« Sie lachte verbittert auf. »Ich wollte nicht hinaus. Ich versuchte,

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