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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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blickte auf den Stein am Wasser hinunter. »Übe Vergeltung … jetzt!«
    König Henry trat lachend auf den Stein, um den Fluss zu überqueren und sogleich wieder umzukehren. »Alte Frau, euer Merlin ist als Lügenmaul entlarvt.«
    Elspeth eilte, so schnell sie es mit ihrem wunden Fuß schaffte, nach vorne. Die Splitter von Druces Ring hatten sich tief in ihre Ferse eingeschnitten. Sie legte eine Hand auf Valas Arm. »Vergebt ihr, Euer Majestät. Sie ist nicht immer im Vollbesitz ihres Verstandes. Verzeiht ihr, denn es ist Ostermorgen.«
    Der König kniff die Augen zusammen. »Euch habe ich schon einmal gesehen.«
    »Das ist möglich.« Sie zog ihren Stock hinter dem Rücken hervor und stützte ihn auf den Boden.
    Wieder lächelte er, und sie wusste, dass er sich an sie von seinem einzigen Besuch in St. Jude’s Abbey her erinnerte. »Es sieht aus, als hätte ich noch eine Verbündete aus einer gänzlich unerwarteten Richtung, Lady …«
    »Lady Elspeth«, erwiderte sie.
    »Und Ihr habt ihr beigestanden?« Der König blickte hinter sie.
    Ein Blick über die Schulter war nicht nötig, als wundersam vertraute Finger sich darauflegten. Auch mit einem Verband im Gesicht und am Knie war Tarran der eindrucksvollste Mann am Ufer und stach sogar den König aus.
    »Das tat ich«, sagte Tarran.
    »Ihr seid …«
    »Tarran ap Llyr, Sohn des Fürsten Llyr.«
    Einige hielten hörbar die Luft an, als Tarran den Titel seines Vaters nannte, den die Normannen nie anerkannt hatten.
    Falls König Henry es wahrnahm, ließ er es sich nicht anmerken. »Ein weiser König weiß, dass er für jeden getreuen Untertanen dankbar sein muss, und einen Dummkopf nannte mich noch niemand.« Nach einem Blick auf den Stein sah er sie wieder an. Ein knappes Kopfnicken, und er setzte mit seinen Männern den Weg ins Dorf fort.
    Die Dorfbewohner folgten ihm und ließen die drei allein am Fluss zurück.
    Elspeth lachte.
    »Was ist so komisch?«, fragte Tarran.
    »Hast du das Geraune nicht gehört? Die Leute sagen, dass König Henry Irland nicht wirklich bezwungen haben kann, wenn Llech-lafars Fluch seine Wirkung nicht tun konnte, als der König auf den Stein trat.«
    »In Cymru lassen wir von unseren alten Sitten nicht so leicht ab, auch wenn die Tatsachen gegen sie sprechen.« Er lächelte Vala zu. »Danke für deine Hilfe. Niemand wird je in Frage stellen, ob dieser Stein der Zauberstein ist. Und niemand wird ihn anderswo suchen.«
    Vala gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann küsste sie Elspeth, ehe sie zum Haus ihrer Enkelin ging.
    Elspeth lächelte, als Tarran sie an der Hand nahm und mit ihr den Fluss entlangschlenderte, an dem sich Blumen durch das Gras drängten. Ihr Lächeln bebte, als er sagte: »Ich gebe es auf.«
    »Aufgeben? Was?«
    Er blieb stehen und sah sie an. Er umfasste ihre Hände und hielt sie zwischen sich und Elspeth. »Ich gebe es auf, dich behüten zu wollen, Elspeth Braybrooke. Nicht nur, dass du dich selbst gut schützen kannst, musste ich auf St. Govan’s Head auch feststellen, dass es einen hart ankommen kann, mit dir mitzuhalten.«
    »Ich könnte sagen, dass ich dich warnte.«
    »Und ich nehme an, dass du es tun wirst. Oft.« Er lehnte seine Stirn an ihre. »Du sollst wissen, dass ich vergangene Nacht einen sehr angenehmen Traum hatte.«
    »Wirklich?« Ihr Herz schlug höher. »Was hast du geträumt?«
    »Ich träumte von meinem zukünftigen Leben. Kein einfaches Leben, da du Teil davon sein wirst.« Er lachte auf. »Wenn es ein Vorbote der Zukunft ist, muss ich sagen, dass ich von nun an dir deinen Schutz selbst überlasse, es sei denn, du bittest mich um Hilfe.«
    »Und was wirst du machen?«
    »Dich lieben.«
    Sie sah in seine dunklen Augen, aus denen jene Leidenschaften sprachen, mit deren Erkundung sie erst begonnen hatten. »Und ich werde meine gesamte Zeit damit verbringen, Eure Liebe zu erwidern, Fürst Tarran ap Llyr.« Sie schenkte ihm ein keckes Lächeln. »Aber was ist, wenn einer von uns Schutz braucht?«
    »Dann werden wir einander wohl gegenseitig schützen müssen.« Er tippte ihr auf die Nase. »Wir beide, und nicht nur du als einsame Einzelkämpferin. Wie hört sich das an?«
    »Wundervoll.«
    »Für den Rest deines Lebens?«
    Ihre Antwort war ein langer, süßer Kuss, beredter als noch so viele Worte.
     
    - ENDE -

Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel
»One Knight Stands«
bei Signet, a member of Penguin Group Inc., New York.
     
     
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