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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Stimmen vernahm, drehte er sich nicht um und ließ die Frau nicht aus den Augen.
    »Loslassen!«, rief er.
    Sie warf einen Blick nach unten und runzelte die Stirn. Sie schüttelte den Kopf, dass ihr rotes Haar nur so flog, und versuchte, die Zehen in eine Spalte zwischen den Steinen zu zwängen.
    Verstand sie kein Walisisch? Dann musste sie aus den Grenzmarken stammen.
    »Loslassen!«, rief er in der anglonormannischen Sprache der englischen Gebiete östlich des Offa’s Dyke. Er hatte sie als Kind zugleich mit dem Walisischen erlernt. »Ich fange Euch auf!«
    »Fort mit Euch!«, befahl sie. »Ich brauche Eure Hilfe nicht.«
    »Ist sie nicht ganz richtig im Kopf?« Seith griff nach den Zügeln von Tarrans Pferd und hinderte es daran, sich zu bewegen. Er nahm den Falken und balancierte ihn auf seinem linken Arm, der so dick war wie seine Beine.
    »Vermutlich, aber auch eine Verrückte verdient es nicht, zu Tode zu stürzen.« Tarran biss die Zähne zusammen. Beim heiligen David, nie wieder wollte er eine Frau mit gebrochenen Gliedmaßen, blutig und tot sehen! Er zog sein Schwert, reckte sich und schlug mit der flachen Seite der Klinge der Frau auf die Kehrseite. »Loslassen!«
    Anstatt ihm zu gehorchen, trat sie ihn und klammerte sich wie eine Klette an den schmalen Mauerschlitz. »So verschwindet doch endlich! Ich brauche Eure Hilfe nicht. Ich will sie nicht. Ihr sollt fortgehen. Nun geht schon!«
    Eine Verrückte!
    Wieder hob er das Schwert. Diesmal schlug er sie fest auf den rechten Ellbogen.
    Sie schrie auf, als die Finger ihrer Rechten den Halt verloren. Eine Sekunde lang hing sie an der Linken, während sie mit der anderen Hand nach neuem Halt tastete. Als ihre Finger abrutschten, stöhnte sie auf. Und dann fiel sie. Er streckte die Arme aus und fing sie auf, ehe sie auf den Steinen auftreffen konnte. Ihre Beine schlugen gegen seine Brust, dass ihm laut die Luft entfuhr. Er drückte ihre wild um sich schlagenden Gliedmaßen an sich. Ihre Hand schlug sein Kinn. Sie fest an sich pressend, ließ er sich zurück in den Sattel fallen. Schmerz durchschoss seine Schenkel, die den Aufprall ihres Sturzes auffingen. Das Pferd wieherte angstvoll. Er beruhigte es mit leisen Worten, hielt dabei jedoch den Blick auf die Frau in seinen Armen gerichtet.
    Rotes Haar umrahmte ihr Gesicht und umgab lockig die Schultern des schiefergrauen Gewandes, das sie über einem hellblauen Unterkleid trug. Es war ein schlichtes Gewand ohne viel Stickerei, doch war der Stoff feiner als alles, was eine Bauersfrau besitzen konnte. Ihr an ihn gedrückter Körper war kurvenreich, jedoch so fest und straff wie der eines durchtrainierten Kriegers. Ihr feines Gesicht zwang einen Mann, es anzusehen, immer wieder anzusehen. Ihre Lippen, die sie geöffnet hielt, da sie vor Anstrengung keuchte, waren weich und üppig. Ihre strahlenden grünen Augen trübte kein Anzeichen von Wahnsinn. Sie schloss sie, und ihr Körper drängte sich an seinen, als sie um Atem rang.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Vala, aus Angst lauter als sonst.
    »Sie lebt.« Tarran holte tief Luft und atmete langsam aus, als er seine Männer ansah. Neben Seith waren es noch drei andere, die sich verschworen hatten, ihm zu seiner Rache zu verhelfen.
    Iau ap Mil war Seiths jüngerer Bruder, sein Leibesumfang war ebenso stattlich wie der von Seith. Ihm zur Seite ritten Kei ap Pebin und Keis Vetter Gryn ap Dwnn. Niemand sprach ein Wort.
    »Gott hat sie behütet.« Tarran wollte sich seine Verbitterung nicht anmerken lassen. Seiner geliebten Addfwyn war niemand zu Hilfe geeilt. Sie hatte ihren Mördern allein gegenübergestanden.
    In der Burg ertönte Hörnerschall, das Zeichen dafür, dass man sie an der Mauer bemerkt hatte. Tarran schenkte dem Signal keine Beachtung und sah wieder die Frau in seinen Armen an. Hatte sie das Bewusstsein verloren? Zorn wallte in ihm auf, eine ihm wohlbekannte Gemütsregung. Was immer diese Frau angestellt hatte, es war kein Grund, sie aus der schmalen Maueröffnung zu stoßen. Und ein Unfall war ausgeschlossen, da die Öffnung zu klein war, um einen zufälligen Sturz zuzulassen.
    »Sie kommt zu sich!«
    Tarran bedurfte Valas Warnung nicht, da die Frau einen bebenden Atemzug tat. Dabei streifte ihr Körper den seinen, Grund für ihn, selbst scharf einzuatmen. Er machte ein finsteres Gesicht und fluchte. Von Wut und Rachedurst abgesehen hatte er nach Addfwyns Tod jede leidenschaftliche Regung aus seinem Wesen verbannt, und so sollte es bleiben.
    »Gemach,

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