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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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    Die Proxima-Centauri-Expedition, 2119 von der Jordan-Stiftung finanziert, war der erste Versuch, die Nachbarsterne unserer Galaxis zu erreichen. Über ihr tragisches Schicksal können wir nur Vermutungen anstellen ...
    Auszug aus Die Romantik der modernen Astrographie von Franklin Buck, Lux Transcriptions, Ltd., 3.50 Kr.
     
1.
     
    »Paß auf! Ein Mutie!«
    Hugh Hoyland duckte sich, noch ehe die Warnung ganz ausgesprochen war. Ein eigroßes metallenes Wurfgeschoß zischte mit beträchtlicher Wucht gegen das Schott. Durch die Heftigkeit seiner Bewegung hatte Hugh den Halt unter den Füßen verloren. Während er langsam zu Boden schwebte, stieß er sich mit den Beinen von der hinter ihm liegenden Wand ab und schoß den Schiffskorridor entlang, das Messer abwehrbereit in der Rechten.
    Er drehte sich in der Luft und bremste seinen Flug an dem gegenüberliegenden Schott, wo der Gang eine Biegung machte. Behutsam schwebte er zu Boden und spähte in den leeren Seitengang. Seine beiden Begleiter schlossen mit schwerfällig schlurfenden Schritten auf.
    »Ist er weg?« erkundigte sich Alan Mahoney.
    »Allerdings«, knurrte Hoyland. »Ich glaube, es war eine Frau. Ich habe gerade noch gesehen, wie sie in dem Luk verschwand. Sah ganz so aus, als hätte sie vier Beine gehabt.«
    »Zwei Beine oder vier, erwischen werden wir sie jetzt doch nicht mehr«, kommentierte der dritte.
    »Wer, zum Huff, will sie denn erwischen?« brummte Mahoney. »Ich ganz bestimmt nicht!«
    »Aber ich«, warf Hoyland ein. »Bei Jordan, wenn sie nur ein wenig besser gezielt hätte, dann wäre ich jetzt konverterreif.«
    »Bringt denn keiner von euch beiden auch nur drei Worte hervor, ohne gleich zu fluchen?« tadelte der dritte ungehalten. »Wenn der Kapitän euch hört!« Ehrfürchtig berührte er bei der Nennung dieses hohen Titels seine Stirn.
    »Ach, um Jordans willen«, schnaubte Hoyland, »sei doch nicht so pingelig, Mort Tyler, schließlich bist du noch kein Wissenschaftler. Ich glaube nicht, daß ich weniger fromm bin als du, aber eine so große Sünde ist es auch nicht, wenn man seinen Gefühlen hin und wieder Luft macht. Sogar Wissenschaftler fluchen, ich habe es selbst gehört.«
    Diese Lästerung ging Tyler nun doch zu weit. Er wollte dem anderen seine Meinung sagen, aber dann überlegte er es sich. Es hatte ja doch keinen Sinn.
    Mahoney zupfte Hoyland am Ärmel. »Komm, Hugh, laß uns von hier verschwinden. So weit oben waren wir noch nie, und ich fühle mich gar nicht wohl in meiner Haut. Ich mag es nicht, wenn man sein Gewicht nicht spürt.«
    Das Messer immer noch fest umkrampft, blickte Hoyland verlangend zum Luk, durch das seine Angreiferin getaucht war. Dann wandte er sich an Mahoney. »Okay, Kleiner, es ist ohnehin ein weiter Weg nach unten.«
    Er drehte sich um und schlitterte den Weg zum Luk zurück, durch das sie dieses Stockwerk erreicht hatten. Die beiden anderen folgten ihm. Er beachtete die Leiter gar nicht, sondern trat in die Öffnung und schwebte die fünf Meter zur nächsten Etage hinunter, Tyler und Mahoney dicht hinter ihm. Ein weiteres Luk, ein paar Schritte vom oberen entfernt, brachte sie auf das nächste Stockwerk. Tiefer und tiefer schwebten sie, Dutzende von Decks, alle still, nur schwach beleuchtet und geheimnisvoll. Jedesmal fielen sie ein wenig schneller und landeten etwas härter auf den Füßen.
    Schließlich protestierte Mahoney. »Ich möchte den Rest des Weges lieber die Leitern benutzen, Hugh. Ich bin das letzte Mal ganz schön aufgeprallt, und mir tun die Füße weh.«
    »Na schön, aber dann dauert es viel länger. Wie tief sind wir denn schon? Hat einer von euch mitgezählt?«
    »Noch ungefähr siebzig Decks, bis wir das Farmland erreichen«, meldete Tyler.
    »Woher willst du das wissen?« erkundigte Mahoney sich mißtrauisch.
    »Weil ich sie beim Hochsteigen gezählt habe, Dummkopf. Und beim Heruntergleiten habe ich sie eben abgezogen.«
    »Das glaube ich dir nicht. Nur die Wissenschaftler können so gut zählen. Bloß weil du lesen und schreiben gelernt hast, kannst du noch lange nicht alles.«
    »Vielleicht hat er sie doch gezählt, Alan«, warf Hoyland ein, ehe die beiden sich vollends in die Haare fuhren. »Mort ist ein kluges Köpfchen. Meinem Gewicht nach mag er recht haben.«
    »Ach was, er bildet sich sowieso schon zuviel ein. Vielleicht sollte ich ihn mein Messer kosten lassen«, knurrte Mahoney.
    »Bist du nicht gescheit!« fuhr Hoyland auf. »Du weißt genau, daß Duelle außerhalb des

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