Die Last der Schuld
ich ihr gesagt, sie soll nach Hause gehen und sich erholen.«
»Danke!«
Calebs Handy vibrierte, und er ging ran. Monroe war am Apparat. Ohne jede Vorrede sagte er: »Kara ist entkommen.«
»Was?«, brüllte Caleb in den Hörer.
Lana war völlig allein. Schutzlos. Ein eisiger Schauder überlief seine Haut.
»Sie sollte an einen sichereren Ort gebracht werden, aber der Transport wurde unterwegs überfallen. Zwei Männer wurden getötet, drei weitere verletzt.«
»Wo und wann ist das passiert?« Caleb war bereits auf dem Weg zu seinem Wagen.
»Sie hat sich eines der Eskortfahrzeuge geschnappt. Die Polizei sucht nach dem Wagen, aber die meisten der Männer sind noch bei der First Light Foundation im Einsatz. Kara hatte bereits mehr als genug Zeit, um in die Stadt zurückzukehren. Sie wird Lana als Zeugin aus dem Weg schaffen wollen, also lassen Sie sie nicht aus den Augen.«
»Zu spät«, erwiderte Caleb und beendete das Gespräch.
Er bemühte sich, nicht in Panik zu geraten, doch er war kurz davor. Lana war mutterseelenallein, und Kara auf freiem Fuà und in der Lage, ihr etwas anzutun.
»Alles in Ordnung?«, fragte Grant, der ihm zum Wagen gefolgt war.
»Nein. Kara ist entkommen. Sie hat es auf Lana abgesehen.«
»Lass mich fahren«, sagte Grant. »Ich hab die nötige Ausrüstung im Kofferraum.«
Mit »Ausrüstung« meinte er Waffen. Und wie er Grant kannte, reichlich davon.
Caleb versuchte, Lanas Hausanschluss zu erreichen, doch er bekam lediglich den Anrufbeantworter zu hören.
Er betete zu Gott, dass sie noch einkaufen war oder im Stau steckte oder sonst etwas tat, das sie davon abhielt, ihr Zuhause vor Caleb zu erreichen.
***
Lana schloss die Wohnungstür auf und ging hinein. Ihre Augen benötigten einen Moment, um sich von der Helligkeit drauÃen auf die anderen Lichtverhältnisse umzustellen. Im nächsten Moment entdeckte sie Phil, der zusammengesunken auf ihrem Sofa lag, eine ausgefranste Schusswunde an der Schläfe. Blut und schleimige Gehirnfetzen klebten an den gerahmten Skizzen ihrer Familie.
Lana versuchte verzweifelt, sich einen Reim auf all das zu machen, doch ihr Verstand setzte aus. Sie wandte den Kopf in Richtung eines roten Blinklichts, das ihr plötzlich ins Auge sprang. Auf einem Stativ stand eine zierliche Videokamera, die so ausgerichtet war, dass sie das kleine Wohnzimmer im Blick hatte. Das Blinklicht deutete an, dass das Gerät aufzeichnete.
Kara richtete ihre Waffe auf Lana und schenkte ihr ein eisiges Lächeln. »Ich finde, das Ganze hat sich lange genug hingezogen, oder?«
33
Marcus wusste, wo er Kara finden würde. Sie war geradezu davon besessen, die Sache mit Lana zu beenden.
Er brauchte eine Weile, um Lana Hancocks Adresse herauszufinden. Die Frau schützte ihre persönlichen Daten und besaà eine Privatnummer. Doch sein gut bezahlter Computerhacker klinkte sich kurzerhand in ihre Krankenakte ein und löste das Problem im Handumdrehen.
Marcus hatte sich des Wagens entledigt, mit dem er Karas Sicherheitstransport überfallen hatte â für den Fall, dass einer der Wachleute lange genug überlebte, um ihn identifizieren zu können. Stattdessen saà er nun am Steuer einer Allerweltslimousine, die im Verkehr unterging.
Marcusâ Gesicht hatte nichts Bemerkenswertes an sich, und obwohl er seinen Körper stets in Topform hielt, trug seine maÃgefertigte Kleidung dazu bei, seine GröÃe sowie seine Statur wirkungsvoll zu kaschieren. Er konnte sich mühelos in aller Ãffentlichkeit verstecken. Niemand sah seinetwegen zweimal hin. Niemand hielt ihn für einen Mann, der gerade im Begriff war, zwei Frauen zu töten sowie jeden anderen, der ihm dabei in die Quere kam.
***
Die Angst machte Lana unbeholfen. Langsam. Sie tastete rückwärts nach der Tür, doch Kara hielt sie zurück.
»Oh nein, das wirst du nicht tun! Du wirst mir nicht länger davonlaufen. Wir werden die Sache hier und jetzt zu Ende bringen.«
»Du wirst mich töten.« Lanas Herz schlug so kräftig, dass sie das Gefühl hatte, Kara müsste es hören.
»Natürlich. So wie es sich gehört. Du solltest dich glücklich schätzen.«
»Glücklich?« Lana wünschte sich, sie besäÃe ein Handy. Vielleicht hätte sie es geschafft, die 911 anzurufen. Oder Caleb.
»Du hast anderthalb Jahre mehr bekommen, als dir
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