Die Last der Schuld
Dinge zwischen ihnen vielleicht anders gelaufen.
Hätte, wäre, wenn . Caleb erstickte jenen Gedanken, bevor er sich in ihm festbeiÃen konnte. Wäre konnte einen Mann das Leben kosten.
***
Lana hatte nicht einmal Zeit, sich Kaffee einzuschenken, ehe die erste Katastrophe des Tages über sie hereinbrach. Sie massierte sich die Schläfen, um die Spannungskopfschmerzen zu bekämpfen, die sich von Stunde zu Stunde sprunghaft steigerten. Doch Kopfschmerzen hin oder her, ihre Benefizveranstaltung in zwei Wochen rückte mit groÃen Schritten näher, und die würde sich nicht von allein organisieren. »Und er hat wirklich das Wort absagen benutzt?«, fragte sie Stacie, ihre Kollegin und Freundin.
Stacie Kramer war eine zierliche, elegant gekleidete Frau mit einem freigebigen Lächeln â und das, obwohl das Schicksal hartnäckig versucht hatte, ihr jeglichen Sinn für Humor zu rauben. Sie war alt genug, um eine Lesebrille zu benötigen, und jung genug, um sie zu hassen, daher hing die Sehhilfe meist unbeachtet an einer Perlenkette um ihren Hals.
Stacie blinzelte ihre Notizen an, während sie den Block auf Armlänge von sich hielt. »Seine genauen Worte waren: âºSagen Sie meiner süÃen Lana, dass ich dringend nach Mailand muss. Meine Muse hat mich verlassen, dieses Miststück. Ich bin mir sicher, dass ich sie dort finden werde, während sie mit anderen Männern herumhurt.â¹Â«
»Na groÃartig«, erwiderte Lana. »Wenn uns Seine Künstlerische Eminenz Armand im Stich lässt, werden die anderen Künstler es nicht mehr für eine Ehre, sondern für eine Verpflichtung halten, an unserer Veranstaltung teilzunehmen.«
»Die Befürchtung habe ich leider auch«, erwiderte Stacie.
»Ich hätte ihn zwingen sollen, einen Vertrag zu unterschreiben, wie alle anderen Künstler auch.«
»Du hast es versucht, aber er hat sich strikt geweigert, schon vergessen?«
Lana seufzte, um ihren Frust ein wenig abzubauen. Die Veranstaltung sollte einem guten Zweck dienen. Warum konnte ihr das Schicksal nicht mal eine verdammte Pause gönnen? »Wie viele Künstler haben sich bislang bereit erklärt, uns ihre Werke zu spenden?«
»Zwölf. Sutter hat heute Morgen abgesagt, ohne den Vertrag unterschrieben zu haben.«
»Die Tatsache, dass Armand uns versetzt hat, macht also schon die Runde.« Lana unterdrückte einen Fluch. Wären ihr die unflätigen Worte herausgerutscht, hätte Stacie sie mit einem ihrer enttäuschten mütterlichen Blicke bedacht â und davon hatte Lana in ihrem Leben schon genug gesehen.
Ihre Stiftung, die First Light Foundation, erfolgreich in Gang zu bringen war sowohl schwieriger als auch befriedigender gewesen, als sie es sich je vorgestellt hätte. Natürlich war die Stiftung streng genommen immer noch nicht erfolgreich, aber der Erfolg stand kurz bevor â er war fast schon zum Greifen nah. Die Kunstauktion würde der Stiftung finanziell genug Leben einhauchen, um eine zweite Vollzeitkraft einstellen zu können. Und dann hätte Lana mehr Freiraum, um den Wirkungsbereich der Stiftung auszudehnen.
Die Zielsetzung von First Light war relativ simpel: Kindern einen sicheren Ort zu bieten, wo sie nach der Schule oder in den Ferien hingehen konnten, damit sie nicht auf die Idee verfielen, sich die Zeit mit Drogen oder Gewalt totzuschlagen. Lana versuchte, die Kids mit Kunst, Musik und Spielen zu beschäftigen, in der Hoffnung, dass ihnen für dumme Gedanken keine Zeit blieb. Die Stiftung bot ihnen zudem Hilfe bei den Hausaufgaben, organisierte sportliche Aktivitäten und kümmerte sich in einer Eins-zu-eins-Betreuung um Kinder, die besonders schwierig oder gefährdet waren. Dutzende freiwilliger Helfer aus der Umgebung investierten viel Zeit und Hingabe, um all dies zu ermöglichen, und Lana war stolz auf das, was sie erreicht hatte, auch wenn es bei Weitem nicht reichte.
Ihre Familie hingegen war der Ansicht, sie würde ihre Energie an ein hoffnungsloses Unterfangen verschwenden. Es sei unverantwortlich, in ihrem »Zustand« eine derart belastende und finanziell risikoreiche Aufgabe zu übernehmen â als wäre Lana nicht seit Monaten gesund und bei Kräften. Ihre Mutter hatte keinerlei Verständnis für Lanas Drang, sich gefährdeten Kindern und Jugendlichen zu widmen. Warum sollte sie sich eine solche Bürde auferlegen?
Doch im Gegensatz
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