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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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breite Bänder aus Lava aus der Erde und wurden vom Berg wieder verschluckt, doch das schien kein Geräusch zu machen, ein Stummfilm, unwirklich. Nur ab und zu dröhnte es aus dem Gedärm der Erde hoch.
    »Es lässt nach«, stellte Franziska fest. Sie musste nicht mehr schreien.
    Joe stand auf und klopfte sich den Staub, die winzigen Steinkörnchen und die Asche vom Körper.
    »Das war es«, atmete Franziska auf, »hoffentlich. Der Druck in der Magmakammer könnte entlastet sein. Wenn wir Glück haben …«
    Sie wischte sich den Staub aus den Haaren, wankte auf Joe zu, der selbst noch ganz unsicher auf den Beinen stand. Die beiden blickten um sich und sahen die grauen Umrisse der anderen Überlebenden, die durch die Asche stapften, krochen, stolperten – jeder auf seinem eigenen Weg in die Sicherheit.
    »Das war’s?«, fragte er ungläubig.
    »Das könnte es gewesen sein.«
    Sie erklommen den Kraterrand – wie zwei Astronauten, die auf einem feindlichen Planeten gestrandet waren.

Morgen
    Die Wogen des Atlantiks rollten träge heran und brachen sich mit lautem Donnern an dem flachen, weißen, mit kleinen Muscheln übersäten Strand der Insel.
    Franziska hatte sich in all der Eile noch einen neuen Bikini besorgt, der Joe beeindrucken sollte – und der seine Aufgabe zu ihrer vollsten Zufriedenheit erledigte. Das Ding war eine psychedelische Extravaganz mit poppigem Muster, obwohl dafür eigentlich viel zu wenig Stoff zur Verfügung stand. Erst wollte sie sich gar nicht trauen, den Bikini öffentlich zu tragen, dann überwand sie sich doch und Joe schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Die Sonne schien tatsächlich den ganzen Tag vom wolkenlosen Himmel und spiegelte sich grell im Wasser. Franziska klappte ihr Buch zu und kniff die Augen zusammen, um den kleinen Punkt erkennen zu können, der am Rande dieser Masse geschmolzenen Silbers vergnügt im hellweißen Sand spielte. Der Punkt war Clara. Selten zuvor hatte sich Franziska so glücklich gefühlt.
    Sie blickte hinüber zu Joe, der ruhte mit dem Bauch nach unten auf dem Liegestuhl und tat so, als ob er döste, die Sonnenbrille in die Stirn geschoben. Seine Arme baumelten müde zur Seite herab auf den warmen Sand des Strandes. Aus den Augenwinkeln genoss er ihren Anblick.
    Er hatte darauf bestanden, Franziska und Clara mitzunehmen, und nach einigem Hin und Her willigte die Behörde schließlich ein. Man wusste, was man ihm zu verdanken hatte.
    Franziska legte ihr Buch zur Seite.
    »Was liest du?«, wollte Joe wissen. Er drehte sich auf den Rücken.
    »Ach, irgendeinen Roman.«
    »Und, ist er spannend?«
    »Es geht. Ideal für den Strand.« Sie bemerkte einen Zettel, den Joe festkrallte. »Was hast du da?«
    Joe zeigte ihr ein Fax. »Mach dir keine Sorgen. Das mit dem Vulkan war offenbar nur eine Episode.«
    Sie nahm das Fax. »Die Beben flauen ab«, stellte sie zufrieden fest. »Keine spürbaren Erdstöße mehr seit einer Woche.« Dann sah sie Joe an. »Du bist immer bei der Arbeit, oder?«
    »Ja.«
    »Machst du nie einmal Pause?«
    »Nein.« Er blickte auf Franziska, die sich neben ihm in dem aufregenden Bikini auf der Liege räkelte. »Obwohl … ich auch gern eine Ausnahme mache.«
    Sie lachte und drehte sich auf den Rücken.
    »Ich werde mich wohl umgewöhnen müssen.« Er küsste ihren Nabel. »Ich hatte ein Foto von dir in meiner Schublade. Das hatte ich aus dem Fernsehinterview ausgedruckt, das du damals gegeben hattest. Du warst mir auf Anhieb sympathisch. Nein, das stimmt nicht …«
    Franziska blickte ihn fragend an.
    »Du hast mir auf Anhieb gefallen.«
    Charlie kam vorbei, der Nordengländer. »Ihr werdet zusammenziehen?«
    »Ja«, antworteten Franziska und Joe gleichzeitig.
    »Ich will mich verabschieden. Ich habe einen neuen Auftrag. Morgen geht es los in die Osttürkei und von dort über die Grenze. Ich werde da wohl irgendetwas aufräumen, was die Iraker zusammengepanscht – und die Amerikaner dann entdeckt und eingesetzt haben.«
    »Ich habe gekündigt!«, sagte Joe. »Keine weiteren Aufträge mehr.«
    Charlie wusste es schon. »Hat sich bereits herumgesprochen.«
    »Ja. Viel Glück, Charlie!«
    »Auch dir … euch viel Glück«, antwortete der Nordengländer und kicherte. »Es wird sich noch zeigen, wer von uns das größere Wagnis eingeht.«
    Der breite Strand aus glänzend weißem Muschelsand erstreckte sich bis zum Horizont, und aus der grünen Lagune rollten die Brecher heran und klatschten in blendenden weißen Streifen an

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