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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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die äußerliche Arbeit und Kriegsunruhe etwas zu schaffen gab. Ich hatte zwar nichts zu tun, als einzig meinem Rittmeister aufzuwarten; aber solches lernete mich die Liebe mit solchem Fleiß und Eifer verrichten, daß mein Herr tausend Eid für einen geschworen hätte, es lebte kein treuerer Diener auf dem Erdboden. In allen Occasionen, sie wären auch so scharf gewesen, als sie immer wollten, kam ich ihme niemalen vom Rucken oder der Seiten, wiewohl ichs gar nicht zu tun schuldig war; und überdas war ich allzeit willig, wo ich nur etwas zu tun wußte, das ihm gefiel. So hätte er auch gar wohl aus meinem Angesicht lesen können, wann ihn nur meine Kleider nicht betrogen, daß ich ihn weit mit einer anderen als eines gemeinen Dieners Andacht geehrt und angebetet. Indessen wuchs mir mein Busen je länger und größer, und druckte mich der Schuh je länger je heftiger, dergestalt, daß ich weder von außen meine Brüste noch den innerlichen Brand im Herzen länger zu verbergen getraute.
    Als wir Iglau bestürmet, Trebitz bezwungen, Znaim zum Accord gebracht, Brünn und Olmütz unter das Joch geworfen und meistenteils alle anderen Städte zum Gehorsam getrieben, seind mir gute Beuten zugestanden, welche mir mein Rittmeister meiner getreuen Dienste wegen alle schenkte, wormit ich mich trefflich montirte und selbst zum allerbesten beritten machte, meinen eignen Beutel spickte und zu Zeiten bei den Marquetentern mit den Kerln ein Maß Wein trank.
    Einsmals machte ich mich mit etlichen lustig, die mir aus Neid empfindliche Worte gaben, und sonderlich war ein Feindseliger darunter, der die böhmische Nation gar zu sehr schmähete und verachtete. Der Narr hielt mir vor, daß die Böhmen einen faulen Hund voller Maden für einen stinkenden Käs gefressen hätten, und foppte mich allerdings, als wann ich persönlich darbei gewesen wäre. Derowegen kamen wir beiderseits zu Scheltworten, von den Worten zu Nasenstübern, und von den Stößen zum Rupfen und Ringen, unter welcher Arbeit mir mein Gegenteil mit der Hand in Schlitz wischte, mich bei demjenigen Geschirr zu ertappen, das ich doch nicht hatte; welcher zwar vergebliche, doch mörderische Griff mich viel mehr verdrossen als wann er nicht leer abgegangen wäre. Und eben darum wurde ich desto verbitterter, ja gleichsam halber unsinnig, also daß ich all meine Stärk und Geschwindigkeit zusammengebot und mich mit Kratzen Beißen Schlagen und Treten dergestalt wehrete, daß ich meinen Feind hinunter brachte und ihn im Angesicht also zurichtete, daß er mehr einer Teufelslarven als einem Menschen gleich sah. Ich hätte ihn auch gar erwürgt, wann mich die andere Gesellschaft nicht von ihm gerissen und Fried gemacht hätte. Ich kam mit einem blauen Aug darvon und konnte mir wohl einbilden, daß der schlimme Kunde gewahr worden, wes Geschlechts ich gewesen; und ich glaub auch, daß ers offenbart hätte, wann er nicht gefürchtet, daß er entweder mehr Stöße bekommen oder zu denen, die er allbereit empfangen, ausgelacht worden wäre, um daß er sich von einem Mägdchen schlagen lassen. Und weil ich sorgte, er möchte noch endlich schnellen, siehe, so drehete ich mich aus.
    Mein Rittmeister war nicht zu Haus, als ich in unser Quartier kam, sondern bei einer Gesellschaft anderer Officier, mit denen er sich lustig machte, allwo er auch erfuhr, was ich for eine Schlacht gehalten, ehe ich zu ihm kam. Er liebte mich als ein resolutes junges Bürschel, und eben darum war mein Filz desto geringer; doch unterließ er nicht, mir dessentwegen einen Verweis zu geben.
    Als aber die Predigt am allerbesten war und er mich fragte, warum ich meinen Gegenteil so gar abscheulich zugerichtet hätte, antwortete ich: »Darum, daß er mir nach der Courasche gegriffen hat, wohin sonst noch keines Mannsmenschen Händen kommen sein.«
    Denn ich wollte es verzwicken und nicht so grob nennen wie die Schwaben ihre zusammengelegten Messer, welche man, wann ich Meister wäre, auch nicht mehr so unhöflich, sondern unzüchtige Messer heißen müßte. Und weil meine Jungfrauschaft ohnedas sich in letzten Zügen befand, zumalen ich wagen mußte, mein Gegenteil würde mich doch verraten, siehe, so entblößte ich meinen schneeweißen Busen und zeigte dem Rittmeister meine anziehenden harten Brüste.
    »Sehet, Herr,« sagte ich, »hie sehet ihr ein Jungfrau, welche sich zu Bragoditz verkleidet hat, ihre Ehr vor den Soldaten zu erretten; und demnach Gott und das Glück sie in eure Hände verfügt, so bittet sie

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