Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
und hofft, ihr werdet sie auch als ein ehrlicher Cavalier bei solcher ihrer hergebrachten Ehr beschützen.«
Und als ich solches vorgebracht hatte, fing ich so erbärmlich an zu weinen, daß einer drauf gestorben wäre, es sei mein gründlicher Ernst gewesen.
Der Rittmeister erstaunete zwar vor Verwunderung und mußte doch lachen, daß ich mit einem neuen Namen viel Farben beschrieben hatte, die mein Schild und Helm führte. Er tröstete mich gar freundlich und versprach mit gelehrten Worten, meine Ehre wie sein eigen Leben zu beschützen; mit den Werken aber bezeugte er alsobalden, daß er der erste wäre, der meinem Kränzlein nachstellte, und sein unzüchtig Gegrabel gefiel mir auch viel besser als sein ehrlichs Versprechen. Doch wehrete ich mich ritterlich, nicht zwar ihm zu entgehen oder seinen Begierden zu entrinnen, sondern ihn recht zu hetzen und noch begieriger zu machen, allermaßen mir der Poß so artlich anging, daß ich nichts geschehen ließ, bis er mir zuvor bei Teufelholen versprach, mich zu ehelichen, unangesehen ich mir wohl einbilden konnte, er würde solches so wenig im Sinn haben zu halten, als den Hals abzufallen.
Und nun schaue, du guter Simplex, du dörftest dir hiebevor im Sauerbrunnen vielleicht eingebildet haben, du seiest der erste gewesen, der den süßen Milchrahm abgehoben! Ach nein, du Tropf, du bist betrogen; er war hin, ehe du vielleicht bist geboren worden, darum dir dann billich, weil du zu spat aufgestanden, nur der Ziger gebührt und vorbehalten worden. Aber dies ist nur Puppenwerk gegen dem zu rechnen, wie ich dich sonst angeseilt und betrogen habe, welches du an seinem Ort auch gar ordentlich von mir vernehmen sollt.
Das vierte Kapitel
Courasche wird darum eine Ehefrau und Rittmeisterin,
weil sie gleich darauf wieder zu einer Wittib werden mußte,
nachdem sie vorher den Ehestand
eine Weile lediger Weise getrieben hatte.
Also lebte ich nun mit meinem Rittmeister in heimlicher Liebe und versah ihm beides, die Stelle eines Kammerdieners und seines Eheweibs. Ich quälte ihn oft, daß er dermaleins sein Versprechen halten und mich zur Kirchen führen solle; aber er hatte allzeit eine Ausrede, vermittelst deren er die Sach auf die lange Bank schieben konnte. Niemalen konnte ich ihn besser zu Chor treiben, als wenn ich eine gleichsam unsinnige Liebe gegen ihn bezeugte und darneben meine Jungfrauschaft wie des Jephtha Tochter beweinte, welchen Verlust ich doch nicht dreier Heller wert schätzte. Ja ich war froh, daß mir solche als eine schwere unträgliche Last entnommen war, weil mich nunmehr der Fürwitz verlassen. Doch brachte ich mit meiner liebreizenden Importunität so viel zuwegen, daß er mir zu Wien ein toll Kleid machen ließ auf die neue Mode, wie es damalen das adeliche Frauenzimmer in Italia trug, (so daß mir nichts anders manglete als die Copulation, und daß man mich einmal Frau Rittmeisterin nennete) wormit er mir eine große Hoffnung machte und mich willig behielt. Ich dorfte aber drum dasselbig Kleid nicht tragen, noch mich für ein Weibsbild, viel weniger aber für seine Gespons ausgeben. Und was mich zum allermeisten verdrosse, war dies, daß er mich nicht mehr Janco, auch nicht Libuschka, sondern Courasche nannte. Denselben Namen ahmten andere nach, ohne daß sie dessen Ursprung wußten, sondern vermeinten, mein Herr hieße mich dessentwegen also, weil ich mit einer sonderbaren Resolution und unvergleichlichen Courage in die allerärgste Feindsgefahren zu gehen pflegte. Und also mußte ich schlucken, was schwer zu verdauen war.
Darum, o ihr lieben Mägdchen, die ihr noch euer Ehr und Jungfrauschaft unversehrt erhalten habt, seid gewarnet und lasset euch solche so liederlich nicht hinrauben, denn mit derselbigen gehet zugleich euere Freiheit in Duckas und ihr geratet in ein solche Marter und Sclaverei, die schwerer zu erdulden ist als der Tod selbsten. Ich habs erfahren und kann wohl ein Liedlein darvon singen. Der Verlust meines Kränzleins tät mir zwar nicht wehe, dann ich hab niemal kein Schloß darum zu kaufen begehrt; aber dieses ging mir zu Herzen, daß ich mich noch deswegen foppen lassen und noch gute Wort darzu geben mußte, wollte ich nicht in Sorgen leben, daß mein Rittmeister aus der Schul schwatzen und mich aller Welt zu Spott und Schand darstellen möchte.
Auch ihr Kerl, die ihr mit solcher betrüglichen Schnapphahnerei umgehet, sehet euch vor, daß ihr nicht den Lohn euerer Leichtfertigkeit von denen empfahet, die ihr zu billiger Rach
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