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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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abstatten.“
    „Glaubt ihr, es geht zu Ende?“, fragte Hilda leise.
    Sie bekam keine Antwort. Keine der drei Blindschlangen mochte sich das auch nur vorstellen.
    Soren stand im Eingang zum Parlamentssaal. Damals nach seiner Ankunft im Großen Baum hatte er zusammen mit Digger, Gylfie und Morgengrau eine Stelle im Wurzelwerk des Baumes entdeckt, von der aus man die Parlamentssitzungen belauschen konnte. Das hatten sie längst nicht mehr nötig. Inzwischen waren sie alle vier selbst Mitglieder des Parlaments von Ga’Hoole. König Boron und Königin Barran hatten sich in den Sitzungssaal zurückgezogen, um dort ihre letzten Nächte und Tage zu verbringen. Sie waren zu schwach zum Fliegen und konnten kaum noch fressen. Ihre Zeit sei gekommen, sagten sie. Sie waren im Leben unzertrennlich gewesen und so wollten sie auch im Tod und in Glaumora zusammenbleiben.
    Alle Bewohner des Großen Baumes waren erschüttert gewesen, als König und Königin gleichzeitig so krank geworden waren. Man hätte beinahe denken können, die beiden hätten das Ganze geplant. Gut, Boron und Barran waren schon alt, aber nicht so alt wie zum Beispiel Ezylryb, der immer noch auf den Flügeln war. Vielleicht würde Soren bei diesem Krankenbesuch ja erfahren, weshalb es eigentlich so schlecht um Boron und Barran stand. Als er nun eintrat, sah er zu seiner Überraschung, dass die gesamte Brigade der Besten versammelt war. Außer Digger, Gylfie und Morgengrau waren auch Sorens Schwester Eglantine, Ruby und Martin anwesend. Nur Otulissa fehlte. Sie war mit einem geheimnisvollen Auftrag unterwegs. Ohne ein Wort zu ihren Freunden war sie eines Morgens verschwunden gewesen. Alle hatten sich gewundert und erst später hatte ihnen Ezylryb erklärt, Otulissa habe „etwas zu erledigen“. Soren hatte auch gehört, dass Nyra, die Gefährtin seines Bruders Kludd, ein Küken großzog. Irgendwann hatte es geheißen, der junge Eulerich sei vor seiner Mutter geflohen. Hing Otulissas Verschwinden etwa damit zusammen?
    Cleve von Fjordmor, ein Heiler aus den Nordlanden, gab den Besuchern ein Zeichen, dass sie näher treten sollten. Boron und Barran thronten nicht wie sonst auf ihren Hochsitzen, sondern ruhten in weich gepolsterten Nestern. Jede Eule im Baum hatte ein paar Brustfedern beigesteuert.
    „Fasst euch kurz“, mahnte Cleve. „Stellt nicht zu viele Fragen, denn Boron und Barran haben euch einiges mitzuteilen.“
    „Wo ist eigentlich Ezylryb?“, erkundigte sich Soren.
    „Das werdet ihr gleich erfahren.“
    Er ist doch wohl nicht auch gerade jetzt mit einem Auftrag losgeschickt worden? , dachte Soren.
    Boron hob mühsam den Fuß und winkte die Brigade heran. Bange Ahnungen überkamen Soren. Borons und Barrans Tod bedeutete das Ende einer Ära. Die Zukunft war unsicher. Ohne seine beiden Anführer war der Baum entscheidend geschwächt.
    Königin Barran ergriff als Erste das Wort. „Zunächst möchten wir euch sagen, dass ihr keinen Grund zur Trauer habt“, sagte das alte Schnee-Eulenweibchen mit so brüchiger Stimme, dass alle sich vorbeugen mussten, um etwas zu verstehen. „Im Gegenteil, ihr habt allen Grund zur Freude.“
    Soren und die anderen Eulen machten verwirrte Gesichter.
    Boron sprach ein wenig lauter als seine Frau. „Wir wollen euch erklären, wie wir das meinen. In diesem Augenblick sitzt unser lieber Ezylryb im Wipfel unseres Baumes. Er hält Ausschau nach dem neuen König, eurem rechtmäßigen Herrscher.“
    „Wie bitte?“, riefen die verblüfften Freunde im Chor.
    „Was soll das bedeuten?“, fragte Digger. „Unsere rechtmäßigen Herrscher seid ihr beide! Denn ein rechtmäßiger Herrscher ist für mich jemand, der gütig und pflichtbewusst regiert. Und das habt ihr immer getan.“ Digger war der Philosoph der Brigade.
    Boron und Barran tschurrten matt. „Ich hab’s dir ja gesagt, dass Digger über die Bezeichnung ‚rechtmäßig‘ diskutieren würde“, wandte sich Boron an seine Gefährtin. Ihr Tschurren war kaum zu hören.
    „Einerseits hat Digger Recht. Wir haben uns immer bemüht, gut zu herrschen. Aber wir sind keine Könige, wie Hoole einer war. Wir haben die Königswürde nur vorübergehend verwaltet.“
    „Die Geschichten über den König und die Glut von Hoole sind doch bloß Legenden“, wandte Martin ein.
    Das Wörtchen „bloß“ gefiel Soren in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Wer „bloß“ sagte, ließ nicht zu, dass die alten Geschichten wahr sein konnten.
    Borons Stimme klang nun fester. „Die alten

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