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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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anklagend, fast verzweifelt.
    »Deine Frau ist gescheiter als du, Prewitt«, zischte John Warner. »Lasst euch bloß nicht einfallen, euren Neffen zu warnen. Ihr würdet es bitter bereuen.«
    John Warner ließ den Hahn des Revolvers in die Ruherast zurückgleiten und stieß die Waffe ins Holster. Dann schwang er herum und verließ das Haus.
    Beim Hotel bezog John Warner Stellung. Im Hotelzimmer wollte er Carter Prewitt nicht stellen, denn ihm war daran gelegen, kein Risiko einzugehen. Ihm war klar, dass er Carter Prewitt nicht unterschätzen durfte. Darum hatte er sich vorgenommen, zu warten, bis Prewitt das Hotel verließ.
    Als die Kirchenuhr sechsmal schlug, erschien Carter Prewitt. Über seiner linken Schulter hingen Satteltaschen. Am rechten Arm trug er die Winchester. Er ging zum Mietstall. Jesse McAllister arbeitete hier nach wie vor als Stallbursche. Er hatte den Stall bereits geöffnet. An einem Balken hing eine Laterne und spendete etwas Licht.
    Jesse McAllister hatte Carter Prewitt erkannt, als er am Vortag sein Pferd zu ihm brachte. Als Prewitt jetzt den Stall betrat, stellte er den Eimer voll Hafer, den er in eine der Boxen tragen wollte, auf den Boden und sagte: »Du hast ganz schön für Furore gesorgt heute Nacht, Carter. Malone ist tot. Wenn dich seine Leute erwischen, ziehen sie dir die Haut streifenweise ab.«
    »Ich verlasse die Stadt, Jesse«, sagte Carter Prewitt. »Nur mein Onkel und du wissen, dass ich nach San Antonio gekommen bin. Ins Gästebuch des Hotels habe ich mich mit dem Namen Elliott McGuire eingetragen. Nach San Antonio kommen täglich Fremde. Die einen bleiben, die anderen sind nur auf der Durchreise. Niemand wird Verdacht schöpfen, wenn ich die Stadt verlasse.«
    »Irrtum, Prewitt!«, erklang es vom Tor her. »Malone konnte mir noch deinen Namen nennen, ehe er starb.«
    Carter Prewitt, der dem Sprecher den Rücken zuwandte, fragte: »Sind Sie es, Warner?«
    »Ja, Prewitt.«
    »Es gibt niemand mehr, der Sie bezahlt, wenn Sie mich erschießen«, murmelte Carter Prewitt, ohne sich umzudrehen.
    »Sie haben mich gedemütigt, Prewitt. Erinnern Sie sich? Es war am Guadalupe River, als sie uns entwaffneten und zu Fuß nach San Antonio schickten. Ich musste eine ganze Zeit mit Hohn und Spott zurecht kommen.«
    »Was nun, Warner? Wenn Sie mich töten wollen, warum tun Sie es nicht?«
    »Kannst du es nicht erwarten, ins Gras zu beißen, Prewitt?«
    Jesse McAllister verlor die Nerven, stieß sich ab und ging in der nächsten Box in Deckung.
    »Na schön, Warner …« Carter Prewitt wirbelte herum und riss das Gewehr an die Hüfte. John Warners Revolver brüllte auf. Die Detonation drohte den Stall aus allen Fugen zu sprengen. Die Kugel ließ Carter Prewitt zwei Schritte rückwärts taumeln. Er wollte den Finger krümmen, aber er fand nicht mehr die Kraft. Seine Hände öffneten sich, das Gewehr entfiel ihm, und im nächsten Moment brach er zusammen.
    Carter Prewitt spürte nur eine grenzenlose Schwäche. Er war über den Schmerz hinaus, und das konnte nur bedeuten, dass ihn der Tod bereits mit kalter, gebieterischer Hand berührte.
    John Warner kam heran. Sein Schatten fiel auf Carter Prewitt. Er zielte auf den Kopf des tödlich Verwundeten. Ein leises Knacken war zu hören, als er den Hammer des Revolvers zurückzog. Sein Gesicht wies nicht die Spur einer Gemütsregung auf. Plötzlich aber ließ er die Hand mit der Waffe sinken. Die Mündung wies auf den Boden. Warner entspannte den Sechsschüsser. »Gute Höllenfahrt, Prewitt«, knirschte John Warner, dann wandte er sich ab und marschierte davon.
    Jesse McAllister wagte sich aus der Box und kniete bei Carter Prewitt ab. »Ich – ich hole den Doc, Carter. Halt durch. Ich …«
    »Ich brauche keinen Arzt mehr«, röchelte Carter Prewitt. »Verständige meinen Onkel, Jesse. Er – er soll sofort herkommen.«
    »Aber …«
    »Bitte, Jesse, ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    Mit jedem Herzschlag pulsierte Blut aus der Wunde. Carter Prewitt konnte das Gesicht McAllisters über sich nur noch verschwommen wahrnehmen.
    Jesse McAllister richtete sich auf. Er focht einen heftigen inneren Kampf aus. Sollte er den Arzt holen oder Jacob Prewitt verständigen?
    »Bitte, Jesse …«
    Der Stallbursche entschied sich. So schnell ihn seine Beine zu tragen vermochten, rannte er zum Haus des Tischlers …
     Jacob Prewitt nahm sich nicht einmal die Zeit, eine Jacke anzuziehen. Hemdsärmlig folgte er Jesse McAllister in den Stall. Dort beugte er sich über

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