Das nordische Dreieck
Das nordische Dreieck
Mit raumgreifenden Schritten marschierte Magnus Bjornsson auf den Verschlag zu, in dem die gefangenen Frauen darauf warteten, welches Schicksal ihnen beschieden war. Er und seine Männer hatten sie während ihres Raubzuges von der britischen Küste verschleppt und den meisten war es zugedacht, die Sklavin eines Wikingers zu werden. Aber zunächst würden die heimgekehrten Sieger ihr Vergnügen mit ihnen haben.
Das Gelage begann gleich, also blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Es war sein Privileg als Stammesoberhaupt, eine besondere Beute zu erwählen. Niemand würde es wagen, ihm diese Sklavin streiti g zu machen, obwohl es eigentlich üblich war, dass er seinen Tribut in Reichtümern forderte.
Magnus riss die Tür der kleinen Hütte auf und die Gefangenen kreischten erschreckt auf, als er den Rahmen ausfüllte. Mit einem kräftigen Griff zog er seine „Auserwählte“ aus dem Pulk der vor ihm zurückweichenden Frauen und stellte sie unsanft auf die Füße.
„ Una“, flüsterte er rau, während er ihr Gesicht mit einer Hand unter dem Kinn hielt, damit sie es nicht abwenden konnte. Die blauen Augen blickten ihn ängstlich an, als Magnus ihr langes blondes Haar durch die Finger gleiten ließ.
Bei allen Göttern, sie wird mein sein! Ich muss dieses Weib haben! Mein Sack ist zum Zerreißen gefüllt, weil meine Ehefrau ihren Pflichten nicht nachkommt.
Una stockte der Atem, als er ihren Namen ehrfürchtig wiederholte. Am liebsten wäre sie vor diesem Riesen mit den leidenschaftlich glühenden Augen zurückgewichen, doch sie wollte keine Schwäche zeigen. Bereits während der Überfahrt war er ihr aufgefallen, dieser hellhaarige Hüne. Una hatte schon von diesem Wikinger gehört: Magnus Bjornsson – er war der geborene Anführer und so, wie es schien, würde sie jetzt ihm gehören.
„ Wohin führt Ihr mich?“ Sie blickte tapfer zu ihm auf, schließlich hatte sie das Recht, zu erfahren, was mit ihr geschah.
Magnus blieb abrupt stehen, auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Erstaunen und Bewunderung. Anscheinend hatte er niemals damit gerechnet, dass sie es wagte, das Wort an ihn zu richten. Eigentlich war es nicht üblich, Sklaven mit Samthandschuhen anzufassen, doch er wollte Una offensichtlich nicht direkt mit der Wahrheit konfrontieren: „Du wirst in meinem Haus leben und meiner Frau Gesellschaft leisten.“
Sein hungriger Blick strafte seine Worte Lügen. Una sah, wonach es ihm gierte, aber seltsamerweise war sie nicht fähig, ihre Augen abzuwenden.
Wie sieht dieser mächtige Krieger wohl unter seiner Tunika aus? Hitze stieg in ihre Wangen. Wie konnten sich nur solch abstruse Ideen in ihrem Geiste formen, wo sie genau wusste, was dieser rohe Kerl mit ihr anstellen würde? Sie hatte genug Geschichten über die Nordmänner gehört.
Magnus konnte nicht wegschauen. Oh ja, du bist etwas Besonderes! Du siehst aus wie meine geliebte Frau, ihr könntet Schwestern sein. Es wird ihr nicht gefallen, dass ich dich in unsere Bettfelle hole.
Er lächelte Una an und sagte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: „Geh jetzt in das größte der Häuser und überbringe meiner Ehefrau einen Gruß von mir. Sage Thara genau diese Worte: ‚Dieses Weib wird das Gefäß für dich sein‘. Kannst du dir das merken?“
Una nickte, und Magnus zog sie an sich, um sie ungestüm zu küssen. Ah, diese zarten Lippen schmecken nach mehr!
Nachdem er die Zunge tief in ihren Mund geschoben hatte, ließ er sie einfach stehen und wandte sich grinsend zum Gehen. Seine Kameraden würden schon ungeduldig auf ihn warten, damit sie gemeinsam die Trinkhörner auf das Wohl ihrer Ahnen erheben konnten.
Atemlos und mit wild klopfendem Herzen sah Una sich um. Sofort erblickte sie Magnus’ Heim, worauf ihr die Furcht wie ein Stein im Magen lag.
Wie wird seine Frau reagieren? Doch sie nahm sich zusammen, schritt über den Platz und trat zögernd ein.
Sofort eilte eine sehr große Frau auf sie zu, die zwar um einige Jahre älter als sie zu sein schien, aber eine wahre Augenweide war. Ein Stich durchfuhr Unas Brust. Bin ich etwa eifersüchtig? Auf die Frau eines Wilden? Insgeheim musste sie zugeben, dass der starke Wikingerfürst mächtig Eindruck bei ihr geschunden hatte.
„ Ich bin Thara und heiße dich willkommen in meiner Halle“, sagte die Hausherrin erhobenen Hauptes. Sie musterte Una und presste die Lippen aufeinander.
Ich bin nun ihre Sklavin. Wortlos betrachtete sie das hübsche Gesicht ihrer
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