Die letzte Schöpfung
Falle!, schoss es Ethan durch den Kopf. Der Schweinehund hatte ihnen eine Falle gestellt.
»Warte.« Ethan drückte aufs Gaspedal und drehte das Lenkrad scharf nach rechts. Die Reifen kreischten und fuhren holpernd auf den Randstein. Schlingernd jagte der Pick-up über den Bürgersteig und stieß gegen eine Mülltonne, deren Deckel scheppernd gegen einen jungen Baum flog.
»Runter!« Ethan drückte Sydneys Kopf unter das Armaturenbrett. Beinahe rechnete er damit, dass gleich eine Kugel durchs Fenster fliegen würde. »Alle!«
Auch die Kinder duckten sich, und Ethan ließ warnend die Hupe ertönen. Zu seiner Rechten huschten gläserne Ladenfronten vorbei, links parkende Autos. Hinter ihnen fuhr Ramirez in die entgegengesetzte Richtung davon. Aber der Fahrer der Limousine legte den Rückwärtsgang ein, gab Gas und versperrte den Weg auf die Straße zurück. Die getönten Fenster erlaubten keinen Blick ins Wageninnere.
Am Ende der Querstraße sah Ethan seine Chance gekommen und hielt auf eine Lücke zwischen zwei parkenden Autos zu. Der Pick-up sauste von der Bordsteinkante, und die Limousine bremste mit kreischenden Reifen, kam aber nicht schnell genug zum Stehen. Metall knirschte, und Funken sprühten, als Ethan die hintere Stoßstange streifte. Dann lag die Straße frei vor ihm. Er nutzte die Zeit, die die Limousine zum Wenden brauchte, um einen ordentlichen Vorsprung herauszuholen.
Wieder jagte er in Richtung Zentrum, fuhr absichtlich Umwege und behielt stets den Innenspiegel im Auge. Der Trick bestand darin, die Verfolger abzuhängen, ohne dabei die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu lenken. Inzwischen saßen seine Mitfahrer wieder aufrecht und klammerten sich fest, um bei den rasanten Kurvenfahrten nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Sind sie immer noch hinter uns?«, fragte Callie.
Ethan warf einen Blick auf sie, dann auf ihren Bruder und Sydney. Alle drei sahen ziemlich geschockt aus, schienen ansonsten aber in Ordnung zu sein. »Wir werden sie schon abhängen.«
Schließlich gelangten sie zur Commerce, einer großen Durchgangsstraße im Zentrum von Dallas. Ethan hatte die Limousine schon einige Minuten nicht mehr gesehen, doch er gab sich keinen Illusionen hin; das wäre verfrüht. Und wo zum Teufel steckte Ramirez? Hatte er die Jagd aufgegeben und sich davongemacht? Oder war er vom Auftauchen der Limousine ebenso überrascht gewesen?
»Danny, halt nach dem Mercedes Ausschau, während ich die anderen abhänge.«
Inzwischen waren die Straßen vom morgendlichen Stoßverkehr nahezu verstopft, was Ethan einen Vorteil verschaffte. Er wechselte zur Stoßstange-an-Stoßstange-Taktik, fuhr über drei Fahrspuren und wartete auf den richtigen Augenblick. Ein paar Querstraßen entfernt tauchte die Limousine ins Verkehrsgewühl ein, und nun führte Ethan sein Manöver durch. In dem Augenblick, als die nächste Ampel auf Rot sprang, bog er blitzschnell nach links ab, vor die entgegenkommenden Wagen. Kreischende Reifen und ein Hupkonzert waren die Folge, doch Ethan kümmerte sich nicht darum, sondern fädelte sich geschickt in eine Nebenstraße. Die Limousine blieb im Gewühl hinter ihnen stecken.
Keiner sagte einen Laut. Sydney hatte jedoch einen Arm vor den Kindern ausgestreckt und drückte sie in den Sitz. Ethan nahm an, dass die drei zu Tode verängstigt waren. Nun, dagegen konnte er im Moment nichts tun.
Während er weiter im Zickzack durch Dallas fuhr, füllten sich auch die Nebenstraßen allmählich mit Pendlern. Falls Ramirez nicht mehr auftauchte, hatten sie freie Bahn zum Highway, doch Ethan wusste, dass er jetzt auf keinen Fall in seiner Wachsamkeit nachlassen durfte. Er hatte den Killer einmal unterschätzt und würde es kein zweites Mal tun. »Siehst du irgendwas, Danny?«
Es dauerte einen Moment, bis der Junge antwortete. Seine Stimme zitterte leicht. »Nein, ich glaube, wir haben sie abgehängt.«
»Glaub ich auch.«
»Das ist doch gut«, meinte Sydney. »Oder?«
»Ich werde mich erst besser fühlen, wenn wir ein paar Kilometer zwischen uns und Dallas gebracht haben.« Gar nicht davon zu reden, dass er unbedingt wissen musste, was das alles zu bedeuten hatte. »Wie komme ich am schnellsten zur Autobahn?«
Sydney zögerte, dann wies sie ihm den Weg zur Auffahrt der US 75, Richtung Norden.
Einige Kilometer legten sie schweigend zurück, dann sagte Sydney: »Ethan, wir müssen zur Polizei.«
»Die kann uns auch nicht helfen.« Ethan ließ die Glock los und streckte die Finger. »Du hast
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