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Die letzte Schöpfung

Die letzte Schöpfung

Titel: Die letzte Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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»Offiziell hieß mein Team ›Strategische Rettungs- und Rückführungseinheit‹. Wir selbst nannten uns ›Jäger‹. Wir waren verdammt eingebildet, und ich war der Allerschlimmste.«
    Wieder verstummte er, ließ die Worte einsickern. Nun lag es an ihr, ob sie ging oder blieb, ihm vertraute oder nicht. Immerhin wusste sie jetzt endlich, was für einen Mann sie damals geheiratet hatte.
    »Also war alles, was du mir über die Firma erzählt hast, über deine Arbeit dort…« Ihre Stimme brach, dann wurde sie hart. »Eine Lüge!«
    » Ja .«
    Sydney wandte sich ab. Ethan wollte eine Hand nach ihr ausstrecken, hielt dann aber inne, weil Sydney so starr dasaß, als könnte sie bei der kleinsten Berührung zerspringen.
    Als sie das Schweigen brach, hörte er zum ersten Mal die mühsam verhaltene Wut in ihrer Stimme. »Wie lange?«
    »Von Anfang an.« Er war nach der Operation Desert Storm in die Firma eingetreten, zwei Jahre, bevor er Sydney kennen gelernt hatte. »Direkt nach der Ausbildung wurde ich vom SCTC rekrutiert.«
    Sie wandte ihm den Kopf zu, schaute ihn an. In ihrem Blick las er das Begreifen von hundert Unwahrheiten, von tausend Ereignissen, die er mithilfe von Lügen erklärt hatte.
    »Ich konnte es dir damals nicht sagen, weil…«
    »Ethan, lüg mich nicht an. Das tust du doch sonst nicht.«
    Er achtete nicht auf ihren ironischen Tonfall. »Man hat mich davon abgehalten, es dir zu gestehen, aber die letzte Entscheidung lag natürlich bei mir.« Außerdem hätte er einfach aufhören, den Dienst quittieren oder um Versetzung in eine andere Abteilung bitten können. Aber er hatte nicht aufhören wollen. Er hatte diese Arbeit geliebt, hatte es genossen, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten einzusetzen. »Ich hielt es für besser, wenn du nichts davon erfährst.«
    »Besser für wen?«, fauchte Sydney. »Wer hat dir das Recht gegeben, die Entscheidung für mich zu treffen?« Sie sah ihn anklagend an, dann stand sie auf. »Du hast ja immer genau gewusst, was für alle am besten ist!«
    Ethan ging ihr nach. »Ich habe dich schützen wollen, Sydney, dich und Nicky.« Und er hatte kläglich versagt. Wäre es Sydney besser gegangen, hätte sie die Wahrheit gewusst? Wäre Nicky dann noch am Leben? Das waren die Fragen, die er sich in der Wüste abertausend Mal gestellt hatte.
    »Soll ich mich jetzt besser fühlen? Meine Güte, Ethan, du hast mich sechs Jahre lang angelogen.«
    Wieder verfielen sie in Schweigen und blickten einander aus einer Entfernung an, die viel größer war als die Meter zwischen ihnen. Schließlich seufzte Sydney und wandte den Blick ab. Der Zorn wich aus ihren Zügen und machte einer tiefen Erschöpfung Platz.
    »Und was ist jetzt?«, wollte sie wissen. »Bist du immer noch dabei?«
    »Ich habe vor drei Jahren bei der CIA aufgehört.«
    Sydney zog sofort den richtigen Schluss. »Als Nicky gestorben ist.«
    Ethan zögerte. Sie bewegten sich nun ganz nahe an der Wahrheit, die er nicht enthüllen konnte, ohne ihr einen tödlichen Schlag zu versetzen. »Ja.«
    »Da bist du also genauso feige abgehauen wie bei mir.«
    Er unterdrückte den Impuls, ihr alles zu erzählen. »Ich bin nicht stolz darauf, dass ich dich verlassen habe.«
    Sydney schwieg, blickte ihn nur an. Die Zeit schien endlos, dann wandte Sydney als Erste den Blick ab. Der Zorn verlieh ihren Gedanken Ziel und Schärfe.
    »Und warum erzählst du mir das alles jetzt?«
    »Weil ich will, dass du verstehst, mit was für Menschen wir es hier zu tun haben.« Und weil sie verstehen musste, dass er sie am besten beschützen konnte. »Ramirez war«, Vorsicht, sag jetzt nicht zu viel!, »einer von uns.«
    »Ein Jäger?«
    Wieder überhörte er den ironischen Unterton. »Offiziell gehörte er zu meiner Einheit, aber tatsächlich unterstand er unmittelbar dem Chef des SCTC, einem gewissen Avery Cox. Zumindest war es früher so. Ich weiß nicht, für wen Ramirez jetzt arbeitet. Ich glaube nicht, dass er noch bei der Firma ist, obwohl die ganze Operation danach riecht. Der Schütze auf deinem Balkon und Danny und Callie … und Anna.«
    »Du glaubst, die Firma hat ihre Finger im Spiel?«
    »Wenn nicht die Firma, dann ein paar ihrer Leute.«
    »Aber kannst du nicht irgendjemand anrufen?« Nun lag ein Anflug von Furcht in ihrer Stimme. »Kannst du das nicht irgendwie herauskriegen?«
    Ethan hatte auch daran gedacht; er hatte sogar überlegt, sich mit Cox in Verbindung zu setzen, hatte es dann aber als zu riskant verworfen. »Erst muss ich genauer

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