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Die letzte Schöpfung

Die letzte Schöpfung

Titel: Die letzte Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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sich Sorgen, dass es für sie gar keine Möglichkeit gab, nach Champaign zu kommen. Dann aber entdeckte er einen großen grauen Pick-up mit dem Emblem der Universität von Illinois, Institut für Forstwirtschaft. Auf der Ladefläche stapelten sich Setzlinge, voll gestopfte Säcke, Schaufeln und Werkzeuge. Doch es gab genug Platz, wo er und Callie sich verstecken konnten. Danny wusste, dass er nicht sicher sein konnte, ob der Fahrer geradewegs nach Champaign fuhr, aber einen Versuch war es wert.
    Ein paar Minuten später verließ der Pick-up den Parkplatz und fuhr in westlicher Richtung, mit Danny und Callie auf der Ladefläche. Dann bog er nach rechts auf eine Interstate ab, und Danny entspannte sich allmählich.
    Sie hatten Glück gehabt.
    Er hatte es so eilig gehabt, von Ethan und Sydney wegzukommen, dass er sich nicht mal ein paar Minuten Zeit genommen hatte, alles zu durchdenken. Er hätte es besser wissen sollen. In den Wochen vor ihrer Flucht von Haven hatte Anna ihm beigebracht, wie wichtig gute Planung war. Sie hatte jeden Schritt genau überlegt, sich sogar auf das Unerwartete vorbereitet. Offenbar hatte die Lektion nichts genützt. Denn Dannys einziger Gedanke bei der überstürzten Flucht war, dass er seinen Vater finden und es ihnen allen zeigen würde.
    Die Frage des Wie hatte Danny dabei übergangen. Er war viel zu wütend gewesen. Als er Sydney und Ethan streiten hörte, ob sie jemand in Dallas um Hilfe bitten sollten, war er ausgerastet. Er konnte nicht warten. Er und Callie mussten so schnell wie möglich weg von hier, weit weg. Und vor lauter Hast hätte er es beinahe vermasselt. Wenn Ethan den Pick-up nicht daran gehindert hätte, ihnen zu folgen…
    Jäh fegte ein kalter Windstoß über die Ladefläche. Danny begann zu zittern. Er warf einen Blick auf seine kleine Schwester. Callie sah sehr blass aus. Sie kauerte an einen Sack mit Dünger gelehnt und hatte die Arme fest um die Knie geschlungen.
    Was war er für ein Idiot!
    Er hatte nicht einmal gemerkt, wie kalt es inzwischen geworden war. Callie hatte nur einen Pullover und einen dünnen Baumwollrock an. Außerdem wusste er doch, dass es ihr nicht gut ging. Sie tat zwar so, als wäre nichts, aber irgendwo musste sie sich angesteckt haben, weil sie immer schlimmer hustete.
    »Hier.« Danny zog den Reißverschluss seiner Jacke auf. »Zieh das über.«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Mir ist nicht kalt. Außerdem…«, er öffnete seinen Rucksack und holte das andere Hemd heraus, »hab ich noch das hier.«
    »Das hält aber nicht warm.« Sie drückte ihm die Jacke wieder in die Hand.
    Callie konnte manchmal sehr stur sein. »Du wirst nur wieder krank, verdammt«, sagte Danny leise. Callies Blick verschleierte sich, und sofort tat es ihm Leid, was er gesagt hatte. »Entschuldige. Hab's nicht so gemeint.«
    »Ich bin nicht krank«, sagte Callie, unterdrückte einen Hustenanfall und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    Danny wusste nicht, was er tun sollte. Von allen Mädchen, die er kannte, war Callie die Einzige, die niemals weinte. Mann, es war kaum zu glauben, was er alles falsch gemacht hatte. Er hätte wenigstens ihre Jacke und ihren Rucksack aus dem Explorer holen können.
    »Es tut mir Leid«, sagte er noch einmal. »Komm, zieh jetzt die Jacke an, dann geht's dir besser.« Er bemühte sich um einen sanfteren Ton; trotzdem war es schrecklich, Callie daran erinnern zu müssen, dass sie stets krank war.
    Callie streifte die Jacke über und zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch. »Okay?« Es war, als frage sie, ob er immer noch böse mit ihr sei.
    »Es wird schon alles gut«, sagte Danny und fühlte sich schuldiger denn je. »Wenn wir zusammenbleiben, wird alles gut.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Besser?«
    Callie nickte. »Wie lange wird's dauern, bis wir da sind?«
    »Nicht lange. Wir sind vor einer Weile auf den Highway gefahren.«
    Leider konnte Danny nicht sagen, auf welchen Highway. Aber ihm kam es richtig vor. Sie hatten Riverbend in westlicher Richtung verlassen, sich nach rechts gewandt, und dann war der Wagen deutlich schneller geworden. Danny stellte sich die Karte vor. Etwas mehr als zwei Zentimeter links von Riverbend war der große Highway; von dort waren es nur noch ein paar Handbreit nach Norden bis Champaign. Wenn er bloß ein Hinweisschild sehen könnte, dann hätte er gewusst, ob sie auf der richtigen Straße waren. Doch er wagte es nicht, den Kopf rauszustecken.
    »Sind nur

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