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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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technologische Entwicklungsfähigkeit einzuschätzen vermögen. Gegenwärtig haben wir einen mächtigen potentiellen Gegner, den wir allerdings jederzeit vernichten könnten. Objektiv stellen daher die Dronte keine Gefahr mehr dar.
    »Wir werden eine Agenda notwendiger und dringender Reformen anlegen«, versprach ich.
    »Das klingt für mich nach einem Verschieben dieser Frage.«
    »Ich bin nicht angetreten, um unüberlegte Entscheidungen zu treffen, die durch Medienkampagnen erzwungen werden.«
    Sarah Windsor warf mir einen Blick zu, den ich nicht vergessen werde. Ein Blick, der ihren wahren Charakter demaskierte, wie es sonst kaum je zu beobachten war.
    Der Hass, der bei ihr gegenüber außerirdischen Völkern mitunter zum Ausdruck kam, musste die sichtbare Facette einer viel weitergehenden inneren Deformation sein, die ich im Moment nicht einmal erahnen kann. Zum ersten Mal wurde mir klar, wie schwierig die Zusammenarbeit werden würde, zu der mir mein häufiger Gast *** so vehement geraten hatte.
    Ich begann mich zu fragen, ob ich wirklich am Ziel oder in Wahrheit nur in eine Sackgasse geraten war.
    Sie hob das Kinn auf eine Art und Weise, die ein Gefühl der Überlegenheit signalisierte, bei dem ich mich fragte, worin es wohl begründet liegen mochte.
    Ich sollte es bald erfahren.
    »Eigentlich wollte ich auf diese Sache jetzt gar nicht zu sprechen kommen, Gregor – ich darf Sie doch so nennen, oder?«
    »Ich hänge nicht an Förmlichkeiten.«
    »Und schließlich sind wir jetzt Partner, auch wenn Sie das noch nicht begriffen zu haben scheinen.«
    Ich hob die Augenbrauen und musterte sie. Dabei fragte ich mich, von was für einer Sache hier wohl die Rede war. Sarah Windsor schien diesen Moment der Ungewissheit meinerseits zu genießen und so beschloss ich, ihr nicht den Gefallen zu tun und dies allzu sehr nach außen dringen zu lassen.
    Jeder hat seine Leichen im Keller. Die dunklen Punkte. Die Dinge, von denen er aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möchte, dass sie an die Öffentlichkeit kommen. Und je höher man steigt, desto zahlreicher werden diese dunklen Zonen. Die Öffentlichkeit und die Zustimmung der Bevölkerung sind scheue Tiere, die schon auf und davon sind, kaum dass man an einen Fehler auch nur gedacht hat.
    Ich wartete ab und schwieg, während ich jede Regung ihres Gesichts registrierte.
    »Es geht um Ihre Rolle während der Merkur-Krise, Gregor«, sagte sie. »Ich hatte das Vergnügen, eine etwas längere Unterhaltung mit Rendor Johnson zu führen … Sie werden sich an den Namen erinnern. Oder haben Sie die Ereignisse des Jahres 2236 bereits vollkommen verdrängt?«
    Wie hätte ich diese Ereignisse je verdrängen können. Sie sind bis zum heutigen Tag für mich in jedem Augenblick gegenwärtig. Nie war die Existenz der Menschheit mehr gefährdet als in jenen »letzten Tagen der Solaren Welten …«, wie Rendor Johnson sie bezeichnet hatte.
    »Ich dachte, Johnson sitzt heute in der Gefängniskolonie auf Gandara II eine astronomisch lange Strafe ab und wird von der GalAb in Isolation gehalten.«
    »Ich habe einige Freunde in der GalAb. Freunde, die finden, dass man dem ehemaligen Director in Charge unseres Geheimdienstes Unrecht getan hat.«
    »Ach wirklich?«, fragte ich und klang wahrscheinlich kleinlaut dabei.
    »Ich habe darüber hinaus einige Ermittlungen anstellen lassen. Ich glaube nicht, dass Sie in einem sehr günstigen Licht dastünden, wenn Ihre dubiose Rolle während der Merkur-Krise …«
    »Ich habe den Solaren Welten ihre Selbstständigkeit erhalten!«, verteidigte ich mich.
    »Das kann man unterschiedlich beurteilen, Gregor.« Sie lächelte ihr falsches, kaltes Lächeln. »Grüßen Sie unseren gemeinsamen Freund *** von mir, wenn Sie ihn das nächste Mal treffen.«
    Ich traf *** später in meinem Orbitaleigenheim. Mein Gast schlug die Beine übereinander und lehnte sich in einem der Schalensessel zurück.
    »Ein Augenblick wie dieser ist immer auch ein Moment, in dem man Bilanz ziehen sollte, Rudenko«, sagte er.
    »Ja, das mag sein«, stimmte ich zu.
    »Und? Wie sieht die Ihre aus?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Wenn Sie schon 2236 bereit gewesen wären, die Verantwortung zu übernehmen, wären wir jetzt schon weiter.«
    »Ich versuche gerade, mir abzugewöhnen, verpassten Chancen nachzutrauern«, versicherte ich. »Es gibt ein ernsthafteres Problem.«
    »So?«
    »Sarah Windsor hat unmissverständlich klargemacht, dass sie mich damit erpressen will, meine Rolle in der

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