Die Liebe eines Klon
Glücklicherweise war die schwere Eichentür unverschlossen. Mit letzter Kraft stieß sie die Tür auf. Stürmte hinein, schlug sie krachend ins Schloss und wartete. Nur ihr schneller Atem war zu hören. Im Inneren war es düster, feucht und kalt. Von der Wärme der Sonne war hier nichts zu spüren. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Halbdunkel. Sie erkannte die Reihen von Holzbänken, einen Fußschemel, gleich neben der Tür, ein Pult an der gegenüberliegenden Wand und daneben zwei Kerzenleuchter. Hier hatte er gestanden, sein Sag. Dort am Fenster hatte sie gesessen. Mit von Tränen gefüllten Augen hatte sie durch das vergitterte, bunt verglaste Fenster, auf den frisch ausgehobenen Hügel geblickt. Sie wendete sich ab, öffnete die Tür nur einen Spalt und sah hindurch. Zwei große dunkel gekleidete Männer liefen auf dem Kiesweg entlang, genau auf sie zu. Sie knallte die Tür ins Schloss. Ein schmaler Schwenkriegel war alles, was die Tür geschlossen halten konnte. Es gab keinen Schlüssel. Sie sah sich um. Immer noch schwer atmend. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte zog sie eine schwere Holzbank vor die Tür, dann nahm sie den Schemel, stellte ihn auf die Bank und klemmte ihn unter die Türklinke. Ihre Hand hielt noch ein Bein des Hockers umfasst, als kräftig an der Klinke gerüttelt wurde. Ihr Turm wackelte, aber die Tür blieb geschlossen. Wie lange konnte sie so ihre Verfolger von ihr fernhalten? Wann würde Irgendjemand zufällig vorbeikommen? Was war hier eigentlich los? Es gab keinen Zweifel mehr, sie wollten nicht nur Pete, sie wollten auch sie! Erschöpft ließ sie sich auf der Bank nieder. Die Türklinke fest mit beiden Händen umklammert. Wieder wurde kräftig an der Tür gerüttelt. Sie hörte Stimmen, leise Flüche. Sie würden nicht aufgeben. Oder? - Stille! Dann krachte es gewaltig. Die Tür war einen Spalt aufgesprungen, der Schemel heruntergestürzt, doch der Riegel war noch heil, und noch bevor die Tür weiter aufgedrückt werden konnte, hatte Lisa ihre Festung erneuert, und stemmte sich gegen den Schemel. Sie zitterte am ganzen Körper, dass sie weinte hatte sie bis jetzt noch nicht bemerkt. Wieder Stille! Wahrscheinlich suchten sie nach einer zweiten Tür, oder einem anderen Weg hinein. Sie sah sich um. Eine zweite Tür gab es nicht. Sie sah wie ein Mann durch eines der vier Fenster an der Seite hinein blickte. Ein großer, breitschultriger Mann, mit finsterem Blick. Nur kurz betrachtete er die Vergitterung. Hier kam er nicht weiter, denn die gusseisernen Gitter würde er nicht so schnell beseitigen können. Plötzlich flogen Glassplitter über sie hinweg, streiften ihr Haar. Ein Fenster war zersplittert, welches sie noch nicht bemerkt hatte, da es sich rechts über ihr im Giebel befand. Das Fenster war etwa zweieinhalb Meter hoch oben, in der steinernen Mauer. Das Einzige was keine Gitter besaß. Wie lange würde es dauern, bis einer hinauf klettern und durch die schmale Öffnung steigen würde? Sie brauchte Hilfe, sofort! Warum hatte sie ihr Handy nicht dabei? Das war typisch. Und nicht nur im Film. Es musste einen anderen Weg geben, um Hilfe zu holen. Sie sah sich erneut um. Ihr Blick fiel auf einen Stapel Gesangbücher, die in der letzten Reihe lagen, und auf die Kerzen, und dann sah sie die Streichholzschachtel, auf dem Pult liegen. Sie überlegte nicht, sie lief los, zündete so schnell sie konnte eine Kerze an, nahm sie aus dem Halter und lief zu der letzten Bank zurück. Berührte mit der Flamme das erste Buch, welches sofort Feuer fing. Sie hielt es einen Moment hoch, sah die Flammen auflodern und spürte die Hitze in ihrem Gesicht. Als sie es auf den Schemel warf, flogen Funken. Von draußen war ein dumpfer Aufprall, dann ein Fluch zu hören, das schien das Ende eines misslungenen Kletterversuches zu sein. Schnell nahm sie das nächste Buch, und wieder das Nächste, und das Feuer wuchs und wuchs. Die Tür war hinter den immer höher schlagenden Flammen verschwunden. Sie musste Zeit gewinnen. Jemand würde den Rauch sehen, ganz bestimmt. Die Feuerwehr holen! Sie würden kommen und sie retten. Sie würde, ihnen, entkommen. Die Flammen schlugen hoch, züngelten an der Tür empor. Der Rauch kroch durch das zerbrochene Fenster. Das war sehr gut. Sie konnten nirgends herein. Aber die Bücher würden sie nicht ewig aufhalten. „Ewig!” - Was für ein Wort! Suchend sah sie sich um, entdeckte die Sitzkissen, die fast auf jeder Bank zu finden waren und warf sie ins Feuer, sie
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