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Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Garber
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großen bunten „Arbeitsschüsseln“ übersät. Jede Schüssel ist ungefähr zwei Meter fünfzig hoch, bietet Platz für einen Schreibtisch, und hinein gelangt man durch einen kleinen Bogen. Die Schüsseln sehen aus wie riesige Dinosauriereier und lassen das gläserne Büro wie eine Inkubationskammer in einem ethisch fragwürdigen wissenschaftlichen Labor wirken; eines, das menschliche Klone produziert, die nur auf die Liebe fixiert sind, über mittelmäßige Schreibfertigkeiten verfügen und in der Lage sind, ganzseitige Werbeflächen zu verkaufen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass das Arbeiten in Rieseneiern die Produktivität erhöht, aber Chad hat sich irgendwann einmal die Mühe gemacht, ein historisches Dokument zu präsentieren, worin stand, dass die Inkas angeblich in solchen Eiern gewirkt hätten. Sein historisches Dokument sah verdächtig nach einem normalen, mit Tee bekleckerten DIN-A4-Blatt aus. Und besagte „Tatsachen“ waren im Internet nirgends zu finden. Trotzdem wird das Personal bei „True Love“ dazu verdonnert, in diesen dieProduktivität steigernden, eiförmigen Schüsseln zu arbeiten. Alle, mit Ausnahme von Jenny. Und ich hatte mich in meiner winzigen Schüssel, die ich liebevoll die „Große Rote“ nannte, seit Viertel nach acht versteckt, während ich zuhörte, wie die anderen sich alle in dem gläsernen herzförmigen Konferenzraum stritten.
    „Ich meine ja nur, Chad“, sagte Jenny und drehte wie wild an ihrem riesigen Ehering, „dass diese Idee sich nicht wirklich nach ‚uns‘ anhört, oder, Chad?“ Chad lief auf und ab und verzog das Gesicht. Federico stand wie eine Statue in der Ecke. „Denn die Leute hier beschäftigen sich mit der Liebe, Chad!“ Mit dem Zeigefinger zeichnete sie ein Herz in die Luft. „Diese Zeitschrift beschäftigt sich mit Liebe, Chad!“ Sie wiederholte diese Geste. Dabei hätte sie einfach nur auf den Tisch zu zeigen brauchen. „Deshalb heißen wir ‚True Love‘, Chad.“
    Ich weiß nicht, ob Sie es schon bemerkt haben, aber Jenny Sullivan hatte die Marotte, die Vornamen von anderen Leuten überzustrapazieren. Es ist eine Technik, über die sie in einem Buch namens „Own it – take life by the bollocks“ gelesen hat, was ungefähr wohl so viel bedeuten sollte wie „Steh dazu! Pack das Leben bei den Hörnern!“ Nachdem sie meinen Namen einmal bis zum Exzess benutzt hatte, war er mir völlig fremd geworden. Ich bin überzeugt davon, dass sie diese Strategie absichtlich einsetzt.
    „Chad, ich denke nur an dich, Chad.“ Sehen Sie. „Denn wir können doch nicht anfangen, darüber zu schreiben, wie scheiße die Liebe ist, um dann zu Liebespiraten zu werden, Traumschiffe zu kapern und auf verdammte Liebesmissionen zu gehen. Was, zum Teufel, sollen denn unsere armen dummen Leser denken?“ Sie sah zwischen Chad und Federico hin und her. „Denn, Chad, ich kann auch noch andere Sachen machen, wenn diese Zeitschrift wegen des idiotischen Richtungswechsels, den du hier gerade vorschlägst, eingeht. Ich arbeite einfach weiter an meiner Modelkarriere“, erklärte sie und strich nicht vorhandene Falten in ihrer Kleidung glatt. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht gebeten werde, irgendein Beautyprodukt oder irgendeine Modemarke zu unterstützen, das wird wirklich langsam langweilig“, sagte sie an Federicogewandt, so als würde er verstehen, was für eine Bürde das war, obwohl das Einzige, das Federico jemals hatte unterstützen sollen, ein Mundwasser in der Paddington Station gewesen war. Und dabei hatte es sich auch eher um eine Kundenbefragung als um traditionelle Werbung durch einen Prominenten gehandelt. „Und meine Karriere als Autorin habe ich dabei noch gar nicht in Betracht gezogen. Mein Verleger hängt ständig am Telefon und bedrängt mich, einen neuen Bestseller zu schreiben. Oder ich könnte mir einfach mal eine Auszeit nehmen, mehr Zeit damit verbringen, eine gute Hausfrau zu sein, und mich um meinen wunderbaren Ehemann kümmern und …“
    „Oh, zur Pussy noch mal, Jenny“, brauste Chad auf und blieb abrupt stehen. „Bitte, kannst du verdammt noch mal den Mund halten? Es wär weit weniger pussymäßig nervend, wenn du einfach all deine Auszeichnungen, deine Referenzen und deine kostbaren Fotos von dir und deinem vollkommenen Barbie-Ken-Mann nimmst und sie dir direkt auf deine pussymäßigen Klamotten drucken lässt. Lass den Stoff für dich sprechen, dann hätten meine Ohren nicht immer das Gefühl, sie

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