Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Kraft versuchte sie, die Beine zu heben, schwang aber nach hinten unter das Eis. In der Mitte des Grabens war das Eis dicker, und je mehr sie ruderte, desto mehr schob sie sich unter das Eis. In ihrer Panik drückte sie ihren Kopf gegen den Widerstand. Das Letzte, was Clara Ridder von dieser Welt sah, war ein Feuerball.
Andrea war liegen geblieben. Der Ukrainer schoss, konnte aber auch nicht aus seiner Deckung, denn Elijah überzog seinen Standort mit kurzen Feuerstößen. Andrea robbte zur Tasche.Nicht weit davon entfernt lag die Kassette. Andrea sprang kurz auf, griff danach und fiel wieder neben die Tasche. Auch Regina kam jetzt hinter dem Marmorblock hervor und bewegte sich zu Andrea, nachdem Jan aus dem Mausoleum nach vorn gerannt war und Martha gepackt hatte. Polizeisirenen ertönten. Regina und Jan achteten nicht mehr auf das, was aus ihren Funkverbindungen kam. Regina sprang und schoss, fiel, drehte und erhob sich. Jetzt sah sie, wie der Ukrainer aus seiner Deckung sprang und etwas werfen wollte. Sie ging leicht in die Knie, legte die Glock in ihre Hand, atmete tief durch und schoss. Was immer der Ukrainer in der Hand gehalten hatte, es explodierte nicht. Aber Reginas Schuss in den Hals war tödlich. Sie war noch zwanzig Meter von Andrea entfernt, die sich mittlerweile hinunter zur Tasche gebeugt hatte, als weit unten am Eingang des Schlosses das Blaulicht der Polizeisirenen zu sehen war. Noch zehn Meter. Sie rief Andrea zu, dass sie in Deckung gehen sollte. Immer noch wurden sie aus dem Van heraus beschossen. Andrea hatte die Decke weggezogen, das Schaffell in den Schnee geworfen und starrte auf den Inhalt, ehe sie zu Regina sah, ihre Hände hochwarf und »Stopp, bleib weg« schrie.
Dann warf sich Dr. Andrea Kistermann über die Tasche. Im nächsten Augenblick explodierte der Semtex-Sprengstoff, den die Ukrainer dort deponiert hatten.
Regina lag bewusstlos nur wenige Meter von Jan entfernt. Tränen liefen ihm über die Wangen, Tränen und Blut aus den Wunden, die die Splitterbombe verursacht hatte. Andrea hatte sich für ihn geopfert. Die Polizeiwagen kamen jetzt den Weg hinauf. Kaum waren sie auf Höhe des Vans, explodierte auch der in einem Feuerball. Das Letzte, was die vier über ihre Kopfhörer vernahmen, war Köhns Stimme.
»Menschen sind ersetzbar, aber dieses Werk ist es nicht. Wo immer Sie sind, man wird Sie verfolgen. Und beten Sie, dass es staatliche Behörden sein werden. Sie werden von nun an Ihr Leben lang auf der Flucht sein. Denn Sie haben die Pocken gebracht. Und niemals werden Sie Ihre Unschuld beweisen können.Heute Nacht sind Sie aus dem Paradies vertrieben worden. Frohe Weihnachten.«
Doorn, Niederlande, 28. 12., 09.45 Uhr
Ihr Gesicht war mit Splittern übersät. Jan, selbst im Gesicht getroffen, hatte sie notdürftig behandelt. Aber die Verletzungen waren zu schwer. Kaum ein Knochen in ihrem Gesicht war heil geblieben. Ihre Brust glich einem blutigen Streuselkuchen. Ihre Hände, die sie instinktiv hochgerissen hatte, waren verbrannt. Jan hatte ihr erhebliche Mengen Morphium verabreicht.
»Sie muss in ein Krankenhaus. Dann ist es eben so …«
Elijah legte vorsichtig seine Hand auf Jans Schulter. »Mein Freund, das kommt nicht in Frage. Ganz Europa glaubt, dass du und Regina die Drahtzieher der Seuche seid. Köhn hat ganze Arbeit geleistet. Jeder Polizist wird euch erkennen. Alle Krankenhäuser sind informiert. Schau die Nachrichten. Eure Bilder laufen dort rauf und runter. Ihr seid die neuen Bin Ladens. Auch mein Dienst glaubt, dass ihr daran beteiligt wart. Faruk ist zurückbeordert worden. Aber er wird euch helfen.«
Der Syrer trank aus einer kleinen Tasse einen starken Mokka. »Ihr müsst untertauchen. Hier seid ihr nicht mehr lange sicher.«
Mit größter Mühe hatten sie den Bauernhof erreicht. Elijah hatte mit gezielten Schüssen die anstürmenden Polizisten noch in Schach halten können, ehe Faruk und Ivan Poch Regina, Jan und das Mädchen in den Wagen bugsiert hatten. Poch hatte noch in letzter Sekunde nach der Kassette gegriffen. Dann war auch Elijah im Dunkel der wenigen Bäume, die nicht des Kaisers Fäll- und Sägewut zum Opfer gefallen waren, verschwunden.
Zwei Tage hatten sie sich bereits hier versteckt. Ivan war von den Karten fasziniert. Er studierte sie fast rund um die Uhr. Er war der Einzige, der sich wohl würde frei bewegen können. Keinerder Ermittler würde ihn mit den vieren in Verbindung bringen. Aber auch Elijah stand mächtig unter Druck.
»Ihr
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