Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
von Mozart anstimmte, hatte der französische Bioexperte, der die übriggebliebenen Forschungsergebnisse seiner verstorbenen Kollegen untersuchte, seine Entdeckung dem Büro des Staatspräsidenten mitgeteilt. Der Mann forschte auf Anweisung des Präsidenten in einem streng abgeschirmten Trakt des Militärhospitals in Rouen. Spezialkräfte sicherten das Areal. Noch einmal wollte man nicht Opfer von Mordanschlägen werden. Die Entdeckung des Forschers war so bestürzend, dass der oberste Führer der Grande Nation seine Sitzung unterbrach. Er las und las noch einmal. Dann stellte er sich ans Fenster und sah hinaus auf die Platanen unter seinem Fenster im Park des Palastes, die jetzt ihre Blätter bekamen. Er war fassunglos.
»… ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Atropos, in der bislang dargereichten Form, ein massiver Hemmer für die Gesamtfertilität der menschlichen Rasse. Unsere bereits an Mäusen belegten Ergebnisse sind nunmehr auch an menschlichen Probanden, die das Mittel verabreicht bekommen haben, bestätigt worden. In 485 von 500 untersuchten Fällen wies das männliche Spermiogramm massivste Beeinträchtigungen auf,die eine Zeugungsfähigkeit dauerhaft unwahrscheinlich machen. Wir haben diese Ergebnisse mit dem Robert-Koch-Institut und dem englischen Gesundheitsministerium auf höchster Ebene abgestimmt. Überall die gleichen Ergebnisse. Grob geschätzt dürften 300 Millionen Männer von dieser vermutlich irreversiblen Unfruchtbarkeit betroffen sein. Angesichts der Tatsache, dass auch Kinder in Europa und den USA mit dem Mittel geimpft wurden, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung der westlichen Hemisphäre …«
Beirut, Libanon, 20. 03., 11.21 Uhr
Das Café lag direkt an der Corniche, der Promenade der einst so schönen Stadt. Beirut war im Frühling ein Traum. Nur vereinzelt war das dumpfe Donnern der Mörsergranten aus dem Norden des Landes zu vernehmen. Der Bürgerkrieg hatte sich auf Städte an der Grenze zu Syrien beschränkt.
Der warme salzige Duft des Meeres schwappte über den Strand, hinein in die Cafés. Ihr Hotel lag weiter oberhalb im Stadtteil Hamra. Sie mussten aber nur wenige Minuten hinunterschlendern, vorbei an der Amerikanischen Universität und dem Archäologischen Museum. Sie frühstückten jeden Morgen hier. Der Kellner kannte sie schon mit Namen, und so versuchte er es mit seinen wenigen Brocken Englisch: »Mister Page, Miss Plant, darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
Der Mann schüttelte den Kopf, aber lächelte, während die Frau ihr dunkles langes Haar hinter die Ohren legte, welches der schon warme Wind vom Mittelmeer ihr aber sofort wieder ins Gesicht wehte. Der Kellner, ein Freund und Kenner der Frauen, wie er glaubte, übersah geflissentlich die feinen Narben hinter ihrem Ohr. »Gut operiert, die Frau hat sich gehalten. Vielleicht Mitte dreißig«, dachte er.
Die Frau sah mit einem Stirnrunzeln zu ihrem Mann, der ebenfalls noch ein leicht geschwollenes Gesicht hatte.
»Miss Plant. Hätte dir nicht etwas Passenderes einfallen können als ausgerechnet die Namen zweier Altrocker?«
Der Mann lachte. »Jagger und Richards vielleicht? Oder Lennon und McCartney?«
Sie schüttelte den Kopf und sah versonnen hinüber zu zwei im Meer stehenden Felsen. Möwen umflogen kreischend die sandfarbenen Blöcke. Weiße Gischt leckte an ihrem Sockel. Sie war glücklich.
Eine dunkle Limousine parkte oberhalb des Cafés an der Promenade. Ein Araber und ein äußerst fetter Mann in einem lächerlich weiten Mantel gingen langsam und immer umherschauend die Treppen hinunter zum Café. Die Frau winkte, so dass der Araber direkt auf sie zusteuerte und der dicke Mann hinter ihm hertrottete.
»Liebes Fräulein, ich war nie ein Freund der plastischen Chirurgie. Aber ich bin erstaunt, was die moderne Medizin in Tel Aviv so leisten kann. Sie haben sich zu Ihrem Besseren verändert. Nur schade, dass man auf diesem Wege nicht auch gleich Bildung und Stil implantieren kann.«
Der Araber stöhnte auf. »Ivan, es ist gut. Miss Plant, du siehst bezaubernd aus, wenn ich das sagen darf.«
Der Mann schaute entrüstet. »Und ich?«
Sie sah ihn an und sagte: »Für dich hat das Geld nur für Veränderung, nicht aber für Schönheit gereicht.«
Er stieß ihr leicht in die Seite, und die anderen lachten.
Der Dicke grinste. »Apropos Geld. Ich darf da aus dem ›Kunstmarkt aktuell‹ zitieren. › Sensation bei Sotheby’s … Das lange verschollene Bild
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