Die Lüge im Bett
Ruhe vor Männern! Keiner kann etwas dafür haben wollen, daß er mir etwas Gutes getan hat, verstehst du? Ach, ist das herrlich. Ich bin frei, wirklich frei!«
DIE OFFENBARUNG
Drei Tage später stehen sie vor der Gepäckaufgabe am Münchner Flughafen. Gabriel gibt einen großen Hartschalenkoffer auf. Er hat sich für nichts entscheiden können und aus seinem Schrank fast alles mitgenommen. Nic und Nina teilen sich einen kleinen Reisekoffer. Dann vertreiben sie sich die Zeit bis zum Boarding im Duty-free-Shop und an einer kleinen Stehbar. Gabriel ist aufgeregt, und Nic verteilt, kaum daß sie im Flugzeug sind, seine Schlaftabletten.
Sie sitzen zusammen in einer Reihe, Nic in der Mitte. Nina denkt darüber nach, daß sie Gabriel eigentlich ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht hat. Möglicherweise startet er ja jetzt wirklich seine Karriere, dann wird ihn der Verlust auch nicht so sehr schmerzen. Was will ein Hollywoodstar schon mit einem kleinen Regisseur aus München? Den kann er dann getrost ihr überlassen. Sie schluckt die Schlaftablette und schlummert lächelnd ein.
Sie wacht tatsächlich erst kurz vor der Landung auf. Nic und Gabriel sind schon wach, sie haben für Nina einen Teller mit Sandwiches aufbewahrt. Nina bittet die Stewardeß um einen Kaffee, und während sie ihn trinkt, schließt sie genießerisch voller Vorfreude die Augen. Mein Gott, sie hat einen Job als Redakteurin beim Fernsehen, und bald hat sie auch Nic. Welch vollkommenes Glück. Sie atmet tief ein.
Vom L. A. Airport fahren sie gut eine Stunde in die City von Los Angeles. Es ist zwar keine allzu große Entfernung, aber der Highway zieht sich scheinbar endlos. Als sie ankommen, ist es bereits nach acht Uhr abends. Nic hat über das Reisebüro ein zentral gelegenes Hotel buchen lassen, und es macht, zumindest von außen, einen guten Eindruck. Gabriel bezahlt das Taxi, ein Hotelboy kümmert sich um das Gepäck, und zu dritt gehen sie zur Rezeption.
Eine Empfangsdame sucht Nics Nachnamen im Computer, ihr Kollege fragt mißtrauisch: »Three persons?«
»Our son!« witzelt Nina und deutet auf Gabriel.
»Paß auf, die sind hier prüde!« weist Nic sie leise zurecht.
Jetzt hat die Empfangsdame die Reservierung auf Naumann gefunden. Sie wickelt den Rest ab, ihr Kollege schaut unschlüssig zu. Es ist ihm anzumerken, daß er ihnen das Zimmer am liebsten verweigert hätte. Aber da haben sie schon die Zimmerkarte und gehen schnell zum Aufzug.
»Ich hätte sagen sollen, daß ich eure Tochter bin. Das mit Gabriel war nicht so gut«, sagt Nina ernsthaft, während der Lift in den vierten Stock fährt.
Gabriel lacht, und Nic schüttelt sie leicht im Genick. »Das nächste Mal!«
Seine Berührung löst eine Gänsehaut bei ihr aus, und sie ist froh, als der Lift anhält. Es ist nicht auszuhalten, ihr Körper reagiert auf ihn, als sei er die Zündschnur zu einer Explosion. Dieser Gedanke amüsiert sie. Er hat die Zündschnur, grinst sie in sich hinein, und sie bald die Explosion. Adieu, Gabriel!
Gemeinsam suchen sie ihr Zimmer und haben Glück, es liegt nicht allzuweit vom Lift entfernt. Nic schließt auf, Nina tritt als erste ein. In der Mitte des Raumes bleibt sie stehen und schaut sich um. Eine Juniorsuite mit einem Grand lit. Und einem Sofa.
Wer wird wo schlafen?
Sie wird bei Nic schlafen. Wie immer im Hotel.
Gabriel auf dem Sofa?
Damit wird Nic nicht einverstanden sein.
Nic auf dem Sofa? Das macht überhaupt keinen Sinn.
»Am besten schlafen wir zu dritt im Bett!« Nic schaut in den Schrank. »Es ist auch kein zweites Bettzeug da.«
»Und wer in der Mitte?« fragt Nina unschuldig.
»Ich!« beschließt Nic, »als Trenner zwischen euch beiden«, und lacht schallend.
»Ha, ha!« Gabriel schneidet ihm eine Grimasse.
Es klopft, der Hotelboy bringt das Gepäck. Nic sucht nach Trinkgeld, Gabriel packt seinen Koffer aus, hängt alles ordentlich auf.
»So, und wo gehen wir jetzt hin?« fragt Nic unternehmungslustig.
»Ins Bett«, sagt Gabriel. »Ich muß morgen gut aussehen!«
»Es ist doch erst halb neun!« protestiert Nic.
»Trotzdem. Der Schlaf ist mir jetzt wichtiger!«
»Wir könnten ja noch ...«, beginnt Nina, bricht aber ab, weil ihr plötzlich klar wird, daß Nics Wege nachts nicht die ihren sind. Sie denkt an Brasilien. Dort war sie ihm auch im Weg, ohne es zu ahnen. Und die Bar in Berlin war sicherlich nur ein müder Abklatsch von dem, was ihm wirklich Spaß macht. »Sonst geh doch alleine«, gähnt sie.
Nic öffnet
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