Die Lüge
nicht. Als sie nicht antwortete, atmete er tief durch. «Ich weiß nicht einmal, wie ich dich nennen soll.»
«Darüber brauchst du dir auch nicht den Kopf zu zerbrechen, wenn du jetzt gehst.»
Er betrachtete das quengelnde Kind. Und endlich erhob er sich und überließ ihr das Baby. Aber er ging nicht, folgte ihr ins Kinderzimmer, stand neben dem Wickeltisch und schaute zu, wie sie die Windeln wechselte. Mit dem Stillen wollte sie warten, bis er weg war. Aber er ging immer noch nicht, und sie konnte doch für seine Sturheit ihre Tochter nicht hungern lassen.
Er verließ das Kinderzimmer erst, als sie Laura zurück in die Wiege legte. Sie blieb noch einen Moment stehen und wartete darauf, dass die Wohnungstür geöffnet und geschlossen wurde. Es blieb still. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, stand er bei der Terrassentür und schaute hinaus. Er hörte wohl ihre Schritte, drehte sich um. Seine Stimme klang fest und bestimmt, als habe er sich das gut überlegt. «Ich hab dir gelassen, was du haben wolltest, ihren Namen, sogar ihr Geld. Dafür will ich das Kind.»
«Entschuldige mal», sagte sie. «Du bist nicht Rumpelstilzchen.»
Er lächelte. «Nein, aber ich habe ein paar Trümpfe, und ich lasse mich nicht noch einmal betrügen, bestimmt nicht um meine Tochter. Offiziell geschieden sind wir nicht. Wenn du die Scheidung einreichen willst, werde ich um das Sorgerecht kämpfen, notfalls mit harten Bandagen. Glaub nicht, dass ich davor zurückschrecke, deinen Alkoholismus anzuführen oder den Grund, weshalb du deinen Job verloren hast. Ich kann eine Menge vorbringen, um deutlich zu machen, dass du völlig ungeeignet bist, ein Kind zu erziehen.»
«Meinen Alkoholismus?» Sie schüttelte fassungslos den Kopf. «Das glaub ich nicht. Das glaube ich einfach nicht. Ich hab nie gesoffen. Willst du jetzt bei mir den starken Mann spielen? Das hättest du besser mal bei ihr getan. Du hast versucht, mich umzubringen. Wie, glaubst du wohl, wird ein Familienrichter darauf reagieren?»
Er zuckte mit den Achseln. «Ich kann dich auch auffliegen lassen. Aber das will ich gar nicht. Ich will …» Er brach ab, setzte neu an. Er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte. Es ging ihm nur um das Baby. Das Kind war ihm sehr wichtig. Aber das war es nicht allein. Er wollte nicht behaupten, sie zu lieben, weil er es hasste zu lügen. Sie sollte nur zurückkommen und ihm die Chance geben, festzustellen, ob er sie lieben konnte.
Er hatte in den vergangenen Monaten viel Zeit zum Nachdenken gehabt – über seine Gefühle für Nadia, über die beiden Tage im September, den Freitagmorgen im November und die Zeit in Paris, die sie nicht genutzt hatte, um sich in Sicherheit zu bringen. Er wollte nicht mit einer Illusion leben, nur mit der Frau, von der er die ganze Zeit gedacht hatte, sie sei Nadia.
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Informationen zum Buch
Muss sie den Tod einer anderen Frau sterben?
Susanne Lasko und Nadia Trenkler sehen sich ähnlicher als eineiige Zwillinge. Doch während Susanne nicht weiß, wovon sie leben soll, hat Nadia alles im Überfluss. Als die mondäne Doppelgängerin Susanne ein fürstliches Honorar für ein Wochenende Rollentausch bietet, kann sie nicht nein sagen. Was als harmloses Spiel beginnt, wird bald zum tödlichen Netz der Lügen.
«Gönnen Sie sich dieses Buch.» . (Brigitte)
Informationen zur Autorin
Petra Hammesfahr schrieb bereits mit siebzehn ihren ersten Roman. Seitdem hat sie einen Bestseller nach dem anderen veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Köln.
Weitere Veröffentlichungen:
Die Sünderin
Die Mutter
Der Puppengräber
Lukkas Erbe
Das Geheimnis der Puppe
Bélas Sünden
Roberts Schwester
Die Chefin
Merkels Tochter
Meineid
Das letzte Opfer
Ein süßer Sommer
Mit den Augen eines Kindes
Seine große Liebe
Der Schatten
Am Anfang sind sie noch Kinder
Ein fast perfekter Plan
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Juni 2011
Copyright © 2003 by Rowohlt Verlag GmbH,
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