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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Schubfach bei den Spannungsprüfern.
    Vier Minuten später sah sie den leeren Spalt zwischen Tresor und Blechkasten. Und sie konnte Dieter nicht einmal mehr warnen, wusste seine Handynummer nicht. Die Lähmung hielt zwei, höchstens drei Sekunden an. Ihr kam es vorwie eine Ewigkeit. Dann saß sie im Alfa, der Schlüssel hatte auf der Truhe im Garderobenraum gelegen, der Wagen in der ansonsten leeren Garage gestanden.
    Sie kam trotz des dichten Verkehrs sehr gut durch, weil sie bei Johannes Herzog gelernt hatte. Den Zubringer zum Flughafen erreichte sie um siebzehn Minuten nach vier. Auf den Parkplatz konnte sie nicht fahren. Genau in der Einfahrt hatte es eine Karambolage gegeben. Nicht Dieters Kombi und Zurkeulens Limousine. Ein Ford Transit hatte das Heck eines uralten V W-Käfers gerammt. Die beiden Fahrer, dem Anschein nach Südländer, verhandelten lautstark und gestenreich über die Schuldfrage. Dass hinter ihnen zwei Fahrzeuge darauf warteten, den Platz verlassen zu können, kümmerte beide nicht. Und die Fahrer in den wartenden Autos, ebenso wie ihre Beifahrer, schienen sich in ihrer Geduld gegenseitig überbieten zu wollen.
    Sie stieg aus und wandte sich an die streitenden Südländer. «Fahren Sie bitte zur Seite. Ich muss   …»
    «Nix da», sagte einer und deutete auf den Ford Transit. «Steigen Sie ein, Frau Trenkler, aber fix.»
    Im selben Moment stieg der Beifahrer aus dem ersten wartenden Wagen, reckte sich, als seien seine Glieder verspannt. Dann kam er langsam näher. Sie erkannte Schneider. Im Vorbeigehen erkundigte er sich nur: «Schlüssel steckt?» Dann saß er auch schon im Alfa, fuhr ein Stück zurück und verschwand.
     
    Sie fühlte sich energisch zum Ford Transit geschoben und beinahe auf den Beifahrersitz gehoben. Zwischen den Vordersitzen und dem Laderaum hing ein grauer Vorhang, dahinter klang Michaels Stimme, fast so klar, als befände er sich im Wagen.
    «Es war meine Frau, zum Teufel. Meine Frau! BegreifenSie das doch endlich! Ich will wissen, was Sie ihr angetan haben!» Erst in diesem Moment war es richtig vorbei. Zurkeulen mochte nicht begreifen, aber sie begriff – endgültig   –, dass Michael Trenkler sie nicht lieben konnte, weil sie für ihn eine Fremde war, die Nadias Tod verschuldet hatte. Ihre Energie entwich wie die Luft aus einem Ballon.
    Der Vorhang wurde zur Seite geschoben. Wolfgang lächelte sie erstaunt an: «Ich dachte, du bist in Genf.» Mit dem für ihn typischen Grinsen musterte er Ramies Pullover und die Jeans: «Wo hast du denn diese Maskerade aufgetrieben?» Dann verlangte er: «Rutsch rüber, ehe dich jemand sieht.»
    Der Laderaum stand voller technischer Geräte. Außer Wolfgang saß noch ein Mann mit Kopfhörern vor einem Tonband. Von irgendwoher sagte eine Stimme: «Er geht zu dicht ran.»
    Wolfgang griff nach einem Mikrophon und murmelte: «Zieh dich zwei Schritte zurück, du stehst im Weg. Und übertreibe es nicht so. Gib ihm nicht das Gefühl, dass du ihm an die Kehle willst.»
    Michael weinte – irgendwo zwischen den Autos auf dem großen Platz. «Die Lasko, das elende Weib, hat uns alle getäuscht. Sogar mich! Ich hatte sie im Bett und habe es nicht   …»
    Sie saß nur da und fühlte die Kälte in jedem Knochen, jedem Nerv. «Wo ist Herr Lasko?», flüsterte sie. «Ich hatte ihn vorausgeschickt, weil ich   …»
    «Den haben wir kassiert», flüsterte Wolfgang zurück und erstattete Bericht, während Michael sich draußen weiter abmühte, im Tausch gegen den Geldkoffer ein Mordgeständnis zu erhalten.
    Er war in aller Herrgottsfrühe bei Wolfgang erschienen und hatte behauptet, sie zum Flughafen gebracht zu haben. Sie sollte die erste Maschine nach Genf nehmen und einige Zeit bei ihrer Mutter verbringen. Er wolle sie in Sicherheit wissen.Und Zurkeulen kenne ihn, er würde kaum stutzig werden, wenn anstelle seiner Frau er mit dem Geldkoffer erschiene.
    Dann hatte er Wolfgang einen Hausschlüssel gegeben und erklärt, er habe den Koffer bereits aus dem Tresor genommen. Anschließend war er in seinem Wagen zur Tankstelle und weiter ins Labor gefahren, hatte bis um zwei seine Arbeit getan und sich dann verkabeln lassen. Er musste überzeugt sein, sie sei tot, kämpfte da draußen nur noch um eine Antwort. Was sie ihm noch hatte erzählen können, flocht er ein, um Zurkeulen zu überzeugen.
    «Meine Frau», sagte er, «hat die Lasko im Sommer kennen gelernt. Sie hatte zu der Zeit eine kleine Affäre und wollte nicht, dass ich davon erfuhr. Die

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