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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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halt den Mund!«
    Ich wollte ihm gerade einen Knuff geben, da packte er mich am Arm. Hufgetrappel und Rufe erfüllten die Luft. Gerade noch rechtzeitig zog mich Maljen von der Straße, bevor eine große schwarze Kutsche an uns vorbeidonnerte. Die Leute stoben auseinander, um den hämmernden Hufen der vier Rappen zu entgehen. Neben dem Kutscher, der eine Peitsche schwang, saßen zwei Soldaten in dunkelgrauen, fast schwarzen Mänteln.
    Der Dunkle. Seine schwarze Kutsche und die Uniformen seiner Leibgarde waren unverkennbar.
    Eine zweite, rot lackierte Kutsche rumpelte gemächlicher an uns vorüber.
    Ich sah zu Maljen auf. Das war haarscharf gewesen. Mein Herz raste. »Danke«, flüsterte ich. Maljen schien plötzlich zu merken, dass er mich in den Armen hielt. Er ließ los und trat hastig zurück. Ich bürstete Staub von meinem Mantel und hoffte, dass er meine geröteten Wangen übersah.
    Eine blau lackierte Kutsche rollte vorbei und ein Mädchen lehnte sich aus dem Fenster. Sie hatte schwarze Locken und trug eine Mütze aus Silberfuchsfell. Sie musterte die Menge, und wie nicht anders zu erwarten, blieb ihr Blick an Maljen hängen.
    Du hast ihn auch gerade angehimmelt, schalt ich mich selbst. Warum sollte es einer schönen Grischa anders ergehen?
    Ihre Lippen kräuselten sich zu einem feinen Lächeln und sie behielt Maljen im Blick, bis die Kutsche außer Sicht war. Maljen glotzte ihr dümmlich nach, sein Mund stand offen.
    »Mund zu, sonst sind gleich ein paar Fliegen darin«, fuhr ich ihn an.
    Maljen blinzelte benommen.
    »Habt ihr das gesehen?«, dröhnte jemand. Ich drehte mich um und sah, dass Michail mit langen Schritten und ehrfürchtiger Miene auf uns zukam. Es sah fast komisch aus. Er war ein stämmiger Rotschopf mit breitem Gesicht und noch breiterem Nacken. Dubrow, dunkel und drahtig, versuchte mit ihm Schritt zu halten. Beide waren Fährtenleser in Maljens Einheit und wichen nur selten von seiner Seite.
    »Natürlich habe ich das gesehen«, sagte Maljen und seine dümmliche Miene wich einem spitzbübischen Grinsen. Ich verdrehte die Augen.
    »Sie hat dich ganz unverblümt angeschaut!«, rief Michail und klopfte Maljen auf den Rücken.
    Maljen tat das mit einem Schulterzucken ab, aber sein Grinsen wurde noch breiter. »Ja, das hat sie«, sagte er selbstgefällig.
    Dubrow verlagerte sein Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen. »Grischa-Mädchen können Männer angeblich mit einem Bann belegen.«
    Ich schnaubte.
    Michail sah mich an, als würde er mich erst jetzt bemerken. »Hallo, Besenstiel«, sagte er und gab mir einen Knuff gegen den Arm. Beim Klang meines Spitznamens zog ich eine Grimasse, aber er hatte sich schon wieder Maljen zugewandt. »Ist dir klar, dass sie im Feldlager übernachtet?«, fragte er mit anzüglichem Grinsen.
    »Man erzählt sich, dass das Zelt der Grischa so groß ist wie eine Kathedrale«, fügte Dubrow hinzu.
    »Viele hübsche, dunkle Ecken«, sagte Michail und ließ die Augenbrauen tanzen.
    Maljen stieß einen triumphierenden Laut aus. Die drei gingen davon, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, unterhielten sich lautstark und rempelten einander an.
    »Schön, euch mal wiederzusehen, Jungs«, murmelte ich, richtete den Schulterriemen meiner Tasche und setzte mich in Bewegung. Ich schloss mich den letzten Nachzüglern an, die den Hügel nach Kribirsk hinabgingen. Ich hatte es nicht eilig. Man würde mich sicher zusammenstauchen, wenn ich das Dokumentenzelt endlich erreichte, aber das war nicht mehr zu ändern.
    Ich rieb meinen Arm an der Stelle, wo Michail mich geknufft hatte. Besenstiel. Ich hasste diesen Namen. Als du mich damals beim Frühlingsfest nach zu viel Kwass betatschen wolltest, hast du mich nicht Besenstiel genannt, du Hornochse, dachte ich zornig.
    Kribirsk war unscheinbar. Laut dem Obersten Kartografen war der Ort in den Jahren vor der Schattenflur ein verschlafenes Handelsstädtchen gewesen, das nur aus einem staubigen Marktplatz und einer Herberge für müde Reisende bestanden hatte, die auf dem Vy unterwegs gewesen waren. Inzwischen wuchs eine Barackenstadt um ein festes Militärlager und die Anleger der sogenannten Sandskiffs, die Reisende durch die Finsternis nach West-Rawka beförderten. Ich kam an Läden, Tavernen und Schenken vorbei, bei denen es sich bestimmt um Bordelle für die Truppen des Zaren handelte. Es gab Läden für Gewehre und Armbrüste, Lampen und Fackeln, alles, was man für den Weg durch die Schattenflur brauchte. Die kleine,

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