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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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würde er dieses Gefühl erleben. Er kämpfte verzweifelt mit aller Macht gegen seine Gefühle an. Aber er wusste, dass er diesen Kampf verloren hatte.
    Noch während er mit sich selbst rang, erlangte die junge Bolivianerin ihr Bewusstsein wieder. Es dauerte eine Weile, bis sie realisierte, wo sie war. Alles sah steril aus in diesem Raum mit den weißen Kacheln und den vielen medizinischen Instrumenten. Sie war noch etwas benommen von dem Sedativum, das er ihr verabreicht hatte, und schaute an sich herunter. Was war das?
    Sie lag auf einem Sektionstisch!
    Panisch versuchte Adilah ihre Arme und Beine zu befreien, aber er hatte sie schon so fixiert, dass sie es aus eigener Kraft nicht schaffen konnte.
    Sie wollte schreien, hielt aber inne, denn sie erinnerte sich, dass Schreien in diesen Situationen Täter noch anregte oder gar animierte. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Sie durfte ihm nicht das Gefühl geben, sie wolle weg – und sie durfte ihm ihre Angst nicht zeigen. Das würde seinen Zorn und seine Aggression sicher nur noch verstärken.
    Vorsichtig sah sie zu ihm hinüber und sah einen Mann, der ganz und gar nicht den Eindruck machte, als ob er ein eiskalter Killer wäre.
    Sie sah einen hilflos wirkenden Menschen auf einem Holzstuhl kauern, jemanden, der vollkommen außer sich war und mit seinem Schicksal haderte. Irritiert sah sie den Gefühlsregungen ihres Peinigers zu und schöpfte Hoffnung. Was immer ihn gerade davon abhielt weiterzumachen gab ihr Zeit zum Beten und Hoffen.
    Und tatsächlich, er befreite sie wortlos von ihren Fesseln, fiel auf die Knie und flehte sie an, ihm zu vergeben.
    Adilah verstand nichts, wie sollte sie auch? Was um alles in der Welt wollte dieser Mann hier von ihr? Spielte dieser besondere Kunde, den ihr Adriano da vermittelt hatte, etwa nur ein teuflisches Spiel mit ihr? Oder war es bitterer Ernst? Warum hatte er sie hierhergebracht, an einen Ort, an dem nur der Tod allgegenwärtig war? Wollte er sie wirklich töten?
    Es dauerte einige Sekunden, bis sich in ihrem Gehirn alles wieder zusammenfügte und es den einzig richtigen Impuls aussendete. Dann ging alles ganz schnell.
    Ein kurzer Blick auf ihren Peiniger, und Adilah rannte. Nackt, nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, stürzte sie hinaus auf den Flur. Weg, nur weg, schoss es ihr durch den Kopf, bevor er es sich anders überlegen konnte. Sie rannte um ihr Leben, rannte durch die endlos langen Flure, die manchmal im Nichts endeten. Nie war sie so schnell gelaufen wie in diesem Augenblick. Und just in dem Moment, als sie schier verzweifeln wollte und es schien, als ob sie nie aus diesem Labyrinth und diesem Albtraum herauskommen würde, hatte sie es geschafft. Ein Notausgang war direkt vor ihr. Sie blieb kurz stehen, denn sie war erschöpft und atmete schnell. Sie holte tief Luft, ihre Lunge brannte, und sie konnte die Tür nur mit Mühe öffnen. Dieser Lauf um ihr Leben hatte sie ihre ganze Kraft gekostet. Dann stürzte sie nach draußen.
    Es war kalt, aber sie spürte die Kälte nicht. Ihr ganzer Körper stand unter Strom, ihr Kopf schien jeden Augenblick platzen zu wollen, und ihre Gedanken überschlugen sich. Das Gefühl der Euphorie beherrschte sie, sie war im Freudentaumel, denn sie schien ihm entkommen zu sein. War sie wirklich frei?
    Ja, sie war am Leben. Fassungslos stand sie auf der Straße und bemerkte nicht, wie sehr sie zitterte und wie ihre Knie schlotterten.
    Adilah war wie erstarrt und konnte sich nicht bewegen. Sie hatte die Kälte einfach verdrängt, so sehr hatte sie ihr Adrenalinspiegel, der immer noch in enormen Höhen war, aufgeheizt.
    Dann plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Fahrradfahrer auf, der direkt auf sie zufuhr. Nichts konnte sie jetzt mehr halten. Sie schrie: »Bitte helfen Sie mir, bitte, Sie müssen mir helfen.«

    Das Telefon klingelte. Eine aufgeregte Männerstimme meldete sich.
    »Özmir Atam«, stellte sich der Anrufer vor, vollkommen außer Atem, »Sie müssen sofort kommen!« Er habe eine junge Frau gefunden. Sie sei fast nackt und ihm direkt ins Fahrrad gerannt.
    Kommissar Max Hofmann versuchte den Anrufer zu beruhigen und sagte ihm, dass sie gleich bei ihm sein und sie auch den Notarztwagen verständigen würden.
    »Wo sind Sie?«, fragte er.
    »Seestraße, direkt vor der alten Pathologie«, antwortete der Anrufer immer noch atemlos.
    Hofmann bat ihn, sich nicht vom Fleck zu rühren, dort zu bleiben und sich um das Mädchen zu kümmern. Dann rannte er gemeinsam mit Lea, die

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