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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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zu einer Erklärung bereit. Schließlich platzte ihm der Kragen und er schlug ihr ins Gesicht. Ihre Unterlippe sprang auf und blutete. Er bereute sofort, was er getan hatte. Sie sagte nichts, und er bekam es mit der Angst zu tun, denn sie war imstande, ihn auf der Stelle zu verlassen. Er entschuldigte sich und versprach, ihr in Zukunft keine Fragen mehr zu stellen. Schließlich sagte sie mit ausdruckslosem Gesicht, er solle sie nie wieder schlagen, sonst werde er es bitter bereuen. Sie blieb. Nach zwei oder drei Tagen hatte er vergessen, was geschehen war – und was sie gesagt hatte.

K APITEL 30
    Wulf brauchte eine neue Waffe. Um sich völlig auf sie verlassen zu können, musste er sie selbst herstellen – und dafür benötigte er eine Werkstatt und bestimmte Materialien. Falls es in Worms niemanden gab, der Armbrüste herstellte, war sein Vorhaben geplatzt.
    Unter dem Vorwand, er fühle sich nicht wohl und brauche Ruhe, verbrachte Wulf den Tag ungestört im Kornspeicher. Von hier aus beobachtete er das Geschehen rund um den Dom und am Bischofshof. Für einen Moment bekam er sogar den Kaiser zu Gesicht. Die wichtigen Verhandlungen fanden – wie erwartet – im großen Saal der Aula Major statt, also direkt gegenüber von seiner Unterkunft.
    Erst am Abend, im Schutz der Dunkelheit, verließ Wulf den Turm. Seit der kargen Morgensuppe hatte er nichts gegessen, und sein Magen knurrte und krampfte sich immer wieder schmerzhaft zusammen. Wenigstens hatte er keine Geldsorgen – und das verdankte er der kleinen Schatztruhe, die unter Johannas Bett gestanden hatte. Wenn er daran dachte, fühlte er sich ein wenig schuldig, aber er schob solche Gedanken immer schnell beiseite.
    Nachts waren noch mehr Menschen in den Gassen unterwegs als am Tag, wenn Sitzungen stattfanden. Trotz der Dunkelheit fühlte sich Wulf unwohl, fast kam es ihm so vor, als beobachte man ihn. Er hatte es vermieden, seine Gastfamilie direkt auf Armbrüste anzusprechen, und beschloss, auch sonst niemanden zu fragen, sondern sich lieber selbst umzusehen. Er kam am wuchtigen Zeughaus mit seinen rot und weiß gestrichenen Holzläden vorbei. Bestimmt lagerten dort neben anderen Waffen auch Armbrüste. Aber in welchem Zustand befanden sie sich?
    Vom Marktplatz aus folgte er der Kämmerergasse, die Worms in nordsüdlicher Richtung durchzog und zu den wichtigsten Verkehrswegen zählte. Wulf betrachtete die Häuser zur rechten und zur linken Seite und suchte nach einem Geschäftsschild oder etwas Ähnlichem, konnte jedoch nichts entdecken. Einige Gastwirtschaften schenkten wegen des Andrangs Bier im Freien aus, hier und da standen Menschentrauben, die Wulf passieren musste. Er war überrascht, als er plötzlich eine der Frauen entdeckte, die er aus dem Wittenberger Badehaus kannte, und hielt sich von ihr fern.
    Am Ende der Kämmerergasse stieß er auf den nördlichen Teil der Stadtmauer, zu der rechter Hand, parallel, die Judengasse verlief. Den Judenfriedhof, der außerhalb der Stadtmauer lag, nicht weit vom Dom, hatte er bereits von seinem Kornspeicher aus gesehen. Es bestand wenig Hoffnung, in der Judengasse jemanden zu finden, der etwas von Waffen verstand, denn die meisten Berufe blieben den Juden verschlossen; das war auch der Grund, weshalb sie hauptsächlich von Geld- und Wechselgeschäften lebten. In der Judengasse herrschte weniger Betrieb, dort hielten sich kaum Fremde auf. Wulf kam an der Synagoge vorbei und folgte anschließend der Bärengasse, die voller Menschen war. Er wurde unruhig: So konnte es nicht weitergehen.
    Dann sah er einen alten Mann, der trotz der kühlen Abendluft vor einem baufälligen Haus auf einer Bank saß und offensichtlich blind war. Wulf blieb bei ihm stehen und begann ein belangloses Gespräch über das Wetter und den Reichstag. Der Alte freute sich merklich über die Abwechslung. Wulf schaute sich um, und da niemand ihn beachtete, fasste er Mut, den Blinden um Hilfe zu bitten.
    Â»Ich bin in Geschäften unterwegs«, sagte er. »Ich arbeite für den Kurfürsten Albrecht von Brandenburg und bin in Mainz für das Zeughaus verantwortlich. Für unsere Bürgerwehr möchte ich Armbrüste kaufen. Wisst Ihr jemanden in Worms, der welche herstellt?«
    Â»Selbstverständlich«, erklärte der Alte. »Michael Bärenreiter ist der richtige Mann für Euch.«
    Wulfs Herzschlag beschleunigte sich. Ob

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