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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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werden!«
    Â»Bitte unternimm nichts auf eigene Faust und begib dich nicht in Gefahr!«
    Â»Brangenberg ist vielleicht der Schlüssel, wenn wir mehr über die Hintergründe erfahren wollen.«
    Jost nahm einen Schluck aus dem Bierkrug, und etwas Schaum blieb an seiner Oberlippe kleben. »Der Büchsenmacher, in dessen Haus Martha gefangen gehalten wurde, belieferte, wie du weißt, Brangenbergs Leibwache mit Waffen. Der Bischof war sein wichtigster Kunde. Wie viel der Büchsenmacher über die wahren Hintergründe der Entführung wusste, bleibt wohl ungeklärt. Das verstärkt den Verdacht, dass Brangenberg Wulf Kramer damit beauftragte, Luther zu töten, aber es sollte nicht nach einem Mord aussehen.
    Gestern erhielt ich einen Brief, der über das Ergebnis einer Nachforschung berichtet, und meine ursprüngliche Vermutung hat sich bestätigt: In Cranachs Apotheke wurde eingebrochen und ein langsam und unauffällig wirkendes Gift gestohlen. Warum sollte Luther eines scheinbar natürlichen Todes sterben? Die Antwort scheint mir einfach zu sein: Brangenberg befindet sich in einer misslichen Lage, das Schicksal seines kleinen Bistums hängt von den Ereignissen im nahegelegenen Wittenberg ab. Greift Luthers Reformation weiter um sich, droht er sein Amt und seinen Besitz zu verlieren. Damit in Zusammenhang steht eine andere Geschichte, die sich vor vielen Jahren zutrug und in die ich persönlich verwickelt war.«
    Anna fuhr mit dem Daumen über Wulfs Oberlippe. »Erzähl mir davon!«
    Â»Ich kannte Brangenbergs Vater, habe für ihn gearbeitet und war für seine Sicherheit und sein Leben verantwortlich – so wie heute für Luthers Leben. Der alte Brangenberg fiel einem Attentat zum Opfer, das ich nicht verhindern konnte. Er wurde aus großer Distanz von einem Mann mit einer Armbrust getötet. Ich sah den Schützen damals zwar verschwinden, aber es ging zu schnell und ich konnte ihn nicht erkennen, ich bemerkte nur, dass er sehr klein war. Das alles geschah in Rom. Wulf Kramer stellt Armbrüste her, das wissen wir von Martha. Wir haben herausgefunden, wo er seine Werkstatt betreibt und dass er als glänzender Schütze gilt, wie ich ebenfalls aus dem Brief erfuhr. Ich bin davon überzeugt, dass Wulf Kramer den alten Brangenberg, den Vater des heutigen Bischofs, tötete. Auch wenn der Mord damals für großes Aufsehen sorgte, hat man niemals die Hintergründe klären können.«
    Â»Das legt die Vermutung nahe, der Bischof habe damals wie heute Wulf Kramer damit beauftragt, seine Pläne auszuführen. Aber weshalb hätte er seinen Vater töten sollen?«
    Â»Um an sein Erbe zu kommen, mit dessen Hilfe er in sehr jungen Jahren den Bischofsstuhl erkaufte. Für mich wiederholt sich ein Teil meines Lebens. Es ist wie eine zweite Chance, aber es ist auch ein Alptraum! Wenn ich diesmal versage, werde ich nicht mehr in den Spiegel schauen können. Und noch viel mehr steht auf dem Spiel: Ich betrachte Luthers Sache als meine eigene, ich glaube, dass er berufen ist, Wahrheit in die Welt zu tragen, doch sein Leben ist von so vielen Seiten bedroht, dass glatt ein Wunder geschehen muss, wenn er mit heiler Haut davonkommen soll.«
    Â»Wie wird Brangenberg vorgehen?« Anna schien sowohl Jost als auch sich selbst zu fragen. »Wahrscheinlich wartet er ab, wie sich Luthers Sache auf dem Reichstag entwickelt. Er wird darauf hoffen, dass man ihn zum Tode verurteilt und hinrichtet, denn dann erledigen sich seine Probleme von selbst.«
    Â»Nicht unbedingt«, gab Jost zu bedenken. »Wenn man Luther auf dem Scheiterhaufen verbrennt, macht man ihn zu einem Märtyrer. So wie Hus, dessen Hinrichtung zu jahrelangen Kriegen führte. Wenn der Kaiser – mit dem Papst im Rücken – Luther hinrichtet, kann das für Brangenbergs Bistum fatale Folgen haben. Ich bin sicher, die Hussitenkriege waren harmlos verglichen mit dem, was uns dann bevorstünde. Brangenberg kann sich seiner eigenen Bevölkerung nicht sicher sein; ganz zu schweigen von Bedrohungen, die von außen kommen. Er hatte gute Gründe, das Attentat in Wittenberg zu verheimlichen.«
    Â»Trotzdem bleibt ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten«, sagte Anna.
    Â»Es kann sein«, erwiderte Jost, »dass zwischen Wulf Kramer und Brangenberg keine direkte Verbindung mehr besteht. Ich habe Nachrichten über Kramers bisheriges Leben sammeln lassen.

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