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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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mit dem Mann.
    Auf dem Boden liegende Kiefernadeln knirschten, als Ramshalan den Wald betrat. Eine Brise fuhr durch die Bäume; wenn man in der Bequemlichkeit des Herrenhauses stand, war es ein seltsamer Laut. Rand, der noch immer auf die Karte starrte, ließ das Wegetor geöffnet.
    »Also gut«, sagte Nynaeve nach ein paar Minuten mit verschränkten Armen. »Was soll das werden?«
    »Wie würdest du sie schlagen, Nynaeve?«, fragte Rand. »Sie wird sich nicht zu einem Kampf mit mir verlocken lassen, so wie Rahvin oder Sammael. Sie wird sich auch nicht leicht in eine Falle locken lassen. Graendal versteht die Menschen besser als sonst jemand. Sie mag ja verdorben sein, aber sie ist schlau, und man sollte sie nicht unterschätzen. Torhs Margin hat diesen Fehler gemacht, wie ich mich erinnere, und ihr kennt ja sein Schicksal.«
    Min runzelte die Stirn. »Wer?«, fragte sie und sah Nynaeve an. Die Aes Sedai zuckte bloß mit den Schultern.
    »Ich glaube, er ist unter dem Namen Torhs der Gebrochene in die Geschichte eingegangen«, sagte Rand.
    Erneut schüttelte Min den Kopf. Nynaeve schloss sich ihr an. Keine von ihnen kannte sich besonders gut in Geschichte aus, das stimmte schon, aber Rand tat so, als müssten sie den Namen kennen. Seine Miene verhärtete sich, dann errötete er leicht und wandte sich von ihnen ab. »Die Frage bleibt bestehen«, sagte er mit leiser, aber angespannter Stimme. »Wie würdest du sie bekämpfen, Nynaeve?«
    »Ich habe keine Lust, deine Spielchen mitzumachen, Rand al’Thor«, erwiderte Nynaeve empört. »Du hast dich ja offensichtlich bereits zu einer Vorgehensweise entschieden. Was fragst du also mich?«
    »Weil das, was ich zu tun beabsichtige, mir Angst machen sollte«, sagte er. »Aber das tut es nicht.«
    Min erschauderte. Rand nickte den Töchtern zu, die an der Tür standen. Mit geschmeidigen Bewegungen durchquerten sie den Raum, sprangen durch das Tor und breiteten sich im Wald aus, wo sie schnell aus der Sicht verschwanden. Alle zwanzig machten zusammen weniger Lärm als Ramshalan allein.
    Min wartete. Die Sonne war auf der anderen Torseite nicht zu sehen, aber sie warf ihr spätnachmittägliches Licht auf den im Schatten liegenden Waldboden. Wenige Augenblicke später kam Nandera in Sicht und nickte Rand zu. Alles sauber.
    »Kommt«, sagte Rand und ging zum Tor. Min schloss sich ihm an, allerdings erreichte Nynaeve es vor ihr.
    Sie traten auf einen Teppich aus braunen Kiefernadeln, denen man den langen Schlummer unter dem verschwundenen Winterschnee ansehen konnte. Die Brise ließ Äste aneinanderreihen, und die Bergluft war viel kühler, als der Wind hatte erahnen lassen. Min wünschte sich, einen Umhang zu haben, aber jetzt war keine Zeit, um zurückzugehen und einen zu holen. Rand ging zielstrebig durch den Wald, und Nynaeve eilte an seine Seite und redete leise auf ihn ein.
    Aber sie würde nichts Vernünftiges aus ihm herausbekommen, nicht, wenn er in dieser Stimmung war. Sie würden einfach abwarten müssen, was er ihnen enthüllte. Gelegentlich entdeckte Min einige der Aiel zwischen den Bäumen, aber immer nur kurz, wenn sie sich offensichtlich nicht die Mühe machten, sich zu verbergen. Sie hatten sich zweifellos gut an das Leben in den Feuchtlanden gewöhnt. Wie konnten in der Wüste aufgewachsene Menschen nur so instinktiv wissen, wie man sich in einem Wald verbarg?
    Ein kleines Stück weiter endeten die Bäume. Min beeilte sich, zu Rand und Nynaeve aufzuschließen, die beide am Grat eines sanft in die Tiefe führenden Hangs stehen geblieben waren. Von hier aus konnte man über den Wald hinweg sehen, und in der Tiefe standen die Bäume wie ein grünes und braunes Meer. Die Kiefern strebten am Ufer eines kleinen Bergsees auseinander, der sich in einer dreieckigen Senke befand.
    Auf einem Hügel erhob sich ein eindrucksvolles Bauwerk aus weißem Stein über dem Wasser. Rechteckig und groß war es in der Form mehrerer aufeinandergestapelter Türme erbaut, von denen jeder etwas kleiner als der darunter befindliche war. Das verlieh dem Palast eine elegante Form - wehrhaft und zugleich schlossartig. »Das ist ja wunderschön«, sagte Min atemlos.
    »Er wurde in einem anderen Zeitalter erbaut«, sagte Rand. »In einer Zeit, als Menschen noch immer glaubten, dass die Majestät einer Struktur ihr Stärke verleiht.«
    Der Palast war ein gutes Stück entfernt, aber nicht so weit weg, dass Min die Männer entgangen wären, die auf den Zinnen mit ihren Hellebarden patrouillierten

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