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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Tage waren für Mat verschwommen, eine Erinnerung voller Löcher, wie ein Eiseneimer, der zu lange vor sich hingerostet hatte. Aber ein paar Dinge hatte er wieder zusammensetzen können.
    Thom kicherte. »Mat, wir können nicht zurück. Das Rad hat sich weiterbewegt, ob nun zum Guten oder zum Schlechten. Und es wird sich weiterdrehen, und das Licht wird sterben und Wälder werden dunkler, Stürme kommen und der Himmel bricht. Es wird sich weiterdrehen. Das Rad ist nicht die Hoffnung, und dem Rad ist alles egal, denn das Rad ist einfach. Aber solange es sich dreht, können Menschen hoffen und sich für ein Ziel begeistern. Denn mit jedem schwindenden Licht wird irgendwann ein anderes kommen, und jeder wütende Sturm findet irgendwann einmal sein Ende. Solange sich das Rad dreht. Solange es sich dreht…«
    Mat lenkte Pips um ein besonders tiefes Schlagloch im Straßenbelag. Voraus plauderte Talmanes mit ihren Soldaten. »Das klingt nach einem Lied, Thom.«
    »Aye«, erwiderte der Gaukler beinahe mit einem Seufzen. »Ein sehr altes Lied, das die meisten vergessen haben. Ich habe davon drei Versionen entdeckt, jede mit denselben Worten, nur immer mit einer anderen Melodie. Vermutlich hat mich die Gegend daran erinnert; es heißt, Doreille selbst hätte das ursprüngliche Gedicht verfasst.«
    »Diese Gegend?«, fragte Mat überrascht und warf einen Blick auf die Kiefern.
    Thom nickte nachdenklich. »Diese Straße ist alt, Mat. Sogar uralt. Vermutlich stammt sie aus der Zeit vor der Zerstörung der Welt. Solche Wahrzeichen finden oft ihren Weg in Lieder und Geschichten. Ich glaube, einst nannte man diese Gegend die Zerbrochenen Hügel. Wenn das stimmt, dann war das hier früher Coremanda, direkt neben der Adlerhöhe. Ich wette, würden wir einen der höheren Hügel erklimmen, fänden wir alte Befestigungen.«
    »Und was hat das mit Doreille zu tun?«, fragte Mat unbehaglich. Sie war die Königin von Aridhol gewesen.
    »Sie war hier zu Besuch«, antwortete Thom. »Hat einige ihrer besten Gedichte auf der Adlerhöhe geschrieben.«
    Verflixt, dachte Mat. Ich erinnere mich. Er erinnerte sich, auf der Mauer einer Festung oben auf dem kalten Gipfel zu stehen und auf eine lange, gewundene und zerborstene Straße hinabzuschauen, während ein Heer aus Männern mit violetten Wimpeln inmitten eines Pfeilregens einen Hügel stürmte. Die Zerbrochenen Hügel. Eine Frau auf dem Balkon. Die Königin selbst.
    Er fröstelte und verscheuchte die Erinnerung. Aridhol war eine der uralten Nationen gewesen, vor langer Zeit, als Manetheren eine Großmacht gewesen war. Aridhol, die Hauptstadt der Nation, hatte noch einen anderen Namen gehabt. Shadar Logoth.
    Mat hatte schon lange nicht mehr den Sog des rubinverzierten Dolches verspürt. Beinahe hatte er angefangen zu vergessen, wie es gewesen war, an ihn gekettet zu sein, falls es überhaupt möglich war, so etwas jemals zu vergessen. Aber manchmal erinnerte er sich daran, dass das Rubinrot wie sein eigenes Blut gewesen war. Und dann sickerten die alte Lust und das alte Verlangen wieder in sein Inneres …
    Kopfschüttelnd verscheuchte er auch diese Erinnerungen. Verflucht, er wollte sich doch amüsieren!
    »Was war das doch nur für eine schöne Zeit«, sagte Thom träge. »Ich fühle mich alt, Mat, wie ein verblichener Teppich, den man zum Trocknen in den Wind gehängt hat und dessen einst so leuchtende Farben kaum noch erkennbar sind. Manchmal frage ich mich, ob ich dir überhaupt noch nützlich bin. Du scheinst mich kaum noch zu brauchen.«
    »Was? Natürlich brauche ich dich, Thom!«
    Der alternde Gaukler musterte ihn von der Seite. »Mat, das Schlimme an dir ist, dass du wirklich gut im Lügen bist. Im Gegensatz zu diesen anderen beiden Jungen.«
    »Das ist mein Ernst! Wirklich! Sicher könntest du aufbrechen und umherziehen und Geschichten erzählen, so wie früher. Aber die Dinge hier würden etwas weniger glatt laufen, und ich würde mit Sicherheit deine Weisheit vermissen. Verdammt, das würde ich. Ein Mann braucht Freunde, denen er vertrauen kann, und dir würde ich jeden Tag mein Leben anvertrauen.«
    »Was denn, Matrim?« Thom schaute auf, und Heiterkeit funkelte in seinen Augen. »Willst du einen Mann aufmuntern, dessen Stimmung im Keller ist? Willst du ihn zum Bleiben überreden, um das zu tun, was richtig ist, statt loszurennen und nach Abenteuern zu suchen? Das klingt ja richtig verantwortlich. Was ist bloß in dich gefahren?«
    Mat schnitt eine Grimasse. »Vermutlich die Ehe.

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