Die Macht des Lichts
hatten?
»Verdammt. Wir sollten nicht über solche Dinge nachgrübeln, Thom! Wir werden uns einen schönen Abend machen, werden würfeln und viel lachen. Vermutlich wird auch genug Zeit für ein paar Lieder sein.«
Thom nickte, und seine Miene hellte sich etwas auf. Sein Lautenkasten war hinten auf seinem Pferd festgeschnallt; es würde gut sein, ihn diesen wieder öffnen zu sehen. »Willst du also wieder für dein Essen jonglieren, Lehrling?«, fragte Thom mit einem Funkeln in den Augen.
»Besser, als zu versuchen, auf dieser verflixten Flöte zu spielen«, grollte Mat. »Darin war ich nie gut. Aber Rand war wirklich nicht übel, oder?«
Farben wirbelten in Mats Kopf und verfestigten sich zu einem Bild von Rand, der allein in einem Zimmer saß. Er hatte die Beine gespreizt und trug ein kostbar besticktes Hemd; ein Mantel in Rot und Schwarz lag zusammengeknüllt an einer Holzwand neben ihm. Er drückte eine Hand gegen die Stirn, als würde er versuchen, Kopfschmerzen zu vertreiben. Die andere Hand …
Ihr Arm endete in einem Stumpf. Als Mat dies das erste Mal gesehen hatte - vor ein paar Wochen -, hatte es ihn entsetzt. Wie hatte Rand die Hand verlieren können? Der Mann schien kaum noch lebendig zu sein, so wie er dort reglos saß. Allerdings schienen sich seine Lippen zu bewegen, er schien vor sich hinzumurmeln. Beim Licht!, dachte Mat. Soll man dich doch zu Asche verbrennen, was tust du dir nur an?
Nun, wenigstens war er nicht in seiner Nähe. Sei froh. Sein Leben war in letzter Zeit nicht unbedingt einfach gewesen, aber er hätte auch in Rands unmittelbarer Nähe festsitzen können. Sicher, Rand war ein Freund. Aber Mat wollte nicht dabei sein, wenn er den Verstand verlor und jeden umbrachte, den er kannte. Es gab Freundschaft, und es gab Dummheit. Natürlich würden sie in der Letzten Schlacht Seite an Seite kämpfen, das ließ sich nicht ändern. Mat hoffte nur, auf diesem Schlachtfeld weit weg von Saidin lenkenden Verrückten zu sein.
»Ah, Rand«, meinte Thom. »Dieser Junge hätte sich seinen Lebensunterhalt als Gaukler verdienen können, das garantiere ich dir. Vielleicht sogar als richtiger Barde, wenn er früh genug damit angefangen hätte.«
Mat schüttelte den Kopf und verscheuchte die Vision. Verflucht, Rand. Lass mich zufrieden.
»Das waren noch bessere Tage, nicht wahr, Mat?« Thom lächelte. »Nur wir drei, die den Arinelle hinunterfuhren.«
»Und Myrddraal, die uns anscheinend völlig grundlos verfolgten«, fügte Mat grimmig hinzu. Jene Tage waren auch nicht so einfach gewesen. »Schattenfreunde, die uns bei jeder Gelegenheit ein Messer in den Rücken rammen wollten.«
»Immer noch besser als Gholam und Verlorene, die uns töten wollen.«
»Das ist ungefähr so, als würdest du sagen, du hättest lieber eine Schlinge um den Hals als ein Schwert im Bauch.«
»Einer Schlinge kann man entkommen.« Thom rieb sich den langen weißen Schnurrbart. »Steckt das Schwert erst einmal in dir, kannst du nicht mehr viel dagegen machen.«
Mat zögerte, dann musste er lachen. Er rieb über das Tuch um seinen Hals. »Ich schätze, da hast du recht. Ich schätze, da hast du verdammt recht. Warum vergessen wir das nicht alles für heute einmal? Tun so, als wären die Dinge so wie früher!«
»Ich weiß nicht, ob das möglich ist, mein Junge.«
»Aber sicher ist es das«, erwiderte Mat stur.
»Ach ja?« Thom klang amüsiert. »Du hältst den alten Thom Merrilin wieder für den klügsten, am weitesten gereisten Mann, der dir je begegnet ist? Du spielst wieder den staunenden Bauernburschen, der sich jedes Mal an meinem Mantel festklammert, wenn wir an einem Dorf mit mehr als einem Gasthaus vorbeikommen?«
»Jetzt hör aber auf. So schlimm war ich nun auch wieder nicht.«
Thom kicherte. »Das habe ich aber ganz anders in Erinnerung. «
»Ich weiß nicht mehr viel davon.« Mat kratzte sich wieder am Kopf. »Aber ich erinnere mich, dass Rand und ich ganz gut zurechtgekommen sind, nachdem wir uns von dir getrennt hatten. Immerhin haben wir es nach Caemlyn geschafft. Haben dir deine verflixte Laute in einem Stück zurückgebracht, nicht wahr?«
»Da waren ein paar Kratzer auf dem Rahmen …«
»Das stimmt doch gar nicht!« Mat deutete mit dem Finger auf ihn. »Rand hat sie gehütet wie seinen Augapfel. Ihm wäre nicht im Traum eingefallen, sie zu verkaufen, selbst als wir hungrig genug waren, unsere Stiefel zu essen, wenn wir sie nicht gebraucht hätten, um es ins nächste Dorf zu schaffen.«
Diese
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