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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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unterdrückte ein Seufzen. Anscheinend brachte man Silviana in Ketten.
    Nachdem sie Egwenes Ring geküsst hatten, kehrten die Sitzenden auf ihre Plätze zurück. Die Zeremonie war noch nicht ganz beendet, aber der wichtigste Teil war erledigt. Egwene war endlich und endgültig die Amyrlin. Auf diesen Augenblick hatte sie so lange gewartet.
    Jetzt war die Zeit für ein paar Überraschungen gekommen.
    »Nehmt der Gefangenen die Ketten ab«, befahl Egwene.
    Zögernd gehorchten die Soldaten außerhalb des Raumes; Eisen klirrte. Die Sitzenden sahen sich verwirrt an.
    »Silviana Brehon!«, rief Egwene und stand auf. »Ihr dürft vor den Amyrlin-Sitz treten.«
    Die Soldaten traten zur Seite und gestatteten Silviana den Zutritt. Ihr rotes Gewand war einst sehr kostbar gewesen, aber man hatte sie während der von Elaida angeordneten Gefangenschaft nicht gut behandelt. Das schwarze Haar, das sie normalerweise als Knoten trug, war nur flüchtig geflochten. Das Kleid war zerknittert und schmutzig an den Knien. Und doch war ihr kantiges Gesicht ruhig und gelassen.
    Überraschenderweise kniete sie vor Egwene nieder, nachdem sie den Raum durchquert hatte. Egwene senkte die Hand und ließ sich von der Frau den Ring küssen.
    Die Sitzenden sahen verwirrt zu, denn Egwene hatte die Zeremonie unterbrochen. »Mutter«, fragte Yukiri schließlich. »Ist das der beste Zeitpunkt, um ein Urteil zu fällen?«
    Egwene zog die Hand von der knienden Silviana zurück und sah Yukiri direkt an, dann richtete sie den Blick auf die anderen Sitzenden. »Ihr alle habt große Schande auf Euch geladen«, verkündete sie.
    Aes Sedai mit starren Gesichtern hoben die Brauen. Sie erschienen wütend. Aber dazu hatten sie kein Recht! Ihre Wut war nichts verglichen mit der, die Egwene verspürte.
    » Das da!«, sagte Egwene und zeigte auf die zerstörte Wand. »Dafür tragt Ihr die Verantwortung.« Sie zeigte auf die noch immer kniende Silviana. »Dafür tragt ihr die Verantwortung. Ihr tragt dafür die Verantwortung, wie sich unsere Schwestern in den Korridoren begegnen, und Ihr tragt die Verantwortung dafür, dass Ihr die Spaltung der Burg solange untätig zugelassen habt. Viele von Euch tragen die Verantwortung dafür, dass es überhaupt erst zu der Spaltung gekommen ist!
    Ihr seid eine Schande. Die Weiße Burg - seit dem Zeitalter der Legenden der Stolz des Lichts und die Macht für Stabilität und Wahrheit - ist Euretwegen beinahe vernichtet worden.«
    Augen quollen hervor, ein paar der Frauen rangen nach Luft. »Elaida …«, fing eine an.
    »Elaida war verrückt, und Ihr alle habt das gewusst!«, sagte Egwene streng. Sie stand hoch aufgerichtet da und starrte alle nieder. »Das habt Ihr diese ganzen letzten Monate gewusst, als sie unabsichtlich daran arbeitete, uns zu vernichten. Beim Licht, viele von Euch haben das vermutlich sogar gewusst, als Ihr sie erhoben habt!
    Es hat schon zuvor närrische Amyrlin gegeben, aber keine hätte es beinahe geschafft, die ganze Burg niederzureißen! Ihr kontrolliert die Amyrlin. Ihr sollt sie davon abhalten, solche Dinge zu tun! Ihr habt ihr erlaubt, eine ganze Ajah aufzulösen? Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Wie konntet Ihr nur zulassen, dass die Burg so tief sinkt? Und ausgerechnet auch noch dann, wo der Wiedergeborene Drache auf der Welt wandelt!
    Ihr hättet Elaida in dem Augenblick absetzen müssen, in dem Ihr von ihrem katastrophalen Versuch erfuhrt, Rand al’Thor gefangen zu nehmen. Ihr hättet sie absetzen müssen, als Ihr saht, wie ihr kleinlicher Zank die Ajahs aufeinander hetzte. Und erst recht hättet Ihr sie absetzen müssen, als sie sich weigerte, das Nötige zu tun, um die Burg wieder zu vereinen!«
    Egwene betrachtete die Reihen der Schwestern, starrte eine nach der anderen an, erwiderte jeden Blick, bis ihr Gegenüber ihn senkte. Keine der Frauen wagte es, ihren Blick lange zu erwidern. Schließlich sah sie Scham hinter ihren maskenhaften Zügen durchschimmern. Wie es sich wohl auch gehörte!
    »Keine von Euch wollte sich ihr widersetzen«, stieß Egwene hervor. »Ihr wagt es, Euch als Saal der Burg zu bezeichnen? Ihr, die man eingeschüchtert hat? Ihr, die viel zu viel Angst hattet, um das Nötige zu tun? Ihr, die viel zu sehr mit Euren Streitereien und politischen Spielchen beschäftigt wart, um zu erkennen, was wirklich nötig gewesen wäre?«
    Egwene schaute auf Silviana hinunter. »Nur eine Frau in diesem Raum war bereit, für das einzutreten, von dem sie wusste, dass es richtig ist. Nur

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