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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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stark waren. Man musste entweder eine Menge davon nehmen - so wie sie damals bei dem Hund -, oder man musste es mehrmals verabreichen, damit es Wirkung zeigte. Aber wenn man es langsam verabreichte, würde es so aussehen, als würde die Person auf ganz natürliche Weise sterben.
    Sobald Milisair in Sicherheit war, stürmte Nynaeve aus der Zelle. »Halt«, brüllte sie den Männern nach. »Jorgin!«
    Lurts drehte sich überrascht um. Er packte den Kerkermeister am Arm und riss ihn herum.
    »Wer kümmert sich um das Essen der Gefangenen?«, verlangte Nynaeve zu wissen und ging auf ihn zu.
    »Das Essen?« Jorgin sah sie verwirrt an. »Das ist Kerbs Aufgabe. Warum?«
    »Kerb?«
    »Der Junge«, sagte Jorgin. »Niemand Wichtiges. Ein Lehrling, den wir vor ein paar Monaten unter den Flüchtlingen fanden. Eigentlich hatten wir da Glück - unser letzter Lehrling ist weggelaufen, und er kannte sich im Handwerk schon …«
    Nynaeve brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen, von plötzlicher Aufregung erfüllt. » Der Junge! Wo ist er?«
    »Der war gerade noch hier …«, sagte Lurts und schaute nach oben. »Ging mit…«
    Oben ertönten auf einmal hastige Bewegungen. Nynaeve fluchte, rief Triben zu, sich den Jungen zu schnappen. Sie bahnte sich den Weg an den Männern vorbei und stieg die Leiter hinauf, sprang in den Laden, gefolgt von ihrer Lichtkugel. Die beiden Schläger standen geduckt in der Mitte des Raumes und sahen verwirrt aus, bewacht von Triben mit seinem gezückten Schwert. Der Soldat sah Nynaeve fragend an.
    »Der Junge!«, stieß sie hervor.
    Triben schaute zur Ladentür. Sie stand offen. Nynaeve webte Stränge aus Luft und stürmte auf die Straße hinaus.
    Kerb wurde mitten auf der Straße von den vier Bediensteten festgehalten, die sie aus dem Haus mitgenommen hatte. Als sie den Bürgersteig verließ, zerrten die Männer den sich wild wehrenden Jungen auf die Füße. Der letzte Saldaeaner stand mit gezogenem Schwert neben der Tür, als wäre er herbeigeeilt, um zu sehen, ob sie in Gefahr schwebte.
    »Er kam aus der Tür geschossen, Aes Sedai«, sagte einer der Diener, »als wäre der Dunkle König selbst hinter ihm her. Euer Soldat lief herüber, um zu sehen, ob Ihr in Gefahr seid, aber wir hielten es für besser, den Jungen festzuhalten, bevor er weglaufen konnte. Nur für alle Fälle.«
    Nynaeve stieß die angehaltene Luft aus, um sich zu beruhigen. »Das habt ihr gut gemacht«, sagte sie. Der Junge wehrte sich noch immer schwach. »Das habt ihr in der Tat sehr gut gemacht.«

KAPITEL 8
    Eine Unterhaltung mit dem Drachen
    I ch hoffe, es ist wichtig«, verkündete Rand. Nynaeve drehte sich um. Der Wiedergeborene Drache stand auf der Schwelle des Wohnzimmers. Er trug einen dunkelroten Morgenmantel mit aufgestickten schwarzen Drachen auf den Ärmeln. Sein Armstumpf lag in den Falten des Stoffes verborgen. Auch wenn sein Haar vom Schlaf zerzaust war, blitzten seine Augen scharf und aufmerksam.
    Er betrat das Wohnzimmer, jeder Zoll ein König - selbst jetzt, lange nach Mitternacht und gerade erst erwacht verkündete jeder Schritt sein absolutes Selbstvertrauen. Diener hatten eine Kanne mit heißem Tee gebracht, und er schenkte sich eine Tasse ein, während Min ihm in den Raum folgte. Sie trug ebenfalls einen Morgenmantel; beide waren im Domani-Stil, und ihrer war aus gelber Seide und wesentlich dünner gewebt als Rands. Töchter der Aiel nahmen zu beiden Seiten der Tür ihre Positionen ein, völlig lässig auf ihre seltsam gefährliche Weise.
    Rand trank einen Schluck. Es fiel immer schwerer, ihn als den Jungen zu sehen, den Nynaeve in den Zwei Flüssen gekannt hatte. Hatte er den Kiefer immer schon so entschlossen vorgeschoben? Wann war sein Schritt so sicher geworden, die Haltung so fordernd? Dieser Mann erschien beinahe wie eine Interpretation des Rands, den sie einst gekannt hatte. Eine aus Stein gemeißelte Statue, deren Heldenhaftigkeit übertrieben gezeichnet worden war.
    »Nun?«, verlangte Rand zu wissen. »Wer ist das?«
    Kerb, der junge Lehrling, saß mit Luft gefesselt auf einer der Polsterbänke im Raum. Nynaeve betrachtete ihn, dann umarmte sie die Quelle und webte ein Gewebe gegen Lauscher. Rand sah sie scharf an. »Du hast die Macht gelenkt?« Er konnte spüren, wenn sie es ohne besondere Vorkehrungen tat; laut Egwenes und Elaynes Untersuchungen bekam er eine Gänsehaut.
    »Ein Schutzgewebe«, erwiderte sie und weigerte sich, sich einschüchtern zu lassen. »Soweit ich weiß, brauche ich nicht

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