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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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schreckliche Dinge getan hatte, um an Informationen zu kommen? Sie starrte Rand böse an. Er hätte ihr sagen können, was die Entfernung des Zwangs anrichtete!
    »Sieh mich nicht so an, Nynaeve.« Er ging zur Tür und bedeutete den Töchtern, Kerbs Leiche wegzubringen. Sie trugen ihn fort, während Rand nach einer frischen Kanne Tee rief.
    Er kehrte zurück, setzte sich neben die schlafende Min auf die Bank; sie hatte sich eines der hier liegenden Kissen unter den Kopf gestopft. Eine der beiden Lampen im Zimmer brannte niedrig, was die Hälfte seines Gesichts in Schatten tauchte. »Es konnte sich nur so abspielen«, fuhr er fort. »Das Rad webt, wie es das Rad will. Du bist eine Aes Sedai. Ist das nicht eines deiner Bekenntnisse?«
    »Ich weiß nicht, was es ist«, fauchte Nynaeve, »aber das ist keine Entschuldigung für dein Verhalten.«
    »Welches Verhalten?«, fragte er. »Du hast diesen hingen zu mir gebracht. Graendal hat bei ihm Zwang benutzt. Jetzt werde ich sie dafür töten - diese Tat wird meine einzige Verantwortung sein. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich will noch etwas schlafen.«
    »Fühlst du dich kein bisschen schuldig?«
    Ihre Blicke trafen sich; Nynaeve war aufgebracht und hilflos, Rand war … Wer vermochte schon zu sagen, was Rand in diesen Tagen fühlte?
    »Soll ich für sie alle leiden?«, fragte er leise und stand auf, das Gesicht noch immer zur Hälfte vom Schatten verhüllt. »Leg diesen Tod zu meinen Füßen, wenn du willst. Es wird nur einer von vielen sein. Wie viele Steine kann man auf den Leib eines Mannes aufschichten, bevor das Gewicht keine Rolle mehr spielt? Wie weit kannst du einen Fleischklumpen abbrennen, bis die Hitze keine Rolle mehr spielt? Lasse ich zu, für diesen Jungen Schuld zu fühlen, dann müsste ich mich auch wegen der anderen schuldig fühlen. Und die Schuld würde mich zermalmen.«
    Nynaeve betrachtete ihn in dem Halblicht. Ein König, das sicherlich. Ein Soldat, auch wenn er nur gelegentlich am Kampf teilgenommen hatte. Sie schluckte ihre Wut herunter. War es bei alledem nicht darum gegangen, ihm zu beweisen, dass er ihr vertrauen konnte?
    »Oh, Rand«, sagte sie und wandte sich ab. »Dieses Ding, zu dem du geworden bist, dieses Herz, das außer Zorn keine Gefühle mehr kennt. Es wird dich vernichten.«
    »Ja«, erwiderte er leise.
    Entsetzt sah sie ihn wieder an.
    »Ich frage mich oft«, sagte er und schaute zu Min herab, »warum ihr mich alle für zu beschränkt haltet, um das zu erkennen, was euch so offensichtlich erscheint. Ja, Nynaeve. Ja, diese Härte wird mich vernichten. Ich weiß.«
    »Aber warum?«, fragte sie. »Warum lässt du uns dir nicht helfen?«
    Er schaute auf - aber sah nicht sie an, sondern starrte ins Leere. Eine Dienerin klopfte leise an. Sie trat ein und stellte den frischen Tee ab, nahm den alten mit und verschwand wieder.
    »Als ich noch viel jünger war«, sagte er leise, »erzählte Tarn mir eine Geschichte, die er bei seinen Reisen in der Welt hörte. Er sprach vom Drachenberg. Damals wusste ich nicht, dass er ihn tatsächlich gesehen hatte, oder dass er mich dort gefunden hatte. Ich war nur ein Schafhirte, und der Drachenberg, Tar Valon und Caemlyn waren für mich fast mythische Orte.
    Aber er erzählte mir von einem Berg, der so hoch war, dass er selbst den Zweihorngipfel zu Hause wie einen Zwerg aussehen ließ. Tams Geschichten zufolge hatte kein Mann je den Gipfel des Drachenberges erklommen. Nicht, weil das unmöglich ist - sondern weil ein Mann dazu auch noch den letzten Funken Kraft braucht. Der Berg ist so hoch, dass seine Besteigung ein Kampf sein würde, der einen Mann vollkommen erschöpft.«
    Er verstummte.
    »Und?«, fragte Nynaeve schließlich.
    »Verstehst du nicht? Die Geschichten behaupten, dass kein Mann auf den Berg gestiegen ist, weil ihm danach die Kraft zur Rückkehr fehlt. Ein Bergsteiger könnte ihn bezwingen, den Gipfel erreichen, das sehen, was noch kein Mann je gesehen hat. Aber dann würde er sterben. Das wissen die kräftigsten und klügsten Erforscher. Also kletterten sie nie hinauf. Sie wollten es schon immer, aber sie warteten, verschoben die Reise auf einen anderen Tag. Denn sie wussten, es würde ihr letzter sein.«
    »Aber das ist doch bloß eine Geschichte«, sagte Nynaeve. »Eine Legende.«
    »Das ist es, was ich bin«, sagte Rand. »Eine Geschichte. Eine Legende. Die man in einigen Jahren flüsternd den Kindern erzählen wird.« Er schüttelte den Kopf. »Manchmal kann man nicht mehr zurück. Man

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