Die Männer von Bravo Two Zero
diesem Grund mußten wir alle Zeitzünder mit einem Kurzzeitzünder versehen. Das konnte ein Zugoder Druckschalter sein, der zur Detonation führen würde, wenn jemand den Deckel hob.
Ich wurde langsam müde. Zeit für eine Pause, sonst macht man leicht Fehler. Man beeilt sich mit der Planung nur, wenn es nicht anders geht.
Wir tranken einen Tee und schnappten ein bißchen frische Luft, ehe wir uns damit befaßten, wie man Scuds ausschaltet.
Die russischen SS-1C Scud-B-Raketen sind 37 Meter lang, haben etwa einen Meter Durchmesser und eine Reichweite von 150 bis 175 Meilen [160-280 km]. Sie werden auf einem vierachsigen TEL [transporter erector launcher - mobile Abschußrampe] bewegt und gezündet. Die Techniker werden darin ausgebildet, sie auch unter besten Tarnbedingungen abzufeuern. Die Scuds sind nicht sehr genau, aber in der Lage, größere Vorratsanlagen, Truppenbereitstellungsräume und Flughäfen zu treffen; sie gelten eher als Propagandawaffe. Sie können sowohl konventionellen Sprengstoff tragen wie auch chemische, biologische und atomare Sprengköpfe.
Als unsere Panzerdivisionen nach Saudi-Arabien geschickt wurden, ging das Gerücht um, Mrs. Thatcher hätte ihre Generäle angewiesen, taktische Atomwaffen einzusetzen, falls Saddam Hussein von chemischen Waffen Gebrauch machte. Ich hätte nie im Leben gedacht, daß ich eines Tages von chemischen Waffen bedroht werden würde. Kein Mensch mit einigem Verstand würde so was einsetzen, aber Saddam hatte genau das gegen den Iran und sein eigenes Volk getan, und er würde es ohne Zweifel wiederholen, falls er sich durch den Krieg dazu gezwungen sähe.
»Es gibt vielleicht 15 bis 20 TELs, aber wesentlich mehr Raketen«, sagte Bert. »Man kann davon ausgehen, daß die TELs von einem Kommandofahrzeug begleitet werden, z. B. einem größeren Jeep, besetzt mit dem Kommandanten und/oder einem Techniker. In dem TEL selbst gibt es die Mannschaft, zwei vorn und weitere Bediener hinten. Das Kommandozentrum des TELs liegt in der Mitte des Fahrzeugs, und man gelangt durch eine Tür auf der linken Seite hinein. Kann sein, daß sie Infanterieunterstützung haben, aber wir wissen nicht, wieviel Mann - und auch nicht, ob mehrere TELs im Konvoi bewegt werden oder ob sie einzeln operieren.«
Uns wurde klar, daß der Techniker die für einen Scud- Abschuß wichtigste Person war. Wenn die Abschußrampe auf noch nicht vorbereitetes Gelände gerollt wurde, dauerte es etwa eine Stunde, bis sie abschußbereit war. Diese Zeit brauchte man, um den Standort zu untersuchen, mit Ballons die Atmosphäre nach Radar abzuchecken, Faktoren wie den Brechungswinkel zu kalkulieren und um den Treibstoff aufzufüllen.
Es gab noch ein paar nachgeordnet Beteiligte - der Kommandant und die Männer im Leitstand, die die Koordinaten eingaben. Das hieß: Mindestens drei Leute mußten getötet werden, um das mobile Abschußgerät völlig auszuschalten. Aber die konnten natürlich ersetzt werden. Außerdem müßten wir uns noch mit der Scud selbst befassen.
Wie konnte man die zerstören? Luftschläge sind ja schön und gut, aber wir wußten, daß die Irakis ausgezeichnete DF [direction finding - Funkortung] Kapazität hatten, und wir mußten vom schlimmsten Fall ausgehen: daß ihre Anlagen zur Ortung intakt waren und arbeiteten. Das System arbeitete mit einer Reihe von Abhörposten, die im Land verstreut lagen und die Quelle von Funksignalen anpeilten. Mit nur zwei solcher Peilstrahlen konnte man eine Position bestimmen. So wäre es für sie sehr leicht, uns zu finden, besonders, wenn wir zu Fuß unterwegs waren. Ein Luftangriff würde bedeuten, daß wir ab dann offen operieren müßten.
An einen Luftschlag konnten wir nur denken, wenn die Irakis uns etwas vorsetzten, das wir nicht ablehnen konnten - etwa ihren gesamten Scud-Vorrat in einem einzigen Konvoi. Dann müßten wir einfach auf Funk gehen und das Risiko eingehen, geortet zu werden. Sie würden dann ohnehin erfahren, daß wir da waren, weil der Angriff aus dem Land heraus gesteuert wurde.
Wenn wir den eigentlichen Flugkörper mit dem Sprengkopf angriffen, hatte das gewisse Risiken. Wir wußten ja nicht, ob er chemischen, biologischen, atomaren oder konventionellen Kampfstoff trug, und wir wollten nicht unbedingt unsere ABC-Schutzkleidung anlegen müssen, weil das Zeit kostet und einen stark behindert. Der Treibstoff war ebenfalls ein Problem, weil er extrem giftig ist.
Der TEL wäre also das bessere Ziel, denn ohne diese mobilen Rampen
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