Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
konnte man die Raketen nicht abschießen.
    »Können wir die vernichten?« fragte Bob.
    »Wahrscheinlich ja, aber wir wissen nicht, wie leicht die Biester zu reparieren sind«, sagte Dinger. »Außerdem stehen sie immer zu nahe an den Raketen.«
    »Und die Flugkoordinaten, die den Raketen eingegeben werden?« fragte Chris.
    Je länger wir darüber nachdachten, um so plausibler erschien es uns, direkt anzugreifen und den Leitstand in dem TEL zu zerstören.
    »Wir brauchten einfach nur eine Sprengstoffladung anzubringen, die alles schön kaputtmacht, ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten«, schlug Vince vor. »Der TEL muß vor dem Abgasstrahl der Rakete geschützt sein, und das reicht vermutlich dafür aus, daß unsere Explosion die Rakete selbst nicht beschädigt.«
    Wir wußten also, was wir angreifen würden, aber wie sollte es genau ablaufen? Schließlich beschlossen wir zu warten, bis wir sahen, wie eine Scud-Rakete abgefeuert wurde - was bei dem ebenen Gelände nicht schwer sein würde. Danach würden wir die richtige Möglichkeit finden. Aber wenn wir die Überlandkabel erfolgreich zerstörten, würde es hoffentlich keine Scud-Abschüsse mehr geben.
    Wir kannten die wunden Punkte. Wir wußten, daß es kein Problem sein würde, die Scuds zu finden. Wir konnten in das Gebiet gehen, eine Abschußbasis bestimmen und CTR vornehmen [close target recce - Nahaufklärung ], um herauszufinden, wieviel Mann dort waren, wie viele Abschußgeräte es gab und wo die Wachen standen. Bei einer typischen Überwachung würden wir vermutlich die Scud-Anlage finden, uns dann zurückziehen und an einem FRV [final RV- letzter Sammelpunkt] in etwa 1500 Metern Entfernung warten, je nach Terrain. Von dort aus würden vier Jungs losziehen, eine 360-Grad-Erkundung der Position vornehmen und nach ungeschützten Stellen suchen. Dann würden zwei so weit wie möglich herangehen, um möglichst exakte Informationen zu bekommen. Danach würden wir uns wieder auf den FRV zurückziehen. Ich mußte einen kurzen Plan für diese Art von Nahaufklärung aufstellen - wie wir es vorhatten, wie wir dort hinkommen wollten, aus welcher Richtung wir zurückkämen, mit welchem Erkennungszeichen wir uns wieder am FVR melden würden. Man kommt immer aus genau der Richtung zurück, in die man losgegangen ist, weil das eine klarere Identifikation ermöglicht. Mein normales Erkennungszeichen ist, mit ausgestreckten Armen in der Kreuzigungsposition zu gehen, die Waffe in der rechten Hand. Verschiedene Streifen benutzen unterschiedliche Zeichen. Ziel dabei ist, Geräusche, wie das Rufen einer Parole, zu vermeiden und doch leicht erkennbar zu sein. Der Endtreffpunkt muß an einer gut auszumachenden und zu verteidigenden Stelle liegen, weil das Zurückorientieren in völliger Dunkelheit nicht so einfach ist, wie es klingt. An dem FVR würde ich mir rasch eine Reihe von Befehlen für den Angriff überlegen und dann allen mitteilen, was Sache war.
    Bis wir tatsächlich dorthin zurückgelangten, würden wir einkalkulieren, mindestens drei Feindkontakte zu haben, d. h. wir würden den Techniker, den Kommandanten des Leitstandes und die
    Bedienungsmannschaft töten. Das geschieht normalerweise mit schallgedämpften Waffen. Man geht sofort zu Boden, wenn man eine Kugel ins Körper-T abbekommt. Das ist die imaginäre Linie von einer Schläfe zur anderen über die Augenbrauen und von dieser Linie abwärts durch die Gesichtsmitte vom Nasensattel bis zum Brustbein. Wenn man irgendwo um dieses T herum trifft, fällt der Mann. Das muß aber aus nächster Nähe geschehen, fast genau vor ihm. Man beginnt mit einem »fliegenden Start« und hält drauf zu, bis er sich umdreht, und dann muß man schnell reagieren. Zögern gibt es nicht. Es gelten nur noch Schnelligkeit, Aggression und Überraschung.
    Soweit die Theorie. Vince hatte aus Großbritannien eine Waffe mit Schalldämpfer mitgebracht, aber eine andere Abteilung hatte sie ihm für eine Sonderaufgabe abgeschwatzt, und nun gab es keine mehr. Die Abteilung D war vor uns nach Saudi-Arabien gekommen, und im Lager hatte es einen größeren Ausbruch von Waffenfieber gegeben. Sie hatten sich alles unter den Nagel gerissen, was in Sichtweite war, und jetzt hatte es keinen Sinn, sie freundlich zu bitten, uns unser Spielzeug wiederzugeben. Sie würden höchstens behaupten, sie brauchten es selbst - und das stimmte vielleicht sogar. Ohne schallgedämpfte Waffen würden wir vermutlich unsere Kampfmesser benutzen müssen, wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher