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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Svenson, weiblich, weiß, Kletterunfall, rechte Niere stark beschädigt, Verdacht auf Becke n fraktur“, ratterte die Stimme des Sanitäters dem Arzt zu, als dieser die Trage aus dem Helikopter zog. Sein Stethoskop baume l te an seiner Brust hin und her wie eine sich windende Schlange.
    Maggan war mit Medikamenten vollgepumpt. Der Blick ihrer blau-grünen A u gen war getrübt und ihr Gehirn vermischte die Realität mit halluzinatorischen Traumbildern. Ein Metallrohr steckte in ihrer Luf t röhre, über das sie mit Sauerstoff versorgt wurde. Aus ihren Armen hingen Schläuche, durch die kontin u ierlich wohldosierte Chemikalien in ihren Blutkreislauf geschickt wurden, um ihren Zustand stabil zu halten. Maggan konnte die A u gen öffnen. Der Arzt strich ihr die braunen Ponysträhnen, der sonst kurzen Haare, aus der Stirn.
    Graue Wolken zogen wie kleine Schäfchen über den blauen Himmel, der sich im Westen schon purpurn färbte. Der Mond stand groß und leuchtend am Hi m mel. Seine Krater verschwammen zu dunklen Flecken, die wie ein Gesicht anmuteten: die Augen, der Mund. Vor ein paar Tagen war er exakt rund g e wesen, doch jetzt hatte er schon wieder etwas auf der rechten Seite von seiner Vollkommenheit verl o ren.
    Die Rotorblätter des Rettungshubschraubers fegten über die junge Frau auf der Trage hinweg und erzeugten eine Menge Lärm und Wind. Die kleinen leuc h tend orangefarbenen Markierungen am Ende jedes der vier Rotorblätter zeichneten einen farbigen, aber irgendwie transparent wirkenden Kreis in den Himmel, der über ihr schwebte. Aufgeregte Sanitäter und Är z te schrien gegen den Lärm des Rotors an. Die Turbinen heulten und es roch nach Abgasen. Maggan schloss die Augen wieder und ließ sich in den Strudel des Lärms hineinsaugen. Die Schmerz- und B e ruhigungsmittel taten ihr übriges. Sie hatte noch nicht einmal mehr die Kraft Angst zu haben. Sie ließ sich einfach in das große schwarze Loch fallen, das sich vor ihr auftat.
     
    Der Tag hatte so schön begonnen. Maggan und ihr Vater waren zum Klettern nach Norwegen gefl o gen. Sein hoher Status im Delta-Konzern erlaubte ihm den Luxus des Firmenhelikopters für seine priv a ten Vergnügungen zu genießen. Dass sie beide zusammen etwas unternahmen, war sehr selten, doch deshalb war es auch i m mer etwas Besonderes.
    Beim Überfliegen des Vänern konnte Maggan die größte Süßwasserbohrinsel der Welt sehen: Svart Kvällan. Das heißt, in Anlehnung an die hier früher gespr o chene schwedische Sprache, Schwarze Quelle. Dieses Monstrum aus Stahl und Beton bohrt sich tief in die Erdschichten unterhalb des Vänern-Sees und fördert somit täglich zigtausend Tonnen Erdöl zutage. Über der Wasseroberfläche ragt nur ein Turm he r vor, ähnlich einem Flughafentower. Dort sind ein paar Ingenieure mit der Überwachung der Ölprodukt i on beschäftigt. Die Produktion selbst findet auf dem Grund des Binnenmeeres statt. Viele kleinere Bohrstationen verteilen sich auf dem Seegrund. Sie fördern vollautomatisch das Öl aus dem G e stein, trennen es vom Wasser und pumpen es über eine mächtige Pipeline Richtung Göteborg. Öl ist knapp und kostb a rer als Gold. Die großen Ölfelder im Nahen Osten, Nordamerika und der Nordsee sind erschöpft. Nur mit modernster Technik lässt sich heute noch Öl aus den Gesteinen in den entlegensten Winkeln der E r de pressen. Aber der Aufwand ist groß und das Produkt somit teurer denn je.
    Als Delta mit dem Bau der Ölbohranlage im Vänern begann, gab es jede Menge Demonstrationen dagegen. Allen voran versuchte die internationale, terrori s tisch orientierte Umweltorganisation Green Planet den Bau zu sabotieren. Sie meinten, dass dieses intensive Aussaugen der Erde noch mehr Katastrophen zur Folge h a ben wird.
    In der Tat nahmen die Anzahl und Stärke der Erdbeben, Stürme, Vulkanausbrüche und die damit verbundenen Flutwellen und Erdrutsche seit der Jahrta u sendwende dramatisch zu. Den Auftakt bildete im Jahr 2004 der Tsunami im Indischen Ozean – ausgelöst durch ein Erdbeben sowie der Wirbelsturm Katrina, der durch seine herangetragenen Fluten New Orleans auslösc h te. Später dann die Erdbeben und Tsunamis in Japan, die eine Atomkatastrophe zur Folge hatten. Es folgte das lang erwartete Supe r beben in Kalifornien, bei dem ein Großteil der kalifornischen Halbinsel abbrach und nun als eige n ständige Insel existiert. Dabei wurden Städte wie San Di e go, Los Angeles und San Francisco fast vollständig zerstört.
    Diese

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