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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sonst in dieser Gemeinschaft ihrer einst Getreuen passierte, die ständig mehr unterminiert wurde, die Trolle würden ihr zur Seite stehen.
    Würde das eines Tages notwendig sein? Vor einem Monat wäre ihr dieser Gedanke nicht in den Sinn gekommen. Allein schon die Frage bewies, wie angespannt die Lage geworden war.
    Sie ging zur Kante der Felswand, zu der Mauer aus Bäumen, wo der Wald begann, und blieb stehen. Eine Eule glitt durch die Dunkelheit, ein stiller Jäger. Sie selbst jagte ebenfalls. Plötzlich spürte sie eine starke Verbindung mit dem Nachtvogel, und fast konnte sie sich vorstellen, wie sie davonflog wie er, alles hinter sich zurückließ und in die Finsternis und Einsamkeit zurückkehrte.
    Eine derartige Schwäche durfte sie sich nicht leisten, also verscheuchte sie den Gedanken und pfiff leise. Augenblicke darauf löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit vor ihr und trat auf sie zu.
    »Herrin«, grüßte der Maturen, ging auf ein Knie und verneigte sich tief.
    »Kermadec, du großer Bär«, erwiderte sie und umarmte ihn. »Wie schön, dich zu sehen.«
    Von den wenigen Freunden, die sie hatte, stand ihr Kermadec vermutlich am nächsten. Sie kannte ihn bereits, seit sie den Orden gegründet hatte. Damals war sie ins Nordland gezogen und hatte die Troll-Stämme um Unterstützung gebeten. Niemand hatte je daran gedacht, dies zu tun, und ihre Anfrage war sogar Anlass genug, um den Rat der Nationen einzuberufen. Sie ließ sich die Gelegenheit, die sich ihr bot, nicht entgehen und berichtete ihnen von ihrem Auftrag, von ihrer Rolle als Ard Rhys des neuen Druidenrates, des dritten seit Galaphiles Zeiten. Dazu erklärte sie ihnen, dieser neue Orden würde Angehörige aller Nationen aufnehmen, auch Trolle. Jede Form der Benachteiligung sei untersagt; die Vergangenheit solle nicht in die Gegenwart wirken. Die Druiden mussten einen neuen Anfang wagen, und damit der Orden erfolgreich sein könne, mussten alle Rassen vertreten sein.
    Sofort war Kermadec vorgetreten, hatte ihr die Unterstützung seiner großen Nation versprochen. Aufgrund ihrer Geste und weil er die Wichtigkeit ihres Vorhabens für die Rassen erkannte, hatte er seine Entscheidung getroffen, ehe sich der Rat der Nationen überhaupt versammelt hatte. Vom Nutzen der Magie waren seine Felstrolle nicht so sehr überzeugt, doch würden sie als Leibwache dienen. Wenn sie ihnen Gelegenheit gab, ihre Verlässlichkeit und ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen, würde sie es nicht bereuen.
    Und das hatte sie auch nicht. Kermadec blieb fünf Jahre, und in dieser Zeit waren sie enge Freunde geworden. Mehr als einmal hatte er Probleme gelöst, die sonst ernste Schwierigkeiten für sie dargestellt hätten. Sogar nach seiner Heimkehr, nachdem er seinen Dienst bei ihr absolviert hatte, suchte er noch die Trolle aus, die fortan in seine Fußstapfen traten. Oft waren Zweifel daran geäußert worden, ob es weise war, Trollen Zutritt zu Paranor zu gewähren, geschweige denn sie zu Leibwachen der Ard Rhys zu machen. Doch hatte die Ard Rhys sich schon an finsteren Orten aufgehalten und mit gefährlicheren Kreaturen eingelassen. Sie glaubte, keine Rasse besitze eine besondere Neigung zum Guten oder zum Bösen; alle Völker setzten sich aus Individuen zusammen, die ihre eigene Entscheidung trafen, entweder das eine oder das andere zu wählen.
    Mit dieser Einstellung betrachtete sie auch die Mitglieder ihres Druidenordens, dachte sie, obwohl sie es sich anders gewünscht hätte.
    »Kermadec«, wiederholte sie, und ihre Erleichterung ließ sich deutlich aus ihrer Stimme heraushören. »Ihr solltet mir erlauben, Euch von ihnen zu befreien«, sagte er leise und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ihr solltet sie von Euch abwaschen wie den Schweiß des vergangenen Tages und einen neuen Anfang wagen.« Sie nickte. »Wenn es so einfach wäre, würde ich dich zu Hilfe rufen. Leider kann ich nicht neu anfangen. Das würden mir die Regierungen der Nationen, die ich umwerbe, als Schwäche auslegen. Eine Ard Rhys darf sich jedoch in diesen Zeiten keine Schwächen erlauben.« Sie tätschelte seine Hand. »Komm und geh ein Stück mit mir.«
    Sie ließen die Felswand hinter sich, traten unter die Bäume und genossen ihr Beisammensein und die Nacht. Paranor blieb hinter ihnen zurück, und die Stille des Waldes umschloss sie. Die kühle Nachtluft fühlte sich angenehm an, das frische Laub wisperte leise im Wind, und der Duft von Wald und Wasser hüllte sie ein. Bald würde der

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