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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Eins
    Sie saß allein in ihren Gemächern, in den Schatten der Dämmerung und der Einsamkeit des Abends. Ihre Gedanken waren düsterer als die anbrechende Nacht und wogen schwerer als das Gewicht aller Steine von Paranor. In letzter Zeit zog sie sich früh zurück, vorgeblich zum Arbeiten, in Wirklichkeit jedoch, um über die Enttäuschungen des Tages zu grübeln und über die trüben Aussichten des nächsten Morgens nachzudenken. Die Stille hier im hohen Turm gewährte ihr einen Augenblick der Ruhe in dem Zwist zwischen ihr und jenen, die sie zu führen hatte. Dieser Moment dauerte nur kurz, nur solange sie in ihrer Abgeschiedenheit blieb, doch ohne diesen kleinen Trost wäre sie, so fürchtete sie manchmal, vollkommen in Verzweiflung verfallen. Sie war kein Kind mehr, nicht einmal mehr jung, wenngleich sie jugendlich aussah, da ihre bleiche, durchscheinende Haut keinen Makel und keine Falten aufwies, ihre klaren blauen Augen leuchteten und sie sich sicher und gewandt bewegte. Schaute sie in den Spiegel, was damals wie heute selten geschah, so sah sie dort das Mädchen von vor zwanzig Jahren. Der Alterungsprozess schien bei ihr auf wundersame Weise zum Stillstand gekommen zu sein. Während jedoch ihr Körper jung blieb, alterte ihre Seele, und daran trug ihre Verantwortung mehr Schuld als die Zeit. Allein der Druidenschlaf würde, falls sie sich seiner bediente, die Ermüdung ihres Herzens verlangsamen, aber zu diesem Mittel wollte sie in nächster Zukunft nicht greifen. Sie konnte nicht. Sie war die Ard Rhys des Dritten Druidenrates, die Hohe Druidin von Paranor, und solange sie dieses Amt einnahm, würde Schlaf für sie ein knappes Gut bleiben.
    Ihr Blick schweifte zu den Fenstern ihres Zimmers, die nach Westen hinausgingen, wo die Sonne längst hinter dem Horizont versunken war und das schwache Leuchten des Himmels zu schwinden begann. Auch ihr eigener Stern, dachte sie, war im Sinken begriffen, sein Licht verblasste, seine Zeit und seine Chancen zerrannen. Wäre es ihr denn möglich gewesen, hätte sie daran etwas geändert. Allerdings hatte sie den Glauben verloren, den Weg zu finden. Sie hörte Tagwen, ehe sie ihn sah, vernahm seine leichten und vorsichtigen Schritte auf dem Gang vor ihrer offenen Tür, und in der Zaghaftigkeit seiner Annäherung verriet sich seine Sorge um sie.
    »Komm herein, Tagwen«, rief sie.
    Er trat durch die Tür und blieb hinter der Schwelle stehen, erdreistete sich nicht, weiter einzudringen, da er diesen Raum als den ihren und alleinig ihren respektierte. Auch er wurde alt, stand nun fast schon zwanzig Jahre in ihren Diensten, und da er der einzige Gehilfe war, den sie je gehabt hatte, stellte er einen Spiegel ihrer eigenen Zeit in Paranor dar. Sein stämmiger, knorriger Körper besaß noch Kraft, doch seine Bewegungen wurden langsamer, und sie konnte häufig beobachten, wie er zusammenzuckte, wenn die verschlissenen Gelenke steif wurden. Seine Augen strahlten eine Güte aus, die sie von Anfang an angezogen hatte und die den Charakter des Mannes offenbarte. Tagwen diente ihr, weil er respektierte, was sie tat und was sie für die Vier Länder bedeutete, und er hatte sie niemals nach Erfolg oder Misserfolg beurteilt, nicht einmal, als Letzterer so sehr überwogen hatte.
    »Herrin«, sagte er mit seiner heiseren, rauen Stimme und neigte den Kopf, so dass das bärtige Gesicht kurz im Schatten lag. Diese eigentümliche und steife Geste war so typisch für ihn. Er beugte sich vor, als wolle er ihr etwas anvertrauen, das andere belauschen könnten. »Kermadec ist da.«
    Sofort erhob sie sich. »Er wird nicht hereinkommen«, sagte sie, eine Feststellung, keine Frage. Tagwen nickte. »Er wartet am Nordtor und fragt, ob Ihr mit ihm sprechen werdet.« Ernst presste der Zwerg die Lippen zusammen. »Es sei dringend, sagt er.«
    Sie griff nach ihrem Mantel und warf ihn sich um die Schultern.
    Während sie an Tagwen vorbeiging, berührte sie ihn beruhigend an der Schulter. Im Treppenhaus hörte sie Stimmen von unten, Gesprächsfetzen, die zu ihr herangetragen wurden. Sie konnte nicht verstehen, was gesagt wurde. Möglicherweise sprach man über sie; das geschah beinahe ständig. Gewiss fragten sie sich, aus welchem Grund sie ihre Anführerin blieb, warum sie vorgab, überhaupt irgendetwas erreichen zu können, nachdem sie so oft gescheitert war, warum sie nicht begriff, dass ihre Zeit vorüber war und ein anderer ihren Platz einnehmen sollte. Mancher flüsterte vielleicht, man müsse sie mit

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