Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
sie galt ein Verbot, Magie an anderen Orten als Paranor zu praktizieren. Natürlich ließen sich diese Vorkommnisse auch auf andere Weise erklären, nichtsdestoweniger durfte sie diese Möglichkeit auf keinen Fall ignorieren.
»Steckt ein Muster hinter diesen Ereignissen?«, erkundigte sie sich. »Eine bestimmte zeitliche Abfolge, wann die Feuer aufflammen und wann sie erlöschen?«
Er schüttelte den Kopf. »Bislang hat niemand eines bemerkt. Wir können die Gnome bitten, das genauer zu beobachten.«
»Was wiederum eine Weile in Anspruch nehmen wird«, meinte sie. »Zeit, die ich am besten verwende, indem ich mir die Sache persönlich anschaue.« Sie spitzte die Lippen. »Deshalb bist du schließlich zu mir gekommen, um mich darum zu bitten, nicht wahr? Damit ich es mir selbst anschaue.«
»Ja, Herrin.« Er nickte. »Ich begleite Euch. Allein würde ich mich niemals in dieses Land wagen - nie. An Eurer Seite jedoch würde ich sogar der Unterwelt und den Schatten trotzen.«
Pass nur auf, was für Prahlereien du in den Mund nimmst, Kermadec, dachte sie. Solch großen Worte können leicht zu einem Fluch werden.
Sie überlegte, was sie sich für die nächsten Tage vorgenommen hatte. Auf ihrem Plan standen Treffen mit verschiedenen Druiden, um Studien zu überarbeiten, die Mitglieder ihres Ordens verfasst hatten. Das konnte warten. Die Aufsicht über die Renovierung der Bibliothek, in der die Geschichtswerke der Druiden aufbewahrt wurden - dabei war ihre Anwesenheit unbedingt erforderlich, es konnte jedoch ebenfalls warten. Eine Delegation der Föderation wurde in drei Tagen erwartet; der Premierminister der Koalition sollte sie anführen, hieß es. Wenn sie sofort aufbrach, konnte sie bis dahin längst zurück sein.
Sie musste sich Gewissheit verschaffen, das wusste sie. Diese Angelegenheit durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Solche Zwischenfälle zogen allzu leicht großes Ungemach hinter sich her. Allein durch ihr Erscheinen würde sie die Beteiligten vielleicht schon von ihren Beschwörungen abbringen. Möglicherweise genügte das, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Jedenfalls hoffte sie das. Außerdem bot ihr das Gelegenheit, dem Tollhaus Paranor für einige Tage den Rücken zuzukehren. Unter Umständen wurde ihr währenddessen sogar klar, auf welche Weise sie mit diesen Intrigen verfahren musste. Ein wenig Zeit und Abstand bewirkten oft neue Einsichten; mit einer Prise Glück auch in diesem Fall.
»Ich werde Tagwen Bescheid geben«, sagte sie zu Kermadec, »und dann brechen wir auf.«
Zwei
Um Mitternacht verließen sie Paranor und flogen im hellen Vollmondlicht über den Druidenwald hinweg, gleichermaßen getrieben von Erwartungen, Zweifeln und Ängsten. Sie entschieden sich für Griannes Kriegswürger Jäger und nicht für ein Druidenluftschiff, da ein Würger ihrer Meinung nach weniger Aufmerksamkeit erregte und außerdem nicht so viele Umstände machte. Für ein Luftschiff brauchte man eine Mannschaft, und die verlangte Erklärungen. Grianne wollte zunächst geheim halten, wonach sie suchte, bis sie besser über die Angelegenheit Bescheid wusste.
Tagwen nahm die Nachricht ihres mysteriösen und überstürzten Aufbruchs stoisch entgegen, doch bemerkte sie Missbilligung und Sorge in seinem Blick. Zu gern hätte er mehr über ihr Vorhaben erfahren, damit er ihr, falls notwendig, helfen könne. Allerdings erschien es ihr am besten, wenn sie ihm lediglich mitteilte, dass sie für ein paar Tage unterwegs war und er sie so gut wie möglich vertreten musste. Man würde Fragen stellen oder gar Auskunft einfordern, jedoch konnte er nichts preisgeben, was er nicht wusste. Sie legte ihm fest die Hände auf die Schultern und lächelte ihn anerkennend und beruhigend an, ehe sie verschwand.
Sie brauchte Tagwen nicht erst zu erklären, dass er Kermadec auf keinen Fall erwähnen durfte, es sei denn, sie kehrte nicht zurück; Besuche des Felstrolls wurden immer geheim gehalten. Zu viele missbilligten diese Verbindung, und der Zwerg wusste, wie wichtig es war, nicht zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. Grianne konnte sich auf Tagwens gutes Urteilsvermögen in diesen Dingen verlassen. Das gehörte zu seinen besten Eigenschaften; auch, was Diskretion und Verstand betraf, konnte er sich leicht mit ihr messen. Hätte er die Neigung oder das Talent besessen, wäre er ein guter Druide geworden. So freute sie sich, ihn in dieser Stellung zu haben.
Der Flug dauerte den Rest der Nacht und den größten Teil des
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