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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Rücken, um selbstsicher zu wirken. Während er an dem Raum vorüberkam, in dem wie früher die Geldzählmaschinen ratterten, erkannten die Buchhalter ihn wieder und winkten ihm ironisch zu.
    Carlos Maidana saß hinter dem Schreibtisch und plauderte mit Neto, seinem neuen Stellvertreter. Bis zu Garrinchas Verrat hatte Neto zum Fußvolk gehört. Sein einziges Talent war Treue. Das genügte zurzeit, um Karriere zu machen.
    Die Polizisten befreiten Esteban von den Handschellen. Der Boss nahm einen Umschlag vom Tisch und warf ihn dem Näherstehenden zu.
    » Muchas gracias , Don Carlos.«
    Maidana entließ die Bullen mit einem ungeduldigen Winken und wandte seine Aufmerksamkeit dem Neuankömmling zu.
    »In Frankreich hast du offenbar gelernt, dich zu kleiden wie eine Schwuchtel, Esteban. Hier könnte ich mit deinem Arsch viel Geld verdienen, es ist wirklich zu schade, dass ich dich unseren chinesischen Freunden ausliefern muss.«
    Garrincha unterdrückte einen Aufschrei. »Bitte, nur das nicht. Im Namen der alten Zeiten. Lass mir von Neto eine Kugel in den Kopf verpassen, aber nicht die Chinesen.«
    Carlos spielte den Verwunderten. »Warum denn? Die Triaden sind doch bekannt für ihr Zartgefühl. Keine Sorge, Esteban, es wird ganz schnell gehen, du wirst nicht lange leiden.«
    Er versuchte ernst zu bleiben, lachte dann aber schenkelklopfend los. Neto lächelte nur schmal. Er hätte den Verräter gern persönlich liquidiert und war nicht sicher, dass es korrekt war, ihn an die Chinesen auszuliefern.
    Unvermittelt wurde der Boss wieder ernst. »Ich habe gestaunt, dass sie dich in Europa aufgetrieben haben, ich hätte nicht gedacht, dass dein Grips genügt, so weit zu kommen.«
    Maidanas Mercedes hielt unter einer Straßenbrücke am nördlichen Stadtrand. Die Chinesen waren mit zwei Geländewagen bereits da und rauchten, an die Karosserien gelehnt. Garrincha zählte rund ein Dutzend. Angeführt wurden sie von Nianzu, dem Chauffeur und Bodyguard des verstorbenen Freddie Lau. Er würde ihn foltern. Dem Gerücht nach konnte ein erfahrener Chinese einen dabei durchaus mehrere Tage lang am Leben halten. Esteban biss sich so heftig auf die Lippen, dass sie stark zu bluten anfingen.
    Neto zerrte ihn aus dem Wagen. »Viel Spaß!«, zischte er und gab ihm einen Stoß.
    Mit langsamen, aber nicht unsicheren Schritten ging Garrincha auf den Anführer des Empfangskomitees zu. Einen Meter vor ihm blieb er stehen und fing an zu tänzeln wie ein Fußballspieler beim Dribbeln.
    »Ah, der große Garrincha!«, schrie er, so laut er konnte. »Da dribbelt er am Mittelstürmer vorbei, weicht einer gemeinen Blutgrätsche aus, nutzt eine Lücke in der Abwehr …«
    Die Chinesen amüsierten sich über die Darbietung des Todeskandidaten und feuerten ihn an.
    »Da ist der große Garrincha vorm Tor, allein mit dem Torwart …«, schrie der Angreifer.
    Er holte mit dem rechten Fuß aus und zerquetschte Nianzu, der sofort ohnmächtig wurde, mit einem gewaltigen Tritt die Hoden.
    Instinktiv feuerten die anderen Chinesen ihre Magazine auf ihn leer, dann traktierten sie seine Leiche mit Fußtritten. Zu spät. Garrincha hatte sie ein weiteres Mal übertölpelt.
    Im Dunst war das Schild des Hotels nur verschwommen zu erkennen. Brainard, Delpech und Tarpin plauderten in ihrem warmen Lieferwagen. Im Hintergrund der übliche französische Hiphop. Unweit saß Kommissarin Bourdet rauchend in ihrem alten Peugeot und hörte den üblichen Johnny Hallyday. Ein Taxi hielt vor der Absteige, ihm entstieg der übliche Südamerikaner, den Darm voller Kokspäckchen. Eine kleine Reisetasche in der Hand ging er sich misstrauisch umblickend zum Eingang.
    B.B. nahm das Funkgerät zur Hand.
    »Jetzt!«, befahl sie.
    Ihre Männer sprangen aus dem Lieferwagen. Pistolen, Taser, Handschellen. Dann eine Fahrt zur Konservenfabrik.
    Der »Territorialkrieg« dauerte an. Drei Jungs aus dem Vierzehnten Arrondissement waren erschossen worden. Ihre Mörder hatten den Wagen angezündet, in dem sie saßen, nur mittels DNS-Analyse konnte ihre Identität geklärt werden. Neunzehn Jahre waren sie alt. Am Tag zuvor war nach kurzem Todeskampf ein Polizist gestorben, der einen Raubüberfall auf einen Supermarkt hatte vereiteln wollen und dabei mit einer Kalaschnikow niedergeschossen wurde. Die Regierung kündigte den Ankauf von einhundertfünfzig weiterenPumpguns an. Die Bullen wollten ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen. B.B. ihrerseits würde bis zum Erreichen des Pensionsalters mit ihren

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