Die Maya Priesterin
Eingeborene n auskannte .
Vo n Sa n Benito , de m winzige n Hafen , wa r vo m Schif f aus nur die kleine Bucht zu sehen, das Wasser jadegrün und unbe w eg t . Dahinter erhob sich die Gouvernementsverwaltung, ei n wei ß getünchte r Flachbau , vo n Palme n gesäumt . Ei n leerer Plat z umga b da s Gebäude , gerode t zu m Schut z vo r Überfallen, wi e Fra y Dieg o vermutete . Ring s umher , sowei t da s Auge reichte , dehnt e sich , fli r ren d grü n un d undurchdringlich , der Regenwal d .
Di e grün e Hölle . Wär e e s nac h ih m gegangen , e r hätte niemal s eine n Fu ß au f neuspanische n Bode n gesetz t . Abe r i n der alte n Wel t wa r e r untragba r geworden , geächtet , wei l e r einer Verfolgten in seiner Klause Zuf luch t gewähr t hatte . Als Bußmönc h vo m Orde n de s heilige n Franzisku s un d Prieste r der katholische n Kirch e hatt e e r e s fü r sein e selbstverständliche Pflich t gehalten , Isabe l d e Cazorl a vo r ihre n Häscher n zu beschütze n . Doc h sei n Mitlei d wa r ih m übe l vergolt e n worde n . Den n di e Schergen , di e Anfan g Februa r i n seine r Klause erschiene n waren , u m Isabe l d e Cazorl a abzuführen , stande n in Dienste n de s Inquisitor s vo n Malag a .
Vo r eine r halbe n Ewigkei t scho n hatte n si e di e Flagge aufgezoge n , die den Lotsen herbeirufen sollte . S o jedenfall s der graubärtig e Kapitä n Veracruz , de r sic h au f da s Achterdeck begebe n hatte , u m Pate r Diego , de m einzige n zahlenden Passagie r de r Santa Magdalena, die Verzögerung zu erkläre n . Seltsamerweise dümpelte der Katamaran, mit dem der Lotse sons t auszulaufe n pflegte , noc h imme r a n de r Hafenmaue r von Sa n Benito . Genaugenommen schien sich dort an Land überhaup t nicht s z u rege n . Auße r de n Möwen , di e mit eintönigem Kreischen über dem Kai kreisten, und dem Klumpen schwarzer Geier, die sich neben d e m Gouvernementsgebäud e an eine m Kadave r z u schaffe n machte n . Kapitän Veracruz stellte eigen s sei n Fernroh r scharf , dami t Fra y Dieg o da s Boo t un d die Vöge l i n de n Blic k fasse n konnte .
Die Bucht von San Benito sei für ihre Sandbänke berüchtigt, fuh r Veracr u z for t . Ohne kundigen Führer dürfe man nicht wagen , i n de n Hafe n einzulaufe n . Andererseits könne er auch nich t länge r au f de n Lotse n warten , d a di e Sant a Magdalena dringen d i n Hispaniol a erwarte t werde . »Mit Eurem Einverständnis , Frater , lasse n wi r da s gro ß e Boo t z u Wasser, un d de r Maa t bring t Euc h mitsam t Gepäc k un d Eure m Diene r an Lan d .«
De r Pate r zuckt e nu r mi t de n Schulter n . Im Grunde war es ih m ega l . Sa n Benit o ode r Hispaniola , e s wa r alle s dieselbe verflucht e Hölle . Vie l z u heiß , vie l z u feuch t . Vo n D schungel überwuchert , vo n braune n Wilde n bevölkert , di e i n primitiven Hütten hausten und barbarische Dialekte sprache n . Auc h wenn gerade sein eigener Orden sich seit Jahrhunderten um die Missionierung der hiesigen Heiden bemühte, Neuspanien war allenfall s fü r Glücksritte r un d Goldgräbe r ei n Gelobte s Lan d . Ansonsten zogen aus Kastilien bloß die Geächteten und Verbannte n i n di e Neu e Welt . Zu denen auch er gehörte, seit er e s gewag t hatte , Isabe l d e Cazorl a z u beschützen , di e nach Ansich t de s Inquisitor s ein e Satansbuhli n war .
E r konnt e vo n Glüc k sagen , da ß ih m da s Schicksa l der Señorit a erspar t gebliebe n war . Da ß si e ih n nich t a n de n Pranger gestellt , mi t Hoh n un d Ko t über gos se n hatte n . Oder gar bei lebendige m Lei b verbrannt , wi e e s i n Spanie n noc h imme r mit jene n Unselige n geschah , di e de r Häresi e bezichtig t wurde n .
»Dann sind w i r un s als o einig? « fragt e Veracru z .
Fra y Dieg o nickte . Flüchtig wunderte er sich über die Erleichterung in der Miene des Kapitän s . Veracruz schien froh, sie endlich vom Hal s z u haben , vo r alle m de n Mestizen Hernández , vo n de m di e Matrose n währen d de r ges a mten Seereis e gemunkel t hatten , da ß e r vo n Dämone n besesse n se i . Ei n Argwohn , de n i m übrige n auc h de r Pate r nich t abwegig fan d . Deshal b hatt e e r nu r gering e Anstrengungen unternommen, diesen Verdacht vor dem Kapitän und der Mannschaft zu entkräfte n . »Pí o H ernández ist ein getaufter Chris t wi e Ih r un d ic h .« Da s wa r di e Wahrhei t un d hatt e doch niemande n überzeug t . A m wenigste n ih n selbst .
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Vo n vie r
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