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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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1. Kapitel
    R ouven
    „Gott schuf diese Welt. Er liebte sie so, daß er ihr seinen einzigen Sohn sandte. Die Welt aber wurde zu einer Welt der Finsternis, zu einer Welt des Bösen. Sie liebt die Dunkelheit mehr als das Licht. Sie verschmähte seinen einzigen Sohn, Jesus. Gottes Gericht ist unantastbar. Längst schon hat er sein Urteil über diese sündige Welt gefällt. Der Jüngste Tag, an dem der Mond in seiner vollen Größe feuerrot am Himmel ragt, rückt mit jeder Stunde näher. Gebt acht! Hütet Euch vor dem Anblick des Todes. Hütet Euch vor Satan. Er ist Herr der Finsternis, er ist Herrscher dieser Welt. Nur wem es gelingt, sich von ihm und seinen Dämonen abzuwenden, wird in das selige Himmelreich aufgenommen werden. Nur jene, und glaubt mir, es werden wenige sein unter uns vielen.“
    Schwester Maria legte das Buch zurück auf den Schreibpult. Mit ernster Miene sah sie auf ihre Schüler, die aufmerksam jedem ihrer Worte gefolgt waren.
    Bis auf einen, Cloud Wallis, auch Dumpkin genannt. Gelangweilt saß er an seinem Tisch und wippte mit dem Stuhl hin und her. Ab und zu pfiff er sogar leise vor sich hin. Schwester Maria ging direkt auf ihn zu.
    „ Du scheinst dich nicht sehr dafür zu interessieren“, sprach sie ihn an. Keineswegs war sie erbost, sondern beinah mitleidig blickte sie auf ihn herab. Dumpkin hörte auf zu schaukeln. Ein müdes Lächeln verzog seinen Mund. Gleichzeitig strich er sich seine schwarzen Haare aus dem Gesicht, die ihm bis über die Augen reichten.
    „Alles Quatsch“, erwiderte er nur.
    „Warum bist du hier?“ fragte sie ihn darauf.
    Dumpkin zuckte mit der Schulter. „Hier oder da“, antwortete er. „Ist doch egal wo. Irgendwann ist so oder so alles zu Ende.“
    „Weißt du denn, was Leben bedeutet?“
    Dumpkin sah sie etwas erstaunt an. Eine Antwort gab er ihr darauf nicht.
    „Leben bedeutet auch sterben, Cloud. Nach dem Tod gibt es keine Entschuldigungen mehr. Jetzt hast du noch die Möglichkeit, das Himmelreich zu verdienen. Nach dem Tod ist es um dich geschehen. Spiele nicht mit deiner Seele, Cloud. Sie ist das einzige, das du wirklich besitzt.“
    Dumpkin schüttelte abwehrend seinen Kopf. „Sie sind auf dem Irrweg“, widersprach er ihr. „Es gibt kein Himmelreich. Auch keinen Satan oder Gott. Und nach dem Tod, was soll da sein? Kann ich Ihnen sagen. Nämlich nichts.“ Dumpkin wandte sich ab und fing wieder an, mit dem Stuhl zu schaukeln. Schwester Maria sah ihn noch einige Momente an, begab sich dann zur Tafel zurück. Gespannt hatten Dumpkins Klassenkameraden der kurzen Unterhaltung zugehört. Sofort widmeten sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Schwester, die mit der Kreide ein seltsames Gebilde an die Tafel malte. Zwei ineinandergreifende Dreiecke, eines davon auf der Spitze stehend. Schwester Maria drehte sich wieder ihren Schülern zu.
    „Das“, betonte sie und zeigte auf die Tafel, „das ist ein Hexagramm. Auch das Siegel Salomons genannt. Es wird als höchste Macht der Magie zugesprochen. Das Hexagramm symbolisiert das maskuline und das feminine Prinzip in der Vereinigung. Im wesentlichen bedeutet es Fortpflanzung und Fortdauer des Lebens. Auch gelten sie als Symbole für die Elemente Wasser und Feuer.“
    Ein allgemeines Raunen fuhr durch das Klassenzimmer. Sogar Dumpkin horchte auf. Neugierig musterte er das Hexagramm.
    Schwester Maria wollte weiterunterrichten, da ertönte ein schrilles Geräusch. Zwölf Uhr. Der Unterricht war zu Ende. Sie wischte das Zeichen von der Tafel.
    „Das nächste Mal werden wir uns etwas intensiver damit befassen“, sagte sie zum Abschluß. Dumpkin verließ als erster das Klassenzimmer.
    Schwester Maria setzte sich an den Schreibpult. Sie öffnete das Buch, aus dem sie vorgelesen hatte. Der letzte Schüler hatte das Klassenzimmer verlassen. Wenig später war sie so in das Buch vertieft, daß sie nicht einmal das Herannahen des älteren Herrn bemerkte. Erst nach einem kurzen Husten horchte sie auf. Schnell schlug sie das Buch wieder zu. Wie ein kleines Mädchen, das von ihrer Mutter beim Naschen erwischt wurde, sah sie den älteren Herrn an. Sie versuchte es zu verbergen, indem sie sich sofort von ihrem Stuhl erhob.
    „Sind Sie Schwester Maria?“ fragte der Herr. Seine Stimme klang ungewöhnlich rauh. Schwester Maria lächelte ihn an.
    „Ja“, antwortete sie freundlich. „Kann ich etwas für Sie tun?“
    „Blandow mein Name“, stellte er sich vor und reichte ihr zum Gruß die rechte Hand. Schwester Maria drückte sie

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