Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
gerufen, Vaterwird-heiraten , weil sie so hässlich war. Doch die Natur hatte sie vollauf entschädigt. Sie hatte volles Haar, das ihr, mit schwarzem Garn zu dünnen Zöpfen geflochten, bis weit hinunter ins Genick reichte.
»Danke«, antwortete sie mit gesenktem Kopf und einem einseitigen Lächeln.
»Warum hat man dich Ozoemena getauft?«, fragte er.
»Was ist bei deiner Geburt passiert?«
Die Frage überraschte sie nicht. Ozoemena hieß: Möge-es-nicht-passieren . Schockierend war allerdings, dass er sie überhaupt danach fragte.
»Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben«, antwortete Augustina.
»Hast du auch einen christlichen Vornamen?« Sie nickte.
»Augustina.«
Sie war am siebenundzwanzigsten Mai geboren, am Tag der heiligen Augustina. Die Schwester in der Missionsklinik hatte den Namen in ihrer Geburtsurkunde eingetragen. Engineer bückte sich und warf einen kurzen Blick in ihr Gesicht. Dann lächelte er.
»Ich finde, ein Kind sollte nach seiner Bestimmung genannt werden, damit es, immer wenn es seinen Namen hört, daran denkt, was ihm für eine Zukunft ins Haus steht. Nicht nach den Umständen seiner Geburt. Die Vergangenheit legt uns Fesseln an, die Zukunft kennt keine Grenzen.« Er lächelte abermals. »Ich werde dich Augustina nennen.«
Beim Hineingehen dachte Augustina über seine Worte nach. Einer ihrer Cousins hieß Onwubiko, Bitte-nicht-sterben , weil seine Mutter sieben Kinder verloren hatte, bevor er auf die Welt kam. Ein anderer Verwandter von ihr hieß Ahamefule, Mein-Name-soll-nicht-verlorengehen , weil er nach sechs Mädchen der erste Sohn war. Und auf der höheren Schule hatte eine Klassenkameradin Nkemakolam geheißen, Den-Meinen-soll-durch-mich-nichts-fehlen , weil sie die Erstgeborene nach mehreren kinderlosen Jahren war. Diese Art der Namenswahl war ziemlich normal, aber der Ingenieur war ein Wunder. Er sagte und dachte Dinge, die sie noch nie von irgendwem gehört hatte.
Ein paar Tage darauf kam Engineer zum Mittagessen. Hinterher fragte er Teacher, ob er sich mit Augustina in den Garten setzen dürfe, um mit ihr zu plaudern. Teacher und seine Frau sahen einander an und dann wieder Engineer. Er wiederholte seine Bitte.
Augustina erledigte ihre Pflichten und ging zu ihm nach draußen. Er saß hinten am Zaun auf einem Stapel Feuerholz und hatte neben sich einen kleineren Stapel errichtet. Als sie näherkam, betrachtete er sie von Kopf bis Fuß wie ein Schlemmer, dem man eine Platte mit Gebratenem vorsetzt.
»Wo sind deine Schuhe?«, fragte er mit sanfter Stimme. Augustina schaute auf ihre Füße.
»Zieh dir doch Schuhe an«, sagte er.
Sie war es gewohnt, barfuß zu gehen. Aber sein Ton veranlasste sie, ins Haus zu eilen und die Schuhe zu holen, die sie gewöhnlich am Nkwo-Tag zum Markt trug.
»Augustina, du solltest nicht barfuß herumlaufen«, sagte er, als sie sich neben ihn auf den kleineren Holzstapel gesetzt hatte.
Augustina starrte schweigend auf eine große Hühnerschar, die auf sie zukam. Ein mutiges Huhn reckte den Hals und pickte zu Engineers Füßen ein unsichtbares Korn auf. Ein noch waghalsigeres marschierte an ihre Zehen heran und versuchte zu hacken. Rasch riss Augustina ihr Bein weg. Die plötzliche Bewegung erschreckte die Hühner so, dass sie zur anderen Seite des Gartens flitzten wie ein Tsunami der Angst.
»Weißt du«, fuhr er fort, »als der weiße Mann zuerst hier ankam, dachten viele Menschen, er habe keine Zehen. Sie haben tatsächlich geglaubt, dass die Schuhe seine Füße waren.«
Er lachte ein gut gelauntes, träges Lachen, auf das sie mit einem trägen, gut gelaunten Lächeln reagierte. Sie hatte ebenfalls allerlei lustige Geschichten aus der Zeit gehört, als der weiße Mann zuerst im Land erschienen war. Ihre Großmutter hatte ihr erzählt, sie und ihre Freundinnen seien, als sie zum ersten Mal einen weißen Mann gesehen hatten, davongelaufen, weil sie dachten, er wäre ein böser Geist.
»Du hast so schönes Haar«, sprach Engineer weiter. »Bist du zur Schule gegangen?«
»Ja, ich habe die höhere Schule abgeschlossen.«
»Und was ist mit einem Studium? Willst du nicht weiterlernen?«
»Ich mache eine Schneiderlehre.«
»Nun ja. Schneidern lernen und ein Studium, das kann man nicht miteinander vergleichen. Sieh dir all die Leute an, die täglich aufs Feld gehen.« Er beschrieb langsam einen Halbkreis in der Luft. »Weißt du, was sie sein könnten, wenn sie zur Schule gegangen wären?«
Sie wusste es nicht.
»Einige von ihnen
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