Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
1. KAPITEL
So aufgeregt war Zach Rainer das letzte Mal gewesen, als er an seinem achtzehnten Geburtstag die betreute Wohneinrichtung in Texas verlassen hatte. Doch an diesem Tag, zwölf Jahre später, stand mehr auf dem Spiel als nur seine eigene Zukunft.
Bereits seit Sonnenaufgang war er in seinem drei Jahre alten Jaguar Cabrio auf der Interstate unterwegs. Gesellschaft hatten ihm nur ein fades Sandwich von der Tankstelle und sechs Pappbecher Kaffee geleistet. Sein Geschäftspartner Alex Cable war fest davon überzeugt gewesen, dass der Roadtrip von Texas nach Colorado Zach helfen würde, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Zach hätte es besser wissen müssen. Nachdenken hatte seiner Erfahrung nach noch kein einziges Problem gelöst. Das Einzige, was half, war zu handeln.
Jetzt war er endlich in Lyndon, Colorado, angekommen und nahm an der Rezeption des Caspian Hotels in der Innenstadt den Schlüssel für sein Zimmer im achten Stock entgegen. Während er seine Kreditkarte wieder einsteckte, fiel sein Blick auf den großen Treppenabsatz über der Lobby. Auf der imposanten geschwungenen Treppe plauderten elegant gekleidete Herren und mit Schmuck behängte Damen zu den Klängen von Kammermusik.
Zach gab sein Gepäck beim Portier ab, klopfte sich den Reisestaub von seinem Jackett und machte sich auf den Weg in die Sportbar am anderen Ende der Lobby, die ihm die freundliche Rezeptionistin empfohlen hatte. Sie hatte ihm versichert, dass es dort nicht so überfüllt sein würde wie in der Lobby. In Anbetracht seines zerknitterten Hemds und des Bartschattens auf seinen Wangen vermutete er allerdings, dass sie auch davon ausgegangen war, er würde sich in der Sportbar wohler fühlen als hier zwischen den oberen Zehntausend. Doch Zach war so müde und hungrig, dass es ihm vollkommen egal war, ob man ihn schief ansah. Alles, was er wollte, waren eine warme Mahlzeit und ein weiches Bett.
Am folgenden Morgen würde er in die hinter Lyndon gelegenen Hügel fahren und die Craig Mountain Brewery begutachten. Die Brauerei war der Schwachpunkt von DFB Corporated, der Vereinigung von Lokalbrauereien, die Zach in den vergangenen zwölf Jahren gemeinsam mit Alex aufgebaut hatte. Kein Mensch hätte jemals damit gerechnet, dass das Schicksal des Unternehmens und Hunderte von Arbeitsplätzen eines Tages allein von Craig Mountain abhängen würden.
Durch einen beleuchteten Durchgang betrat Zach die in gedämpftes Licht gehüllte Bar. Er zwinkerte, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Auf dem großen Plasmabildschirm über dem Tresen lief ein Basketballspiel, das von Rockmusik aus den Achtzigern untermalt wurde.
Die Lakers spielten gegen die Celtics. Zach interessierte sich für keines der beiden Teams, aber das Spiel würde ihn wenigstens eine Weile lang von seinen Sorgen ablenken. Sie hatten sechs Monate Zeit, die Produktionsmenge von Craig Mountain zu verdreifachen. Ansonsten stand DBF vor dem Aus.
Als er an den Tresen trat, bemerkte er eine aufsehenerregend schöne Frau mit kastanienbraunem Haar, die ganz allein an einem Tisch saß. Mit ihrem tief ausgeschnittenen schwarzen Cocktailkleid wirkte sie in der lockeren Umgebung völlig fehl am Platz. Schmale Spaghettiträger gaben den Blick auf ihre glatten, schimmernden Schultern preis, und der enge Schnitt des Kleides betonte ihre tolle Figur.
Offenbar war sie tief in Gedanken versunken, denn sie starrte ins Nichts und schien das Martiniglas, das sie in der Hand hielt, vollkommen vergessen zu haben. In ihren hellbraunen, mit Gold gesprenkelten Augen spiegelte sich das Flackern des Bildschirms wider. Ihr Haar war kunstvoll hochgesteckt. Ein paar lose Haarsträhnen umspielten ihre Schläfen und die glitzernden Ohrringe.
Zach blieb wie gebannt stehen. Er konnte nicht anders, als sie bewundernd zu mustern. Im selben Augenblick sah sie auf, als hätte sie seinen Blick bemerkt. Sie wirkte überrascht. Zach wollte sich schon für seine Aufdringlichkeit entschuldigen, da warf sie ihm ein Lächeln zu und nickte ihm zu.
Ganz gleich, wie müde und hungrig Zach auch war – solange er noch am Leben war, würde er sich so eine Einladung nicht entgehen lassen.
„Hallo“, sagte er, während er auf ihren Tisch zuging.
„Flüchten Sie auch vor der Menge?“, fragte sie und lächelte freundlich.
Er nickte. „Ich hatte gehofft, dass es hier hinten etwas ruhiger ist.“
„Tja, ruhiger nicht, aber wenigstens ist es eine andere Art von Lärm“, erwiderte sie mit einem
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