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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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langsam. Ihm schien, als könnte diese Einladung doch noch recht amüsant werden. «Ein ausgezeichneter Vorschlag, Lomax. Mrs Revel ist die reizendste Frau von ganz London.»
    «Sie kennt sich sogar in Herzoslowakien aus. Ihr Mann gehörte zur dortigen Gesellschaft. Sie erinnern sich wohl. Und wie Sie sagen: eine Frau von ungewöhnlichem Charme.»
    «Eine prächtige Erscheinung», murmelte der Lord.
    «Das wäre also ebenfalls geregelt.»
    Mr Lomax gab den Rockaufschlag seines Opfers frei, und dieses beeilte sich, die günstige Gelegenheit zu nutzen.
    «Auf Wiedersehen, Lomax – Sie werden also alle Vorbereitungen treffen, nicht wahr?»
    Der Lord flüchtete in ein Taxi. Das kommende Wochenende lastete wie ein Albdruck auf ihm. Ein Unfug war das Ganze, ein abscheulicher Unfug. Doch der Gedanke an Virginia Revel hob seine Stimmung etwas.
    «Eine entzückende Frau», murmelte er vor sich hin. «Eine ganz entzückende Frau!»

4
     
    G eorge Lomax kehrte unverzüglich nach Whitehall zurück. Als er das pompöse Zimmer betrat, das die Stätte seines Wirkens war, hätte er ein hastiges Poltern vernehmen können.
    Mr Bill Eversleigh schien zwar sehr beschäftigt mit Einordnen von Briefen, aber der breite Armsessel war noch warm und die Kissen noch eingedrückt. Bill Eversleigh war ein sympathischer junger Mann, groß und etwas unbeholfen.
    «Hat Richardson schon Bericht erstattet?»
    «Nein, Sir. Soll ich mich darum kümmern?»
    «Nicht wichtig. Keine Anrufe?»
    «Miss Oscar erledigte die meisten.»
    «Sie können mir eine Verbindung herstellen, Eversleigh: Mrs Revel, Pont Street 487.»
    «Jawohl, Sir.»
    Bill griff nach dem Telefonbuch, überflog ohne zu lesen eine Spalte unter M, klappte das Buch zu und ging zum Apparat. Die Hand am Hörer, hielt er plötzlich inne.
    «Da fällt mir eben ein, dass der Apparat von Mrs Revel nicht funktioniert. Ich versuchte vor kurzem sie anzurufen.»
    George Lomax runzelte die Stirn.
    «Ärgerlich», brummte er und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, «ausgesprochen ärgerlich.»
    «Falls es sich um etwas Wichtiges handelt, Sir, könnte ich rasch mit einem Taxi hinfahren. Um diese Zeit wird sie sicher zuhause sein.»
    George Lomax zögerte mit der Antwort. Bill wartete hoffnungsvoll.
    «Das wird das Beste sein», meinte Lomax schließlich. «Nehmen Sie ein Taxi und fragen Sie Mrs Revel, ob ich sie heute Nachmittag um vier Uhr in einer wichtigen Angelegenheit sprechen kann.»
    Bill ergriff seinen Hut und verschwand schleunigst.
    Zehn Minuten später hielt sein Wagen vor Nummer 487 Pont Street. Er läutete und vollführte gleichzeitig ein lautes Lärmen mit dem Klopfer. Die Tür wurde von einem streng blickenden Butler geöffnet, dem Bill mit der Vertrautheit eines alten Bekannten zunickte.
    «Morgen, Chilvers. Ist Mrs Revel daheim?»
    «Ich befürchte, Sir, sie will gerade ausgehen.»
    «Sind Sie das, Bill?» rief eine Stimme über das Treppengeländer.
    «Das sanfte Klopfen kam mir bekannt vor. Kommen Sie herauf und erzählen Sie mir etwas.»
    «Hallo, Virginia!»
    «Guten Morgen, Bill.»
    Charme ist eine merkwürdige Sache: Hunderte von Frauen, sogar schönere als Virginia Revel, hätten diese paar Worte im gleichen Ton sagen können, ohne irgendeine Wirkung zu erzielen. Von Virginia Revel ausgesprochen, klangen sie berauschend für Bill. Virginia Revel war siebenundzwanzig Jahre alt, groß, schlank und herrlich gewachsen. Ihr Haar hatte den echten Kupferton mit goldenen Lichtern; sie besaß ein energisches Kinn, eine reizende Nase und schräggestellte blaue Augen, die wie Kornblumen durch halbgeschlossene Lider schimmerten. Sie zog Bill in den kleinen Salon.
    «Mein lieber Bill», lachte Virginia, «vermisst Sie das Ministerium nicht? Kann man denn dort ohne Sie auskommen?»
    «Ich überbringe Ihnen eine Nachricht vom Stockfisch.» So unehrerbietig betitelte Bill seinen Vorgesetzten. «Und nebenbei, Virginia, falls er Sie danach fragt: Ihr Telefon funktioniert heute früh nicht.»
    «Unsinn, Bill, das Telefon ist ganz in Ordnung.»
    «Ich weiß, aber ich musste es eben behaupten.»
    «Warum? Führen Sie mich in diese höhere Diplomatie ein.» Bill schaute sie vorwurfsvoll an.
    «Ich brauchte doch eine Ausrede, um herkommen zu können.»
    «Ach Bill, wie dumm von mir – und wie reizend von Ihnen!»
    «Chilvers sagte, Sie seien im Begriff, auszugehen.»
    «Stimmt, ich wollte mir ein neues Geschäft ansehen, aber es ist nicht weiter wichtig. Sagen Sie mir lieber, was George

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