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Die Mestizin

Die Mestizin

Titel: Die Mestizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: César Aira
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erträglicher, obwohl auch sie monströs waren, viel zu zylindrisch, mit Köpfen so klein wie der einer Schlange.
    Er hätte diese Wunderlichkeiten des neuen Kontinents gewiss mit Freuden ertragen, hätte er sich nur in nicht so beängstigender Gesellschaft befanden… Er warf einen verstohlenen Blick auf die Häftlinge und fragte sich, wie sie den Bewegungsmangel ertragen konnten. Schon beim bloßen Gedanken daran wurden ihm die Beine lahm. Nur für eine knappe halbe Stunde kettete man sie, in der Dämmerung und unter striktester Bewachung, los und ließ sie aus den Karren steigen, aber die meisten wollten lieber bleiben, wo sie waren. Es war erstaunlich, dass sie nach so vielen Wochen pflanzenhafter Reglosigkeit, zusammengepfercht und ohne Nahrung, noch immer am Leben waren. Er fragte sich, welches Interesse die Armee daran haben konnte, sie unter großem Kostenaufwand zu den kleinen Festungsanlagen zu transportieren, da sie doch fast schon nicht mehr am Leben waren. Sicher, er wusste nicht, was dort am Ende der Welt vor sich ging. Und vielleicht hatten diese Unglücksraben mehr Widerstandskraft, als sich aus ihren Lebensbedingungen schließen ließ; laut dem Leutnant kam es oft zu Meutereien, weshalb man ihre Beaufsichtigung auch keine Minute vernachlässigte, und sie wurde immer strenger, je weiter sie ins Innere der Provinz vordrangen.
    Er ging nie zu den Karren, und heute war der Gestank, der ihnen entströmte, unerträglich, als habe der Regen die entsetzlichsten Ausdünstungen aus ihren gepeinigten Körpern und vom Boden ihrer ständigen Schlaflager freigesetzt. Trotzdem schliefen sie oder sahen mit dumpfem Blick ins Leere. Plötzlich bat ihn eine Frau mit rauer Stimme um eine Zigarette; erschrocken tat Duval, als habe er sie nicht gehört, und in seiner Verwirrung warf er die, die er gerade rauchte, in eine Pfütze. Die Offiziere suchten sich gewöhnlich am Abend ein paar Frauen aus und nahmen sie mit zu ihren Satteldecken. Im ersten Bach, auf den sie nach dem Abzug aus Buenos Aires trafen, hatten sie sie baden und kahl scheren lassen, doch seither waren die hygienischen Maßnahmen sehr begrenzt gewesen; er selbst vermied natürlich jeden Kontakt. In den Karren herrschte völlige Promiskuität, und das Ganze bewegte sich, wie so viele Dinge auf dieser Reise, zwischen dem Erlaubten und dem Verbotenen. Vor kurzem hatte es eine besonders grausame Demonstration der Ungreifbarkeit ihrer Gesetze gegeben – am helllichten Tag kopulierte ein Mann geräuschvoll mit einer der Gestalten auf den Karren, ohne einen Hehl daraus zu machen, was kein ungewöhnliches Schauspiel war und auch nicht abstoßender als andere; es war allenfalls erstaunlich, dass einer noch die Energie dazu aufbrachte. Duval kam näher und wandte nicht einmal den Blick ab. Er wollte gerade dem Pferd die Sporen geben, als er das aufgedunsene und aschfahle Gesicht des Leutnants erblickte, der an ihm vorüber zum Karren ging. Es war offensichtlich, dass er einen schlechten Tag hatte, und selbst in diesem Zustand handelte er mit apathischer Gleichgültigkeit, die auch sein Opfer an den Tag gelegt haben würde, hätte es Gelegenheit dazu gehabt. Er beugte sich seitlich aus seinem englischen Sattel, packte den Mann bei den Haaren, riss ihn mit einem Ruck von seiner Partnerin herunter und warf ihn aus dem Karren; der Gefangene blieb mit dem Kopf nach unten hängen, die Kette um seinen skelettdürren Knöchel. Duval, der geglaubt hatte, diese brutale Behandlung sei Bestrafung genug, sah sprachlos zu, wie der Leutnant ihm mit einem Säbelhieb die Genitalien abtrennte und wie der Mann, gebadet in seinem Blut, in Ohnmacht fiel. In dieser Stellung blieb er hängen, bis er starb, und Lavalle gestattete erst drei Tage später, dass man die Leiche fortschaffte (sie hackten ihm mit der Axt das Bein ab), als der Verwesungsgestank die Luft im ganzen Treck so verpestet hatte, dass man nicht mehr atmen konnte.
    Die Sonne ging schon unter, als einer der Fährtensucher, die die Vorhut bildeten, die Hand hob und in der Ferne auf die ersten Umrisse der Dörfer von Azul aufmerksam machte. Duval, befallen von einer Müdigkeit, die seiner Körperhaltung bereits mehr als deutlich anzumerken war, improvisierte im Rhythmus der Hufschläge eine Ballade über die Dämmerung, wiederholte Wörter in seiner melodiösen Muttersprache und dachte, wie er es seit über einem Monat jeden Tag um diese Stunde tat, dass dieses Wechselspiel der Farben am Himmel und die Veränderungen der

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