Brausepulver für den Papst

Prolog
    RAT & TAT: Herr Midian, ist es richtig, dass Sie nur diesen einen Namen besitzen?
Midian: Er ist mein Markenzeichen und bürgt für Qualität.
RAT & TAT: Ihre Nationalität ist umstritten. Können Sie uns da helfen?
Midian: Ich bin Weltbürger.
RAT & TAT: Ihrem Aussehen nach stammen Sie aus dem Nahen oder Mittleren Osten.
Midian: Gefällt es Ihnen?
RAT & TAT: Äh … Sie sind gerade aus Afrika zurückgekommen. Welche Länder haben Sie bereist?
Midian: Viele.
RAT & TAT: Die wollen Sie uns nicht verraten?
Midian: Sagen wir, ich war überall, wo die Not groß ist.
RAT & TAT: Sie haben außergewöhnlich gute Kontakte zu den Diktatoren dieser Welt. Wie kommt das?
Midian: Sie lieben meine unschlagbaren Argumente.
RAT & TAT: Sie nutzen Ihre Kontakte, um den Menschen vor Ort zu helfen. Wie sieht diese Hilfe aus?
Midian: In Zusammenarbeit mit den Regierungen bauen wir Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen.
RAT & TAT: Es gibt Gerüchte, die besagen, dass in den Krankenhäusern nur Soldaten gepflegt werden, die in Bürgerkriegen Massaker begangen haben. Was sagen Sie dazu?
Midian: Wir sind dem Hippokratischen Eid verpflichtet; in unseren Krankenhäusern wird niemand abgewiesen.
RAT & TAT: Es heißt auch, dass in den Schulen gelehrt wird, sklavischer Gehorsam sei die erste Bürgerpflicht und Folterstrafen seien moderne Erziehungsmethoden?
Midian: Das ist eine glatte Verleumdung.
RAT & TAT: Auch, dass die Lehrer altgediente Fremdenlegionäre sind?
Midian: Wer behauptet denn das?
RAT & TAT: In den Kindergärten sollen echte Handgranaten als Spielzeug verteilt worden sein?
Midian: Die müssen Sie mit Apfelsinen verwechselt haben.
RAT & TAT: Wer stellt eigentlich die geldlichen Mittel für Ihren unermüdlichen Einsatz zur Verfügung?
Midian: Ich hoffe auf großherzige und spendenfreudige Menschen.
RAT & TAT: Können Sie uns sagen, womit Sie Ihren Lebensunterhalt bestreiten?
Midian: Ich lebe von den Ersparnissen meiner verstorbenen Mutter.
RAT & TAT: Und davon können Sie Ihren … äh, doch recht aufwendigen Lebensstil finanzieren?
Midian: Bittet, so wird euch gegeben. Matthäus 7, Vers 7.
RAT & TAT: Ist es richtig, dass man Sie manchmal mit der verstorbenen Mutter Theresa vergleicht?
Midian: Ja.
RAT & TAT: Ist Ihnen das unangenehm?
Midian: Nein.
RAT & TAT: Mit wem würden Sie sich sonst noch vergleichen?
Midian: Ich bin unvergleichlich.
RAT & TAT: Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung, wenn Sie nicht in Sachen Wohltätigkeit unterwegs sind?
Midian: Sex.
RAT & TAT: Haben Sie da spezielle Vorlieben?
Midian: Ich zeige Ihnen in meinem Hotelzimmer gern einige Varianten.
RAT & TAT: Aber Herr Midian!
Midian: Lassen Sie doch das ›Herr‹ weg!
RAT & TAT: Wie können Sie bei Ihrem unermüdlichen Streben nach dem Guten Ihre sexuellen Wünsche befriedigen?
Midian: Meine Reisen führen mich immer wieder an die anregendsten Orte.
RAT & TAT: Meinen Sie Bordelle?
Midian: Eigentlich weniger.
RAT & TAT: Der Frage nach Ihren sexuellen Vorlieben sind Sie ausgewichen.
Midian: Fragen Sie mich, was ich nicht mag.
RAT & TAT: Also … keine Tabus?
Midian: So ist es.
RAT & TAT: Es heißt, Sie sind auch Männern gegenüber nicht abgeneigt?
Midian: Seit Rosa von Praunheim ist doch jedes Outing überflüssig geworden, nicht wahr?
RAT & TAT: Wo hatten Sie Ihr aufregendstes Erlebnis in Sachen Sex?
Midian: Das hatte ich in Bosnien.
RAT & TAT: Würden Sie das bitte näher erläutern?
Midian: Sorry. No comment.
RAT & TAT: Sie sind ein sehr attraktiver Mann. Wie lebt man damit?
Midian: Ich genieße es.
RAT & TAT: Haben Sie schon Angebote aus Hollywood bekommen?
Midian: Ich möchte mit Ihnen schlafen.
RAT & TAT: Wie bitte?
Midian: Sex! In einem Fahrstuhl. Auf dem Fußboden. Sie verstehen?
RAT & TAT: Aber Midian, dies ist eine Liveübertragung!
Midian: Ich weiß, aber wollen wir es denn hier vor dem Mikrofon tun? Na gut, von mir aus, mein Stöhnen ist bühnenreif.
RAT & TAT: Aus! Schnitt! Nicht doch! Nehmen Sie Ihre Hand da weg! Schnitt!!!

Stimme aus dem Off: Wenn auch Sie davon überzeugt sind, dass geholfen werden muss: Kontonummer 2875709981, Stichwort: Afrikahilfe, Schweizer Nationalbank, Zürich

1. Kapitel
Wie viel Reibung erträgt eine Streckbank?
    Rom! Piazza Navona! Es war sehr heiß. Ein silberfarbenes Mercedes-Cabrio brauste über den Platz, wirbelte Sommerröcke auf und verärgerte ein deutsches Touristenpaar, er mit Shorts und Hawaiihemd, sie mit Radlerhose und durchsichtiger Bluse.
    Das Cabrio hielt mit quietschenden Reifen vor »Il